Faktotum
ich.
»Yeah.«
»Kann ich mal deine Zeitung haben?«
Ich sah mir die Aufstellungen an und gab ihm die Zeitung
zurück.
»My Boy Bobby müßte das Achte gewinnen.«
»Ich weiß. Und sie haben ihn nichtmal als Favorit.« »Um so besser.«
»Was meinst du, was es für den geben wird?«
»So an die 9/2.«
»Ich wollte, ich könnte ne Wette plazieren.«
»Ich auch.«
»Wann starten sie das letzte Rennen in Hollywood Park?« fragte er.
»Halb sechs.«
»Wir kommen hier um 5 raus.«
»Das schaffen wir nie.«
»Wir könnten es versuchen. My Boy Bobby ist der sichere Sieger.«
»Glück für uns.«
»Machst du mit?«
»Klar.«
»Behalt die Uhr im Auge. Um 5 hauen wir hier ab.« Als es fünf Minuten vor 5 war, drückten wir uns so nahe wie
möglich am Hinterausgang herum. Mein Freund, Manny hieß er, sah auf seine Armbanduhr.
»Wir klauen ihnen zwei Minuten. Wenn ich losrenne, kommst du hinterher.«
Manny stand da und schob Kästen mit Ersatzteilen auf ein Regal. Plötzlich wetzte er los, ich hinterher, und im Nu waren wir aus der Tür und rannten hinten die Gasse runter. Er war ein guter Sprinter. Hinterher kriegte ich heraus, daß er der lokale Highschool-Champion über eine Viertelmeile gewesen war. Ich war vier Schritte hinter ihm und hielt den Abstand bis ans Ende der Gasse. Sein Wagen stand gleich um die Ecke. Er schloß auf, und schon saßen wir drin, und ab gings.
»Manny, das schaffen wir nie.«
»Wir schaffen es. Ich hab diese Karre voll im Griff.« »Das müssen neun oder zehn Meilen sein. Und dann müssen
wir noch parken und vom Parkplatz bis zum Wettschalter kommen.«
»Ich hab die Karre im Griff. Wir werden es schaffen.«
»Dann dürfen wir aber an keiner roten Ampel halten.«
Manny hatte einen ziemlich neuen Wagen, und er nutzte jede sich bietende Lücke im Verkehr. »Ich hab schon sämtliche Rennbahnen in diesem Land abgegrast.«
»Caliente auch?«
»Ja, auch Caliente. Die Gauner dort kassieren 25 Prozent.«
»Ich weiß.«
»In Deutschland ist es noch schlimmer. Dort sahnen sie 50 Prozent ab.«
»Und kriegen immer noch welche, die an den Wettschalter gehn?«
»Sie kriegen immer noch welche. Diese Anfänger denken alle, sie brauchen bloß auf den Sieger zu tippen, und schon läufts.«
»Die 16 Prozent, die sie uns hier abnehmen, sind schon hart genug.«
»Hart, ja. Aber ein guter Spieler kommt trotzdem noch aus dem Schneider.«
»Ja.«
»Verdammt, die Ampel ist auf rot!«
»Scheiß drauf. Fahr durch.«
»Ich fahr rechts ab.« Manny wechselte abrupt die Fahrspur und bog an der Ampel rechts ab. »Sag mir, wenn du ’n Streifenwagen siehst.«
»In Ordnung.« Manny konnte wirklich mit der Karre umgehen. Wenn er sich aufs Pferdewetten so gut verstand wie aufs Autofahren, dann war Manny unschlagbar.
»Bist du verheiratet, Manny?«
»Nix zu machen.«
»Weiber?«
»Ab und zu. Aber das hält nie lange.«
»An was hapert’s denn?«
»Eine Frau ist ein Full-time-Job. Man kann nicht nebenbei noch was anderes machen.«
»Ja, ich würde sagen, es zehrt an den Emotionen.«
»Und an den Kalorien. Sie wollen Tag und Nacht ficken.«
»Such dir halt eine, mit der das Ficken Spaß macht.«
»Ja, aber wenn du säufst und spielst, dann fühlen sie sich zurückgesetzt.«
»Such dir eine, die gerne säuft, spielt und fickt.«
»Wer möchte sich denn so eine aufhalsen.«
Dann waren wir auf dem Parkplatz. Nach dem siebten Rennen war das Parken umsonst. Eintritt mußte man auch nicht mehr zahlen. Daß wir weder ein Programm noch eine Rennliste hatten, war allerdings ein Problem. Wenn es Umstellungen gegeben hatte, konnte man nicht sicher sein, ob man auf der Anzeigetafel auch das richtige Pferd erwischte.
Manny schloß den Wagen ab. Wir rannten los. Manny holte auf dem Parkplatz sechs Längen Vorsprung heraus. Wir rannten durch ein offenes Tor und runter in den Tunnel. Manny hielt seinen Vorsprung im Tunnel, und der von Hollywood Park ist lang … Als wir aus dem Tunnel kamen, holte ich auf, bis ich nur noch fünf Längen hinter Manny zurücklag. Ich konnte die Pferde drüben in der Startmaschine sehen. Wir sprinteten auf die Wettschalter zu.
»My Boy Bobby … was für ne Nummer hat der?« schrie ich einem Einbeinigen zu, an dem wir vorbeirannten. Bis er die Antwort rauskriegte, konnten wir ihn schon nicht mehr hören. Manny rannte an den 5-Dollar-Schalter. Als ich hinkam, hatte er schon sein Ticket in der Hand. »Welche Nummer hat er?«
»8! Pferd 8!«
Ich schob meine 5 Dollar rein und kriegte gerade noch das Ticket zu
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