Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
genau, was für einen Wert diese Bücher damit hatten – was für eine Macht sie in den Händen derer sein konnten, die dieser Organisation und allen dazugehörigen Zauberern feindlich gesonnen waren, ihnen schaden wollten. Menschen wie Marek.
„Es gibt allerdings einen Teil in einem der Bücher, der mich noch weitaus mehr interessiert“, setzte er hinzu und nahm die beiden Amulette, die auf die Bücher gefallen waren, wieder an sich. „Einen der ältesten.“
Jenna runzelte die Stirn. „Worum geht es darin?“
„Um die Entstehung des Herzens der Sonne “, gab Marek ohne Umschweife zu. „Und darum, wie man es vernichten kann.“
Jennas Innereien zogen sich sofort zusammen. Sie schluckte schwer.
„Du willst das ernsthaft tun?“ fragte sie zaghaft. „Das Herz vernichten, meine ich?“
Marek sah sie nicht an. Sein Brustkorb weitete sich unter dem tiefen Atemzug, den er nahm. „Als ich vor ein paar Tagen mit dir darüber gesprochen habe, war ich zwar nicht ganz bei mir, aber ich kann mich noch gut an das erinnern, was ich gesagt habe ...“
Er hob den Blick, sah sie ernst an und sie wusste sofort, dass er seine Worte nicht zurücknehmen würde.
„Ich weiß, dass du das nicht verstehst, wahrscheinlich auch nie verstehen wirst, aber ich denke, dass wir alle sehr viel besser dran sind, wenn es niemanden mehr in dieser Welt gibt, der Magie nutzen und damit auch missbrauchen kann. Die Amulette ...“ Er hielt die beiden so kostbaren Schmuckstücke ein wenig hoch, sodass Jenna sie direkt vor sich hatte – zum Greifen nahe. „Manche mögen sie als Chance ansehen, als Mittel, um für Frieden und Gerechtigkeit zu sorgen, doch sie sehen nicht, was noch in ihnen verborgen ist, wollen es nicht sehen.“
„Macht“, sagte Jenna leise und er nickte.
„Ich bin noch keinem Menschen begegnet, von dem ich glaubte, dass er dieser Verlockung auf Dauer wiederstehen kann“, setzte er ebenso leise hinzu.
„Machtmissbrauch gibt es aber auch ohne Magie“, warf Jenna rasch ein. Es war schwer, die Steine nicht sehnsüchtig anzusehen, nicht zu erkennen zu geben, dass auch sie von diesen in Versuchung geführt wurde, wann immer sie einen von ihnen vor sich hatte.
„Das mag sein“, gab Marek zu, „doch man hat eine Chance, ihn zu bekämpfen, weil alle Beteiligten gezwungen sind, auf dieselben Mittel zurückzugreifen: Ihren Verstand, ihre Körperkraft und Ausstrahlung. Magie stellt jedoch ein extremes Ungleichgewicht her.“
„Mir wurde aber gesagt, dass immer wieder Menschen mit speziellen Fähigkeiten geboren werden“, gab Jenna zu bedenken. „Menschen, die magisch begabt sind. Was willst du mit diesen Leuten tun? Sie auch vernichten, so wie die Steine?“
„Wo es keine Meister gibt, gibt es auch keine Schüler“, erwiderte Marek und erhob sich. „Wenn sie nicht lernen, wie man richtig zaubert, wenn sie ihre besonderen Talente nicht trainieren, werden sie auch zu keiner Gefahr für andere werden.“
Jenna stand ebenfalls auf, stirnrunzelnd, weil Mareks Plan aus ihrer Sicht ein paar Logikschwächen hatte. Erstaunlich, denn eigentlich war gerade er ein Mann, der den Ruf hatte, ein ausgesprochen guter Stratege zu sein.
„Das heißt dann wohl, dass du alle noch lebenden Zauberer, die in der Magie bewandert sind und ihr Wissen weitergeben könnten, töten oder zumindest für immer wegsperren musst“, überlegte sie laut.
Marek nickte, doch er sah sie nicht mehr an, betrachtete nur wieder die Schätze des Wissens zu seinen Füßen.
„Oder hast du das schon getan?“ hakte sie nach und zwang ihn somit dazu, den Blickkontakt mit ihr wieder aufzunehmen.
„Teilweise“, gab er zu. „Bedauerlicherweise gibt es immer noch ein paar von ihnen, die mir entwischt sind oder die ich gar nicht erst finden konnte.“
Ja, wie Kychona zum Beispiel, aber Jenna würde sich hüten, ihm auch nur ein Sterbenswörtchen von ihrer Begegnung mit der alten Zauberin zu erzählen.
„Du ... du willst sie töten – auch wenn sie nur Gutes getan haben?“ fragte sie stattdessen und konnte nicht verhehlen, wie furchtbar sie diesen Gedanken fand. Immer wenn Marek so umgänglich war, immer wenn sie anfing, ihn zu mögen, immer dann vergaß sie seine andere, so gefährliche Seite. All die Geschichten, die man ihr über ihn erzählt hatte, all die Gräueltaten, die er begangen haben sollte, und auch das, was er ihr bereits angetan hatte, rückte dann in weite Ferne, weil es so gar nicht mehr zu dem Mann passte, den sie gerade vor sich
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