Falaysia Bd 2 - Trachonien
sah wirklich so aus, als wüsste er nicht, wovon sie sprach.
Sie blinzelte. Nur nicht aus dem Konzept bringen lassen. „Du hast das Versprechen gebrochen, das du mir gegeben hast, als… als diese feindlichen Krieger kamen!“
Er legte den Kopf ein wenig schräg und seine hellen Augen sahen sie eindringlich an. „Hab ich das?“
Niemand war bisher dazu in der Lage gewesen, sie so schnell zu verunsichern wie dieser furchtbare Kerl. Ihre Gedanken überschlugen sich in dem angestrengten Versuch ihre Verwirrung aufzulösen und seine Frage zu beantworten. Sie presste zerknirscht die Lippen zusammen. Im Grunde hatte er Recht. Er hatte ihr nur versprochen Leon und ihr nichts anzutun und daran hatte er sich bisher gehalten. Sie räusperte sich und straffte die Schultern. Haltung bewahren – das war wichtig, selbst wenn man einlenken musste.
„Na, gut“, gab sie zu, „ich hätte mich vielleicht klarer ausdrücken sollen.“
„Vielleicht“, bestätigte er und lächelte wieder. Wenn dieses Lächeln eine Spur wärmer gewesen wäre, hätte sie es vielleicht sogar gemocht. Doch sie traute ihm nicht. Auch wenn sich ihre Angst langsam verflüchtigte – trauen würde sie ihm nie wieder.
Wie selbstverständlich schnitt er ihr noch ein Stück vom Braten ab und gab es ihr. Sie war ihm dankbar dafür. Endlich etwas zu sich zu nehmen, tat ihr gut. Ihre innere Unruhe und Angst legte sich spürbar, machte einer entspannenden Müdigkeit Platz, die nicht viel Raum für überzogene Vorsicht ließ. Eine Entführung war zwar nicht gerade das Angenehmste, was einem passieren konnte, jedoch war sie bereit, das Beste daraus zu machen. Sie fühlte, dass Marek sie beobachtete, während sie aß, und sah wieder auf.
„Um noch einmal auf die Punkte einzugehen, die du gerade genannt hast“, griff er das Thema wieder auf. „Es gibt vielleicht ein paar Dinge, die zwischen uns stehen und vielleicht auch immer stehen werden – aber ich kann dir eines versprechen: Wenn du tust, was ich dir sage, wenn du dich an die Regeln hältst, die ich aufstelle, dann werde weder ich noch ein anderer dir weh tun oder dir auf irgendeine andere Weise schaden.“
Sie bedachte ihn mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln. An für sich hörte sich das gut an. „Und was für Regeln sind das?“
„Du versuchst nicht zu fliehen. Du mischst dich nicht ein, wenn ich etwas mit anderen Personen zu regeln habe. Du hältst dich an das, was ich dir sage – vor allem, wenn wir uns in Situationen befinden, die ich besser einschätzen kann als du. Ich entscheide, was wir tun. Und du erträgst das ohne Widerworte und passt dich mir an.“
„Und was genau werden wir tun?“ entwischte es ihr sofort, ohne weiter darüber nachzudenken, ob eine solche Frage nicht schon wieder viel zu frech war. Sie besaß im Zustand der Entspannung eine gefährliche Tendenz zu vergessen, dass niemand mehr bei ihr war, der sie vor Marek beschützen konnte. Das Schmunzeln, zu dem sich seine Lippen verzogen, gefiel ihr gar nicht. Es war dafür viel zu anzüglich.
„Ich dachte mir, wir widmen uns endlich einmal den angenehmen Dingen des Lebens – zur Entspannung“, erklärte er und seine Augen funkelten dabei in einer Art und Weise, die man durchaus als lüstern interpretieren konnte.
Jenna hätte sich beinahe an dem letzten Rest Fleisch verschluckt, auf dem sie noch herumkaute. Das Entsetzen sprang ihr wohl geradezu aus dem Gesicht, denn Marek brach in schallendes Lachen aus. Sie selbst konnte das gar nicht witzig finden. Es ärgerte sie, dass ihm ihre Angst solch eine Freude bereitete.
Er verstummte wieder, musste sichtbar sein gemeines Grinsen niederkämpfen. „Ich rede davon zu schlafen. Jeder für sich in seinem Eckchen.“
Sie sog hörbar Luft durch die Nase ein und versuchte so gelassen wie möglich auszusehen. „Das weiß ich doch.“
„Natürlich“, stimmte er ihr schmunzelnd zu.
„Ich wollte eigentlich wissen, was wir danach machen“, fuhr sie fort. „Du hast vorhin gesagt, dass wir eine anstrengende Reise vor uns haben – wohin willst du mit mir?“
Sie wollte gar nicht so neugierig klingen, sondern ihr Gespräch nur in eine andere, angenehmere Richtung lenken. Doch Marek schien das nicht zu stören. Er war eher amüsiert. „Du taust ja langsam auf“, stellte er fest.
Sie wandte ihren Blick ab, zupfte etwas nervös an ihrem Hemd herum. „Naja, ich… ich würde mich bestimmt besser fühlen, wenn ich wüsste, wo es hingeht“, gab sie ein wenig
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