Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
vertiefen konnte – nur die Freundschaft! – dann hatte sie gute Chancen, mehr über alles zu erfahren und nicht nur ein Zusammentreffen mit dem Zauberer zu überleben, sondern vielleicht sogar mit einem Sieg daraus hervorzugehen. Das hieß selbstverständlich nicht, dass sie sich auf die faule Haut legen und Marek blind vertrauen konnte, doch es war ein gewisser Trumpf in ihrem Ärmel, den sie irgendwann, wenn die Zeit gekommen war, ausspielen konnte. Sie durfte nur nicht wieder anfangen, Marek zu fürchten, musste versuchen, die positiven Seiten ihrer merkwürdigen Beziehung zu stärken und die negativen zu bekämpfen. Je näher sie sich standen, desto besser, denn nur dann konnte sie ihn beeinflussen.
Am besten begann sie sofort damit. Sie war hier allein mit ihm, konnte sein Herz noch weiter für sich gewinnen, ohne dass sie dabei von jemandem gestört wurde. Tief in ihrem Inneren gefiel ihr dieser Gedanke viel zu gut.
„Willst du mich herausfordern?“ fragte sie und hob die Brauen. Sie machte einen Schritt auf ihn zu, den er ebenfalls mit einem leichten Hochziehen der Brauen quittierte. Er wich jedoch nicht vor ihr zurück, ließ es zu, dass sie den Abstand zwischen ihnen reduzierte.
„Nicht wirklich“, gab er in einer merklich tieferen und weicheren Tonlage zurück, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Da waren wieder die ihr so vertrauten kleinen Schauer, die ihre Wirbelsäule hinunter liefen. Verflixte Biester! Ignorieren … einfach ignorieren.
„Aber es wäre interessant zu sehen, auf welche Methoden du zurückgreifen willst, um mir meine Geheimnisse zu entlocken“, setzte er hinzu.
Sie legte den Kopf schräg, so wie er es oft tat, und musterte ihn. „So mutig heute?“
Er machte einen etwas verdutzten Eindruck ob ihres forschen Verhaltens, kaschierte dies jedoch, indem er weiterhin breit grinste. „Mutig? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es einen Grund gäbe, Angst vor dir zu haben.“
„Nun, vor ein paar Minuten wolltest du mir noch die Hände fesseln“, erinnerte sie ihn und fragte sich gleichzeitig innerlich, was zur Hölle sie mit ihrem Verhalten erreichen wollte. Das hier war eindeutig nicht die richtige Methode, um eine Freundschaft zu vertiefen. Das hier lief auf etwas ganz anderes hinaus, etwas, das sie in einer Situation wie der ihren besser vermeiden sollte.
Mareks Augen wurden ein wenig schmaler. Er stellte sich vermutlich genau dieselbe Frage. Berechtigt. Da war es wieder, das minimale Abkippen seines Kopfes, wie man es oft bei Hunden sah, wenn sie versuchten, herauszufinden, was man von ihnen wollte. „Ich bin vorsichtig, was dich und das Herz der Sonne angeht, aber vor dir allein habe ich keine Angst.“
„Nicht?“ kam es über ihre Lippen, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Sie machte einen weiteren kleinen Schritt auf ihn zu, stand nun so dicht vor ihm, dass sie ihren Kopf ein wenig in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen zu sehen. „Dann habe ich mir vor ein paar Tagen wohl nur eingebildet, dass du meine Nähe gemieden hast.“
„Vor ein paar Tagen hattest du den Stein ja noch“, sagte er sanft und sah ihr dabei so tief in die Augen, dass ihr Herz sofort ein wenig schneller schlug.
„Ich bin nicht so ungefährlich, wie du denkst“, erwiderte sie leise. Mist! Ihr Blick war zu seinen Lippen gewandert. Er hatte das bestimmt bemerkt! Warum tat sie so etwas? Sie musste dringend wieder aus seiner Reichweite treten. Wo war diese dumme Idee nur hergekommen?
„Ich weiß“, gab er ebenso leise zurück. „Aber sich dessen bewusst und vorsichtig zu sein, heißt nicht, Angst vor dir zu haben. Das wäre doch ein wenig überzogen.“
Für ein paar sehr lange Sekunden starrten sie sich nur in die Augen, ohne sich zu bewegen. Keiner von beiden schien zu wissen, was er tun oder sagen sollte, obwohl beide wussten, was sie tun wollten . Sie konnte es in seinen Augen lesen, wusste, dass er dasselbe verräterische Glühen auch in ihren vorfand. Irgendwann gelang es Jenna, ihren Blick von ihm abzuwenden und stattdessen die Bücher anzusehen, die immer noch unberührt in ihrem Versteck lagen. Sie räusperte sich. „Nehmen wir die jetzt mit?“
Marek wandte sich um, stemmte seine Hände in die Hüften, schürzte die Lippen und schüttelte schließlich den Kopf. „Ich werde sie in den kommenden Tagen hier lesen und dann anderswo verstecken.“
„Das bedeutet dann vermutlich, dass ich keinen Blick hineinwerfen kann“, schloss sie in einem leicht
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