Falaysia Bd 2 - Trachonien
hier in Wirklichkeit ging.
„Im Grunde heißt das doch aber, dass Marek tatsächlich der Vater des Kindes sein könnte“, räumte sie schließlich ein und holte sich damit die Aufmerksamkeit der Wirtin zurück. „Er war sicher einer dieser jungen Krieger.“
„Das war er, aber… er war nicht an Tinala interessiert“, erklärte die Wirtin. „Er war einer der besten Kämpfer im Lager und natürlich hingen ihm einige junge Mädchen hier an den Fersen. Tinala war damals jedoch noch ein halbes Kind und niemand nahm sie ernst.“
Radiana mischte sich nun doch wieder ein, warf aufgeregt ein paar Worte ein und sah die sichtbar genervte Wirtin drängend an. „Sie sagt, er mochte sie, allerdings habe das niemand bemerkt.“
„Heißt das, sie hatten eine geheime… Liebesbeziehung?“ Konnte man das so nennen? Zumindest war das Interesse des Mädchens anscheinend in diese Richtung gegangen.
Die Wirtin übersetzte ihre Frage und Radiana nickte übereifrig. „Anosena-le“, seufzte sie und ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen. „Tinala anosena-le zurare.“
„Sie sagt, Tinala liebte ihn sehr.“
Gut. Also keine Vergewaltigung. Irgendwie war das ein so tröstender Gedanke, dass Jenna gleich viel leichter ums Herz wurde. „Und was spricht jetzt dagegen, dass Marek ein Kind mit ihr gezeugt hat?“ hakte sie nach.
„Nun ja…“ Die Wirtin warf einen vielsagenden Seitenblick auf Radiana. „Sie wurde zu jener Zeit nicht schwanger. Wie jeder weiß, gibt es einige Krieger, die sich sehr damit vorsehen, Nachkommen zu zeugen – gerade die höher stehenden Fürsten achten sehr darauf und nehmen deswegen pflanzliche Mittel zu sich, die das meistens ganz gut verhindern. Und da Marek der Sohn eines großen Fürsten war…“
Sie konnte sich ein kleines, etwas gemeines Lächeln nicht verkneifen. Natürlich brachte sie die alte Frau damit wieder dazu, sich zu Wort zu melden und auf Jenna einzureden. Diese nickte so verständnisvoll wie möglich, wenngleich sie kein einziges Wort verstand, und sah dann hilflos zur Wirtin hinüber.
„Sie sagt, es sei passiert, als Marek nach der großen Schlacht in Otbaka wiederkam. Kurz bevor… all diese schrecklichen Dinge hier passierten. Sie sagt, sie sei sich ganz sicher, weil Tinala ihr davon erzählt habe und damals schon spürte, dass sie schwanger sei. Was sie auslässt, ist die Tatsache, dass Tinala noch mit anderen Kriegern in mehr als eindeutigen Situationen gesehen wurde. Und der Mann, der bisher immer hierher kam, um Goldstücke, Kleidung und andere wichtige Dinge für Radiana und das Kind zu bringen, war ganz bestimmt nicht Marek. Ein großer, blonder Kerl, dem sie damals ebenfalls ihre Gunst hatte zukommen lassen.“
Natürlich war der Alten der zynische Ton der Wirtin aufgefallen und sie sah sie wütend an und begann auf einmal wie ein Rohrspatz zu schimpfen. Beeindruckend – selbst Jenna wich ein wenig vor ihr zurück, auch wenn das Gesicht der Alten sofort wieder warm und weich wurde, als sie sich ihr zuwandte und ihre Worte erneut an sie richtete.
Die Wirtin seufzte wiederholt. „Sie sagt, sie habe die Identität des Vaters für sich behalten, um das Kind zu schützen, weil die Wut der Leute auf Marek groß war, nachdem er hier so gewütet hatte.“
Jenna stutzte. „Er hat hier gewütet?“
Die Wirtin stieß ein trauriges Lachen aus. „Glaubt Ihr, wir haben ohne Grund solche Angst vor ihm?“
Sie schüttelte den Kopf. „Was hat er getan? Und warum?“
„Er kam nach dem Krieg wieder hierher, verändert – wie alle Männer, die dem Tod direkt ins hässliche Antlitz geblickt, ihn selbst über andere Menschen hereingebracht haben. Er war ein grausamer, erbarmungsloser Mann geworden, mit Augen so kalt wie Eis. Er war hier, um dabei zu helfen, die neuen jungen Krieger auszubilden.“
Die Wirtin machte eine Pause, senkte den Blick, als würde sie sich für etwas schämen. „Das Lager wurde überfallen, von einer Rebellentruppe König Renons. Die Hälfte der Männer starben – vor allem die jungen, unerfahrenen. Es war schrecklich…“
Sie schluckte, schüttelte in tiefem Bedauern den Kopf. „Natürlich richtete sich Mareks flammende Wut sofort gegen uns, weil dieses Lager ein geheimes Trainingslager gewesen war. Alle Dorfbewohner waren zu Stillschweigen verpflichtet worden. Das war die Bedingung für unser Zusammenleben gewesen. Er… er war sich sicher, dass es einen Verräter unter uns gab und forderte diesen auf, sich zu stellen. Natürlich
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