Falaysia Bd 2 - Trachonien
wem? Oh-oh!“ Sie hatte versehentlich in den Abgrund gesehen, der nur wenige Zentimeter von ihren Füßen entfernt klaffte. Ihr schwindelte etwas und sie zwang sich, ihren Blick auf den steinigen, unbefestigten Pfad entlang der zerklüfteten Bergwand zu heften.
„Und warum?“ fügte sie mit dünner Stimme hinzu.
„Um an den Stein oder auch dich heranzukommen?“ schlug er vor.
Seine Antwort verstörte sie nur noch mehr. „Aber wer soll das denn wissen? Ich meine, dass du ihn hast und dass ich ihn aktivieren kann?“
„Alentara. Sie hat eines der besten Spionagenetze dieser Welt und ich weiß, dass sie schon seit langer Zeit versucht, das Herz der Sonne in ihre Finger zu bekommen.“
„Das Herz der Sonne ?“ Sie warf ihm einen fragenden Blick über die Schulter zu. „Ist das der Name für deinen Stein?“
„Sieh auf den Weg!“ wies er sie scharf an und sie wandte sich schnell wieder um. Er hatte Recht. Sie konnte auch später noch Fragen stellen. Zurzeit war es wichtiger, dass sie in einem Stück von diesem vermaledeiten Berg herunterkamen. Der Weg beschrieb eine enge Kurve und als sie diese hinter sich gebracht hatten, wurde er endlich wieder breiter und führte zwischen zwei Hängen hindurch. Kein Abgrund mehr. Keine Lebensgefahr durch einen dummen Fehltritt.
Trotz all dem fühlte sich Jenna nicht so viel besser, wie sie gedacht hatte. Natürlich war der Weg jetzt befestigter, jedoch auch offener. Vorher hatte die Bergwand sie vor suchenden Augen geschützt – jetzt führte der Weg in eine breite Schlucht, die von vorn und hinten leicht einsehbar war, ihnen allerdings keine Möglichkeit zur Flucht bot. Sie spürte, dass sich auch Marek dessen bewusst war und ihm das nicht gefiel, denn er wirkte angespannter als zuvor, versuchte möglichst leise, aber dennoch zügig vorwärts zu kommen.
„Warum sind wir nicht zur Höhle zurückgegangen?“ flüsterte Jenna.
„Weil ich nicht will, dass sie wissen, wo die Höhle ist“, erwiderte er knapp, seine Augen starr auf den Weg gerichtet, der in einiger Entfernung vor ihnen steil abfiel. „Wir müssen sie auf eine falsche Spur locken und uns dann irgendwo verstecken.“
„Und wenn sie uns vorher finden?“
„Dann müssen wir uns einen anderen Plan ausdenken und zwar schnell.“
„Was… was ist mit dem Stein?“ fiel ihr plötzlich ein.
„Der ist nicht hier“, brummte er sofort zurück und schenkte ihr ein falsches Lächeln. „Glaubst du, ich trag ihn weiter an derselben Stelle mit mir herum, obwohl du jetzt weißt, dass ich ihn habe? Schlau, wie ich bin, habe ich ihn natürlich gut in unseren Sachen versteckt.“
Holla, da war aber eine Menge Selbstironie in seiner Stimme zu vernehmen. Gleichwohl zuckte sie heftig zusammen, als er einen Laut ausstieß, der zwischen Frustration und haltloser Wut schwankte, und mit Schwung einen Stein aus dem Weg trat. Die Flüche, die folgten, stammten zwar aus einer anderen Sprache, waren jedoch auch für sie deutlich als solche zu erkennen und sie wurde etwas langsamer, machte sich ganz klein. Im Grunde war es ihre Schuld, dass sie in diese missliche Lage geraten waren, denn nur ihr Starrsinn hatte Marek dazu veranlasst, auf diesen vermaledeiten Berg zu klettern. Sie hoffte nur, dass ihm das nicht allzu schnell klar wurde.
„Dumm, dumm, DUMMM!“ hörte sie ihn jetzt auch in ihrer Sprache fluchen und er stieß den Speer in die Luft, als würde er damit einen imaginären Feind auslöschen. Er schüttelte den Kopf, doch dann blieb er auf einmal wie angewurzelt stehen, sodass sie beinahe in ihn hineinstolperte.
„Was ist?“ fragte sie, als sie ihr Gleichgewicht zurückgewonnen hatte, und betrachtete besorgt sein angespanntes Gesicht. Seine Augen waren auf den Weg gerichtet, dessen Fortlauf man nicht mehr sehen konnte, weil er ein paar Meter vor ihnen viel zu steil abfiel. Ihr Herz begann sofort schneller zu schlagen, denn sie fühlte, dass die nächste gefährliche Situation rasend schnell auf sie zukam.
„Zurück!“ stieß Marek aus, packte sie sofort am Arm und eilte mit ihr wieder den Weg hinauf, auf die Schlucht zu. Die Angst ergriff erneut Besitz von Jenna, ließ dieses hohle Gefühl in ihr aufkommen und ihren Puls rasen.
„Neuer Plan?“ keuchte sie.
Marek antwortete nicht. Das war auch gar nicht nötig, denn Jenna vernahm nun selbst aufgebrachte Stimmen und das Scharren und Trampeln von vielen Füßen hinter sich. Marek bremste knapp vor der Schlucht ab und warf einen prüfenden Blick
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