Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
Augen. „Was ich damals zu dir sagte, gilt auch heute noch: Ich will die Steine nicht. Jedenfalls nicht, um Macht über dich oder irgendjemand anderen zu erlangen. Ich will nur nach Hause kommen und das kann ich momentan nicht. Was bringt es mir also, sie mir jetzt zurückzuholen und dabei zu riskieren, vor lauter Aufregung beim Abstieg von der Höhle hinab ins Tal abzustürzen? Ganz davon abgesehen, dass ich dich brauche, um aus dem Tal herauszukommen. Du wirst mir ganz bestimmt nicht dabei helfen, wenn ich dich hintergehe und mir die Steine nehme, obwohl du das nicht willst.“
„Ist das deine sehr ausführliche Art mir zu klarzumachen, dass du mir hilfst, ohne dir dabei einen der Steine zurückzuholen?“ fragte Marek schmunzelnd.
Sie legte den Kopf schräg und gab vor, lange über seine Worte nachdenken zu müssen. Schließlich nickte sie wichtigtuerisch. Marek lachte leise, musterte sie noch einmal kurz und legte sich dann seinen Gürtel wieder an.
„Es mag vielleicht dumm sein, aber ich werde das Risiko eingehen, dich ungefesselt zu lassen“, erklärte er sein Handeln und man konnte ihm anmerken, dass er sich nicht so wohl und entspannt mit dieser Entscheidung fühlte, wie er vorgab.
Jenna konnte ihn verstehen. Er hatte sie schließlich selbst erst schändlich hintergangen und wusste, dass sie eigentlich einen Betrug bei ihm gut hatte. Wenn sie ehrlich war, kribbelte es in ihren Fingern, genau das zu tun, wovor er sich so fürchtete. Sie war kein Engel. Das war sie nie gewesen und manchmal gewann auch ihr innerer Schweinehund die Oberhand. Je größer die Verlockung war, desto schwieriger wurde es auch für sie, ihr zu widerstehen. Und die Versuchung war extrem groß, wie sie sofort wieder fühlte, als Marek an seinem Hemd herumnestelte und schließlich die Amulette aus verschiedenen Verstecken hervorbrachte. Zumindest eines davon – so wusste sie jetzt – gehörte sogar rechtmäßig ihm. Kurz flackerten die Bilder aus seiner Vergangenheit vor ihrem inneren Auge auf und das genügte, um sie daran zu erinnern, wer sie wirklich war und dass es Grenzen gab, die man ihrer Meinung nach nicht überschreiten durfte . Marek versuchte ihr zu vertrauen und sie würde ihm beweisen, dass er das konnte.
Der Krieger legte erst das eine und dann das andere Amulett mit der Vorderseite voran in die jeweils dafür vorgesehenen Kuhlen und sah sie schließlich wieder an.
„Meinst du, du kannst die Steine aktivieren, ohne sie zu berühren?“ fragte er fast ein wenig verlegen. Er vertraute ihr anscheinend doch nicht genug, um es zuzulassen, dass sie die Hand danach ausstreckte. Verständlich. Aus seiner Sicht. Das war auch der Grund, aus dem sie lächelte, anstatt verärgert auf seine Frage zu reagieren.
„Ich kann es versuchen“, gab sie zurück. „Im Schloss bei Alentara hat es ja auch funktioniert.“
Und auch noch danach, als sie genau das geübt hatte. Umso verwunderlicher war es, dass sie die Steine bei Marek nicht hatte aufspüren, ihre Gegenwart nicht hatte fühlte können, obwohl sie ihr so nah gewesen waren. Bis eben hatten sie quasi nicht für sie existiert. Er musste etwas getan haben, um den Kontakt zwischen ihr und diesen kostbaren Objekten zu unterbinden. Bloß was? Schließlich behauptete er ja steif und fest, dass er keine Magie benutzte.
„Na dann ...“ Marek nickte auffordernd hinüber zu den Amuletten.
Da das Knien langsam ein wenig anstrengend wurde, setzte sich Jenna im Schneidersitz vor die Steinplatte, schloss die Augen und versuchte, tief und ruhig zu atmen, ihre eigenen Energien fließen zu lassen. Die Geräusche neben ihr sagten ihr, dass Marek dasselbe tat. Es dauerte einen Augenblick, bis sie sich wieder daran gewöhnt hatte, nicht ihren Körper, sondern ihre geistigen Kräfte zum Tasten einzusetzen, doch schließlich gelang es ihr, reckte und streckte sie sich mental in das Energiefeld ihrer Umwelt hinein.
Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie auch Marek endlich wieder geistig fühlte. Sie mochte seine energetische Gestalt. Sie war so ... aufregend. Stark, bewegt, prickelnd ... anziehend. Sie wollte so gern nach ihm greifen, ihn durchdringen, mit ihm verschmelzen, ihn fühlen … diese ... unglaubliche Kraft ... sie greifen und – Nein! Sie durfte sich nicht so gehen lassen, musste sich auf das konzentrieren, was ihre eigentliche Aufgabe war! Konzentrieren … nach der Energie der Steine suchen … Da war es, ein helles Leuchten direkt vor ihr, stärker als sonst, kam
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