Falaysia Bd 2 - Trachonien
zwischen ihnen.
„So ein…“ Sie presste die Lippen zusammen und stürmte hinter ihm her, ärgerte sich über jeden Zweig, der sich in ihrer Kleidung verfing oder gar ihre Haut zerkratzte.
„Geduld ist eine Tugend!“ hörte sie ihn feixend rufen und wusste genau, dass er dabei fröhlich grinste.
Dieser Mistkerl! Von wegen Erbarmen! Wahrscheinlich hatte er sich nur für ihre Frechheiten rächen wollen und freute sich jetzt diebisch darüber, dass das dumme Huhn namens Jenna ihm immer noch folgte. Doch dann blieb sie ruckartig stehen, atemlos, beinahe schockiert. Die Felswände hatten sich vor ihr geöffnet und gaben dort, wo das Plateau ein abruptes Ende fand, den atemraubenden Blick auf eine weite, wunderschöne Landschaft tief unter ihr frei. Da waren keine weiteren Berge mehr, vielleicht ein paar Hügelketten, der Rest des Landes zu ihren Füßen bestand jedoch aus Wäldern und sattgrünen Wiesen. Und mitten hindurch schlängelte sich ein breiter Fluss, auf dessen Oberfläche sich das Licht der Sonne brach und so den Eindruck vermittelte, als bestünde der Strom aus geschmolzenem Silber.
Sie trat dichter an den Rand des Plateaus heran, gesellte sich zu Marek, der ihr ein kleines Lächeln schenkte und dann seine Arme in einer präsentierenden Geste öffnete. „Das ist Trachonien. Wir befinden uns direkt an seiner Grenze, doch die Felswände sind hier zu steil, um direkt hinunterzusteigen. Wir müssen von daher einen kleinen Umweg machen.“
„ Das ist Trachonien?“ wiederholte sie fasziniert.
„Ja, das Land der Drachen, der Märchen und Legenden“, bestätigte er. „Man sagt, dass Ano selbst hier seinen Sitz hatte, als er die Welt noch gestaltete, oben auf dem Berg Kesharu. Wir befinden uns an dessen linkem Ausläufer, wenn du es genau wissen willst. Bist du auch noch an den Breiten- und Längengraden interessiert?“
Sie schnitt ihm eine Grimasse, musste allerdings grinsen. Dann ließ sie ihren Blick wieder über die weite Landschaft schweifen.
„Sehr dicht bevölkert scheint das Land nicht zu sein“, stellte sie fest. „Wo ist denn da die nächste Stadt?“
Er trat dichter neben sie und wies dann auf einen gelblich schimmernden Punkt hinter dem Wald und als sie ihre Augen ein wenig zusammenkniff, erkannte sie, dass dies das leuchtende Gelb von Kornfeldern sein musste… und dahinter… Waren das Häuser?
„Das ist Markachtor“, erklärte Marek. „Eine der größeren Städte in Trachonien. Doch du wirst sie nicht zu Gesicht bekommen. Alentara hat dort zu viele Krieger – ganz abgesehen davon, dass die Stadt nicht auf unserem Weg liegt. Aber du hast Recht, dicht besiedelt ist das Land nicht.“
„Werden wir denn wenigstens durch irgendeine Stadt kommen?“ fragte Jenna mit Bangen. Es war eine erschreckende Vorstellung, weiterhin in der Einöde herumzuwandern und nicht einen einzigen anderen Menschen zu Gesicht zu bekommen.
„Unser nächstes Ziel ist Anrak. Das ist zwar keine Stadt, jedoch zumindest ein Dorf“, informierte er sie. „Schließlich müssen wir uns ja auch mal ausruhen und neuen Proviant besorgen. Von hier aus ist das ein Marsch von sechs Stunden. Da wir aber schon lange Zeit unterwegs sind und es bald dunkel wird, dachte ich mir, wir bleiben über Nacht in der Höhle und ziehen erst am frühen Morgen weiter.“ Er sah sie an und legte den Kopf schräg. „Zufrieden?“
Sie wollte es nicht, doch sie musste schmunzeln. „Ein bisschen“, gab sie zu. „Aber hättest du mir das nicht auch alles unten sagen können?“
„Ich dachte mir, wenn du es mit eigenen Augen siehst, wirst du vielleicht für eine längere Zeit keine nervigen Fragen mehr stellen. Außerdem…“ Ein spitzbübisches Grinsen bahnte sich seinen Weg auf Mareks volle Lippen. „… das hier hat doch viel mehr Spaß gemacht, oder?“
„Spaß?“ wiederholte sie und hob nachdrücklich die Brauen. „Also, Spaß sieht für mich ganz anders aus. Das hier war Extremsport!“
Er ließ dieses tiefe, warme Lachen vernehmen, das bei ihr nie ohne Wirkung blieb – nur dieses Mal war es leider ein ziemlich intensives Flattern in ihrer Bauchregion… oder eher weiter darunter. Verdammter Mist! Fing das schon wieder an?!
„Ich weiß gar nicht, was du hast“, gab er grinsend zurück. „Ich meine, ganz abgesehen davon, dass du wie eine Schnecke hier raufgekrochen bist, hast du eine Zähigkeit an den Tag gelegt, die ich dir nicht zugetraut hätte. Ich hatte fest damit gerechnet, dass du schon nach der
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