Falaysia Bd 2 - Trachonien
ihrem Schicksal überlassen, konnte nicht zulassen, dass ein Menschenleben einfach so weggeworfen wurde, nur weil ihm durch das Schicksal die notwendige Fürsorge entrissen werden würde. Sie wandte sich der Wirtin zu und setzte den strengsten Blick auf, den sie in ihrem Repertoire hatte.
„Und solange ich weg bin, müsst Ihr euch um das Kind kümmern, wenn es zur Waise wird. Das müsst Ihr mir versprechen!“
Die Frau sah sie entsetzt an und hob abwehrend die Hände. „Ihr könnt alles von mir verlangen – nur nicht das ! Niemand wird mehr herkommen, wenn ich dieses… Kind in meiner Obhut habe. Und wer sagt mir, dass Ihr tatsächlich wiederkommt?“
„ Ich sage das!“ gab Jenna mit fester Stimme zurück und schon kam ihr der nächste, dieses Mal wirklich grandiose, Gedanke. Es gab ein Druckmittel, das in dieser Welt ohne jeden Zweifel eine ziemlich starke Wirkung hatte. „Ich werde nicht mehr lange seine Gefangene sein, denn ich besitze Fähigkeiten, von denen noch nicht einmal Marek weiß.“
„Und was für Fähigkeiten sollen das sein?“ erwiderte die Wirtin zweifelnd.
Jenna sah ihr fest in die Augen. „Ich bin eine Skiar.“ Das war es doch, was die Zaishomas gesagt hatten, oder? Oh ja! Die Augen der Wirtin wurden merklich größer. Die Menschen in dieser Gegend schienen an Zauberei zu glauben. Wunderbar! Damit konnte sie arbeiten. Jenna beugte sich zu der Frau vor, und setzte einen Blick auf, von dem sie glaubte, dass er gewitzt erschien.
„Marek soll mich zu Nadir bringen. Der Zauberer will etwas mit mir aushandeln, weil er meine Kräfte fürchtet.“
Zu Jennas Überraschung ging bei der Erwähnung dieses Namens ein heftiges Zittern durch den Körper der Wirtin und sie wich unwillkürlich vor ihr zurück.
„Das überrascht Euch anscheinend“, fuhr Jenna fort. „Ich weiß, dass man mir meine Kräfte nicht ansieht, aber was glaubt Ihr wohl, was sonst der Grund ist, warum Marek mich nicht bestrafen kann. Ihr habt es ja selbst gesehen. Jeden anderen hätte er getötet.“
Sie schwieg nun bewusst, um der Frau Zeit zu geben, ihre Gedanken neu zu ordnen, aber auch um selbst darüber nachzudenken, ob sie das Richtige tat. Doch aus ihrer Sicht gab es zurzeit keine andere Lösung für dieses Problem.
„Es braucht nicht mehr lange und dann habe ich ihn ganz in der Hand“, setzte sie schließlich hinzu. „Und dann komme ich und hole das Kind. Ich hoffe, ich kann mich auf Euch verlassen und Ihr habt es bis dahin gut gepflegt!“
Die Wirtin zögerte einen Atemzug lang, nickte dann jedoch schnell. „Gewiss!“ beteuerte sie.
Jenna wollte sie noch einmal ermahnen und ihr ein paar Anweisungen geben, doch in diesem Moment ging die Tür des Wirtshauses auf und der Wirt stürmte aufgebracht herein.
„Er kommt!“ rief er panisch und eilte zu der Alten, um sie sogleich am Arm zu packen.
„Bringt sie schnell raus!“ befahl Jenna völlig überflüssig, denn die Alte ließ sich schon bereitwillig von dem Wirt zum anderen Ausgang führen.
Die Panik der Leute war ansteckend. Jennas Herz begann wie wild zu pochen und als Marek nur wenige Minuten darauf in der Tür erschien, hielt sie für einen Augenblick den Atem an. Sie befürchtete, dass er doch etwas gemerkt hatte und gleich wieder etwas Schlimmes passieren würde. Doch dem war so nicht. Trotz der bedrohlichen Aura, die ihn seit seines letzten gewalttätigen Gefühlsausbruchs wie einen Schatten begleitete, wirkte er deutlich ausgeglichener, ja sogar fast entspannt. Er hatte sich frische Kleidung besorgt, trug jetzt ein dunkles, sauberes Leinenhemd, ebenso dunkle Hosen und weiche, geschnürte Lederstiefel.
Er stellte den Stoffbeutel, den er über der Schulter getragen hatte, neben der Tür ab, wühlte ein paar andere Kleidungsstück daraus hervor und kam dann zu Jenna hinüber. Der Blick, den er dabei der Wirtin zuwarf, die sich bei seinem Eintreten schnell von ihrem Stuhl erhoben hatte, war etwas seltsam und wirkte sich mal wieder ziemlich negativ auf Jennas Gefühlslage aus. Sie war nervös und es fiel ihr nicht leicht, ihre Nervosität vor Marek zu verbergen.
„Ist etwas Wichtiges passiert?“ wandte er sich mit der Freundlichkeit einer Schlange an die Wirtin.
„Nein, nein“, erwiderter die verängstigte Frau viel zu hastig. Jenna hätte ihr am liebsten einen Tritt gegen das Schienenbein verpasst.
„Wir hatten eine ganz nette Unterhaltung, bis du kamst“, setzte Jenna so ruhig, wie es nur ging, hinzu und bemerkte erst zu spät, was sie
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