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Falaysia Bd 2 - Trachonien

Falaysia Bd 2 - Trachonien

Titel: Falaysia Bd 2 - Trachonien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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reiten reagiert hatte, war das durchaus möglich. Dabei hatte er ihr die Reise nur erleichtern wollen. Er hatte dabei nicht an Flucht gedacht – jedenfalls nicht nur. Nun gut, er hätte vielleicht nicht so darauf drängen sollen und vielleicht hatte er sich auch ein wenig im Ton vergriffen, aber war das ein Grund ihn so zu behandeln? Er war eingewickelt wie ein neugeborenes Baby und so völlig hilflos. Wenn das Pferd, das ihn zog, durchging, war er verloren! Er hasste es, sich so ausgeliefert zu fühlen! Er hasste diese Frau!
    Leon seufzte tief und schwer. Nein, ihm ging es wirklich nicht gut. Seit sie ihre letzte Lagerstätte verlassen hatten, ging es mit ihm bergab – oder vielmehr, seit Shezas Wundermittel zur Neige gingen. Immer seltener musste er diesen grausamen Tee trinken, immer seltener versorgte sie ihn mit der Wundsalbe. Und genau deswegen war es so befremdlich, dass er keine Schmerzen mehr verspürte. Es war nicht gleich so gewesen. Erst waren die Schmerzen stärker geworden, jede Stunde ein wenig mehr, und dann, ganz plötzlich, von einem Tag auf den anderen, waren sie wie weggeblasen. Es war zwar erholsam, machte ihm jedoch Angst. Und Shezas Blick, als sie das letzte Mal den Verband gewechselt hatte… nein, der hatte ihm gar nicht gefallen. Da waren die Schmerzen doch besser gewesen. Sie sagten ihm wenigstens, dass der Arm noch da war.
    Leons Gedankenstrom brach ruckartig ab, als er auf einmal Geräusche vernahm, die zuvor nicht dagewesen waren. Stimmen. Ja, er konnte das eindeutig heraushören. Aus nicht allzu großer Entfernung rief ihnen jemand etwas zu, sprach vermutlich mit Sheza. Und er kam näher. Rasch. Leon versuchte sich ein wenig umzudrehen, doch selbst das gelang ihm in diesen verknoteten Decken nicht. Es dauerte jedoch nicht lange und sie blieben stehen. Zwei Männer traten an Leons Bahre heran und begannen ihn loszubinden. Es waren trachonische Krieger, das erkannte er sofort an dem Wappen auf ihren Lederharnischen: Ein Drache, dessen geöffnete Flügel eine Krone umfassten – Alentaras Wappen. Sie wechselten kein Wort mit ihm und er hatte plötzlich das Gefühl kein Mensch, sondern ein Stück Vieh zu sein, das zum Schlachthof geführt wurde.
    Nachdem sie ihn ausgewickelt hatten, halfen die Männer Leon auf die Beine. Er war selbst erstaunt, dass er in die Knie sackte, als einer der Männer ihn losließ. Doch der andere war stark genug, um ihn allein auf den Beinen zu halten. Und dann setzten der Schwindel und die Kopfschmerzen wieder ein. Alles begann sich um ihn herum zu drehen. Er hatte das Gefühl, als würde ihm jemand mit einem Messer in die Schläfen stechen. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn, während der Krieger ihn auf eine Blockhütte zu schleppte, die er in seinem umnebelten Zustand kaum wahrnahm. Sein Blickfeld verengte sich und es wurde dunkel um ihn herum.
    Als sich sein Verstand wieder klärte, lag er in der Hütte auf einem schmalen Bett in der Nähe des Kamins. Sheza saß neben ihm und begutachtete seinen Arm, den sie vom Verband befreit hatte. Leon folgte ihrem kritischen Blick und erstarrte. Das, was Sheza da mit einer Hand abstützte, konnte doch unmöglich sein Arm sein. Das war ein blutiger, eitriger Klumpen Fleisch, von dem sich totes Gewebe ablöste und in Fetzen hinunterhing.
    Leon wurde schlecht. Schnell wandte er sich von diesem Anblick ab. Es war nicht der passende Augenblick, um sich zu übergeben, aber ihm fiel es wirklich schwer, an sich zu halten. Gleichzeitig fühlte er, wie Panik in ihm aufkam. Im Krieg hatte er solche Verletzungen gesehen, Wundbrand, der sich in das Fleisch grub und langsam den Körper vergiftete. Für gewöhnlich pflegte man solch verletzte Gliedmaßen abzunehmen, bevor die Entzündung zu einer Blutvergiftung führte und den Verwundeten dahinsiechen ließ. Leon wollte seinen Arm nicht verlieren. Lieber wollte er sterben, als nach all der entbehrungsreichen Zeit in dieser furchtbaren Welt zum Krüppel gemacht zu werden.
    „Haben die Männer Medikamente mitgebracht?“ fragte Leon mit krächzender Stimme.
    Sheza sah ihn einen Moment lang schweigend an und ihr Blick machte ihm Angst. „Hier würde selbst Magie nicht mehr helfen können“, sagte sie ruhig. Sie winkte einen Mann mit grauem Bartwuchs heran, der bisher unbeteiligt am Rande des Bettes gestanden. Ein scharfes Schwert hing griffbereit an seiner Seite und Leon zuckte unwillkürlich ein Stück zurück. Er wusste, wie man hierzulande Körperteile abtrennte. Sein Blick

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