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Falaysia Bd 2 - Trachonien

Falaysia Bd 2 - Trachonien

Titel: Falaysia Bd 2 - Trachonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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unterdrückte das drängende Gefühl vor ihm zurückzuweichen, als sein Handrücken ihre nackte Haut berührte, gleichwohl konnte sie nicht verhindern, dass ihr ein Schauer den Rücken hinunterlief. War denn das unbedingt nötig? Es war furchtbar unangenehm von einem Menschen berührt zu werden, den man nicht ausstehen konnte, und dass diese Berührungen nach der ersten nicht abbrachen, machte sie mehr als nervös. Doch Marek schien nichts von den Unannehmlichkeiten, die er ihr bereitete, zu merken. Als er das Kleid endlich entwirrt hatte, schloss er die Häkchen des Kleides an ihrem Rücken und drehte sie schließlich zu sich um, um sie abschätzend zu betrachten. Anscheinend schien ihm zu gefallen, was er sah, denn er nickte zufrieden und brachte ein leises „Schon besser“ hervor.
    „Die Hose solltest du anlassen“, setzte er noch hinzu. „Oben in den Bergen ist es kalt.“
    Jenna nickte nur. Sie wollte es nicht so wirklich vor sich selbst zugeben, doch sie fühlte sich in dem Kleid in der Tat wohler als in ihrer alten Kleidung. Es fühlte sich angenehmer auf der Haut an, engte sie nicht so ein und gab ihren Brüsten durch die Schnürungen im Brustbereich erstaunlich viel Halt. So brauchte sie sich wenigstens keine Sorgen zu machen, ob sie Druckstellen oder Hängebrüste bekam. Sie schüttelte innerlich über sich selbst den Kopf. Als ob sie keine anderen Sorgen hatte…
    „Gehen wir!“ sagte Marek und schob sie vorwärts.
    Jenna wagte es nicht, sich noch einmal nach den Wirtsleuten umzusehen, auch wenn es sie danach drängte. Sie hatte Angst, dass Marek doch noch etwas merkte, und so konnte sie nur hoffen, dass alles so geschah, wie sie es gewünscht hatte. Sie hatte selbst so viele Probleme, dass sie es sich einfach nicht leisten konnte, sich auch noch um ein Kind zu sorgen, das sie nicht einmal kannte. Ihre größere Sorge war gegenwärtig eher der angebliche Vater des Kindes. Dieser unberechenbare Mann war eine wandelnde Lebensgefahr für sie, und sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, dass gerade er auf die Idee gekommen war, sie wieder wie eine Frau zu kleiden. Das war bestimmt kein gutes Omen.
    Die Wirtsleute hatten ihr zu einer Flucht geraten, aber Jenna beschloss sich ein anderes Ziel für ihre gemeinsame Reise mit Marek zu setzen, eines das ihrer Meinung nach nicht unbedingt viel leichter zu erreichen war: Möglichst lange unbeschadet zu überleben.

U eberleben
     

    E s war kalt geworden. So kalt, dass auf den Spitzen der höchsten Berge Trachoniens schon eine dünne Schneeschicht zu sehen war und auch in den niedrigeren Regionen der Frost die spärlichen Krüppelfichten und Gräser silbern färbte. Ein eisiger Wind strich durch die Talsenken und führte ein paar kalte Regentropfen aus einer der grauen Wolken, die über das Land zogen, mit sich, die sich, wenn sie auf der Haut zerplatzten, wie kleine Nadelstiche anfühlten.
    Leon fröstelte. Genau diese Witterung war es, die er als ‚Sauwetter‘ bezeichnete: schweinekalt und nassfeucht. Ein Wetter, das einem bis tief in die Knochen zog und einen selbst vor einem wärmenden Kaminfeuer noch vor Kälte nachzittern ließ. Ein wärmendes Kaminfeuer – welch himmlischer Gedanke! Leon fühlte sich schon seit geraumer Zeit nicht mehr wie ein Wesen aus Fleisch und Blut. Eher wie ein Eiszapfen, der nicht recht wusste, ob er vollends erstarren oder noch weiter tropfen sollte. Er lag auf einer Bahre, gezogen von einem starken Pferd, in Decken und Felle gehüllt und war mehr oder weniger mit diesen verknotet worden. Und er fühlte sich schlecht. Die Decken empfand er schon längst nicht mehr als wärmend, da sie durch die feuchte Luft klamm geworden waren, und seine eingeschränkte Bewegungsfreiheit gab ihm das Gefühl, in einer tödlichen Falle zu stecken, und trug nicht gerade dazu bei, dass er sich besser fühlte. Außerdem war ihm schlecht und in seinen Schläfen hämmerten Kopfschmerzen, die kaum zu ertragen waren. Das einzige, was ihm keine Schmerzen verursachte, war sein verletzter Arm. Den spürte er gar nicht mehr und das war wiederum gar kein gutes Zeichen.
    Auch wenn Sheza ihn bisher pflichtbewusst mit Schmerzmitteln und Heilsalben versorgt hatte, einen gewissen dumpfen Schmerz hatte er bisher immer verspürt. Dass dieser nun verschwunden war, bereitete ihm Unbehagen. Vielleicht hatte die Kriegerin seinen Arm aus Versehen abgebunden, als sie ihn auf der Bahre festgezurrt hatte. So unbeherrscht wie sie auf seinen Vorschlag selber zu

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