Falaysia Bd 2 - Trachonien
da gesagt hatte. Doch sie hatte keine Zeit mehr ihre Frechheit zurückzunehmen.
Marek strafte sie jedoch nur mit einem mahnenden Blick und warf ihr die Kleidungsstücke auf den Schoß.
„Zieh das an!“ befahl er knapp.
Jenna faltete das Bündel erstaunt auseinander. Es bestand aus einem schlichten, aber recht hübschen Wollkleid und einer Fellweste. Er hatte die Kleidungsstücke bestimmt einer armen Familie hier im Dorf abgenommen. Das konnte sie unmöglich annehmen.
„Ich fühle mich in meiner alten Kleidung aber recht wohl“, gab sie zaghaft zurück.
„Das wird sich schnell ändern“, erwiderte Marek schroff. „Außerdem bist du eine Frau, also solltest du dich auch kleiden wie eine. Diese Verkleidung ist doch lächerlich.“
„Aber Le… man hat mir gesagt, dass man hierzulande besser nicht erkennen sollte, dass ich ein Frau bin“, entgegnete Jenna sehr viel kleinlauter als zuvor.
Marek kreuzte die Arme vor der Brust und musterte sie von oben bis unten. Seine Lippen verzogen sich zu einem sehr anzüglichen Lächeln.
„Bist du tatsächlich der Meinung, dass man dir zurzeit nicht ansieht, dass du eine Frau bist?“ fragte er ebenso leise.
Sie ließ ihren Blick irritiert über ihren Körper gleiten und fühlte sofort, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Sie hatte ganz vergessen, dass sie die Wickel benutzt hatte, um Mareks Wunde zu versorgen, und sie besaß nicht gerade besonders wenig Oberweite, die sich sehr verführerisch durch den Stoff des ziemlich dünnen Leinenhemdes zeichnete. Sie zog das Hemd schnell etwas gerader, damit der ohnehin zu tiefe Ausschnitt etwas höher rutschte und räusperte sich peinlich berührt.
„Vielleicht hast du Recht“, sagte sie, ohne ihn anzusehen. Ganz gleich wem das Kleid vorher gehört hatte, diese Person würde es ohnehin nicht zurückbekommen.
„Um die Menschen in dieser Gegend brauchst du dir keine Sorgen zu machen“, erklärte Marek. „Niemand wird auch nur wagen dich anzusehen, wenn ich in deiner Nähe bin.“
„ Das glaube ich dir aufs Wort“, brachte Jenna voller Überzeugung hervor und fragte sich zur selben Zeit, ob das nicht auch schon wieder zu frech war. Sie sah ihn ängstlich an, doch er schien nicht böse zu sein. Er sah eher so aus, als würde er auf etwas warten.
„Na, los!“ forderte er sie schließlich ungeduldig auf. „Wir haben nicht ewig Zeit.“
„Was?“ fragte sie irritiert.
Marek verdrehte genervt die Augen. „Du sollst dich umziehen!“
Sie schluckte. „Was? Hier ?!“
„Wo sonst?“ Er schüttelte verständnislos den Kopf.
„Ich… ich kann das aber nicht hier… vor… vor...“ Sie stockte. „Ich mag es nicht, wenn mir jemand dabei zusieht!“
Marek stieß ein Lachen aus, das wunderbar zu seinem überheblichen Gesichtsausdruck passte. „Ich hab schon mehr Frauen nackt gesehen, als du dir vorstellen kannst.“
„Und?!“ entfuhr es ihr unbeherrscht. „Das ändert doch nichts daran, wie ich mich fühle!“
„Glaubst du, es interessiert mich, wie du dich fühlst?“ fragte er jetzt schon etwas gereizter und seine hellen Augen bohrten sich erbarmungslos in die ihren, brachten ganz schnell ihr Unbehagen und ihre Ängste zurück.
Sie beschloss, wohl oder übel nachzugeben und erhob sich. Es war besser, diesen Mann nicht unnötig zu reizen und hier vor den Wirtsleuten würde er wahrscheinlich kaum auf dumme Gedanken kommen, wenn sie sich auszog. Wenn sie sich beeilte, konnte das Ganze nicht allzu unangenehm für sie werden.
Sie verzog sich in eine Ecke des Raumes, wandte Marek und den anderen den Rücken zu und zog ihr Hemd über den Kopf, um sich dann schnell das Kleid überzustülpen. Allerdings ging es nicht so schnell, wie sie sich das vorgestellt hatte. Sie verhedderte sich in den Ärmeln und der Rock blieb an den Verschlusshäkchen des Rückenausschnittes hängen. Das Problem mit den Ärmeln ließ sich schnell lösen, doch die Sache mit dem Rock begann rasch zu einem Ärgernis zu werden.
Jenna zuckte heftig zusammen, als sie bemerkte, dass Marek hinter sie getreten war. Ohne zu fragen, ob sie überhaupt seine Hilfe wollte, griff er unter das völlig verhedderte Kleid und begann es zu entwirren. Sie ließ resigniert ihre Hände sinken. Sie konnte ihn ohnehin nicht davon abbringen, das zu tun, wonach ihm war. In dieser Hinsicht war er Leon gar nicht so unähnlich. Wahrscheinlich lag das daran, dass die Männer in diesem Land zu viel zu sagen hatten. Es war langsam an der Zeit, das zu ändern.
Sie
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