Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
großen Vorteil verschafft.“
Der Lord hob überrascht die Brauen. „Er war dabei?“
„Ja, er hat den ganzen Angriff geführt.“
„Das wundert mich. Er gilt eigentlich als besonnen. Ich hätte nie gedacht, dass er sich zu so einer Dummheit hinreißen lässt.“ Nitolek schüttelte den Kopf. „Nun ja, kein Mensch kann existieren, ohne dann und wann einen Fehler zu machen.“
Er seufzte noch einmal und wandte sich dann zu Drigo um. „Du kannst jetzt gehen. Wenn Foralt nach uns sucht, bringe ihn bitte hierher.“
Der Angesprochene nickte knapp und eilte aus dem Zelt, während sich der Lord wieder Leon zuwandte. „Komm, mein Freund, setzt dich!“ Er legte einen Arm um dessen Schultern und schob ihn auf einen der Hocker zu, die am Tisch standen. „Wir müssen noch ein paar sehr wichtige Dinge klären, denke ich. Und wenn es offene Fragen gibt – immer heraus damit! Zunächst muss ich jedoch die meine loswerden: Du hast deine Freundin nicht gefunden?“
Leon dachte ein paar Sekunden darüber nach, was Nitolek schon über Jenna wusste und was er ihm erzählen konnte, entschied sich dann aber dafür, die Wahrheit zu sagen. „Nein“, gab er zu und setzte sich, weil Nitolek gerade dasselbe tat. „Sie ist zwar bei Foralt aufgetaucht, aber dann von Marek entführt worden.“
„Grundgütiger!“ stieß der Lord entsetzt aus. „Ist es sicher, dass es Marek war?“
„So gut wie.“
„Das ist nicht gut. Lord Hinras hat zwar nicht genau erzählt, warum es so wichtig ist, das Mädchen zu finden, aber dass es wichtig ist, hat er sehr deutlich gemacht. Was machen wir nun? Ich hatte den Auftrag, dir und deiner Freundin freies Geleit zum Hof des Königs zu geben.“
„Wir können nicht darauf warten, dass Jenna sich befreit und irgendwann mit mir wieder Kontakt knüpft“, sagte Leon, auch wenn es ihm schwerfiel. „Das wird sie zwar, denn sie ist schlau genug, um Marek auszutricksen, wir haben allerdings keine Zeit zu warten.“
„Heißt das, du willst allein weiter zum König reisen?“
„Nein, ich möchte, dass Foralt und seine Familie mit mir kommen.“
Nitolek machte einen überraschten Eindruck. „Ich weiß nicht, ob das möglich ist.“
„Sie können nicht hier bleiben und ich fühle mich dafür verantwortlich, sie an einen sicheren Ort zu bringen, solange nicht klar ist, ob die Bakitarer nach ihnen suchen werden, um sich zu rächen“, erklärte Leon rasch. „Lord Hinras kennt Foralt sehr gut und hätte mir meinen Wunsch auf jeden Fall gewährt, wenn er noch hier wär. Nur ist er das nicht und ich bin auf deine Barmherzigkeit angewiesen.“
Nitolek begann zu schmunzeln. „Du alter Halunke, du weißt ganz genau, welche Worte du benutzen musst um mich an den Haken zu kriegen…“ Er schüttelte den Kopf und schien einen Augenblick in sich zu gehen. Schließlich nickte er, hob eine Hand und zog sich einen ziemlich protzig aussehenden Ring vom Finger. „Nimm den zur Sicherheit mit. Ich habe nur zwei Personen angekündigt, doch wenn du den Wachen den Ring vorweisen kannst, werden sie auch deine Freunde durchlassen. Ich werde zwar einen Boten vorausschicken, um die Änderung der Anzahl der Besucher vorher bekannt zu geben, aber man weiß ja nie, wie lange es dauert, bis die Nachricht an der richtigen Stelle angekommen ist.“
„Danke.“ Leon nahm den Ring mit einem wohlwollenden Lächeln an sich und steckte ihn sich in die Brusttasche seines Wamses.
„Den will ich aber später wiederhaben“, mahnte Nitolek ihn. „Der ist sehr kostbar.“
„Aber natürlich“, erwiderte Leon schmunzelnd. Er war sich bewusst, dass der Lord übertrieb. Er war immer schon vermögend gewesen und konnte ein solches Schmuckstück zweifelsohne ganz gut entbehren. Doch vielleicht war es auch ein Familienerbstück und besaß damit einen persönlichen Wert für ihn. Man wusste ja nie.
„Kommen wir zu deinen sicherlich ebenso wichtigen Fragen“, führte Nitolek ihn zu ihrem Ausgangspunkt zurück und sah ihn auffordernd an. Leon holte tief Luft.
„Gut, also … du kannst dir sicher denken, dass ich bezüglich meiner Freundin in großer Sorge bin“, begann er vorsichtig. „Deswegen würde ich gern wissen, ob du eventuell mehr über Mareks derzeitigen Aufenthaltsort weißt als ich.“
Nitolek nickte mitfühlend. „Das kann ich verstehen, aber ob ich dir in dieser Sache helfen kann …“ Er dachte kurz nach, erhob sich dann und beugte sich über die Karte. „Marek selbst ist in den letzten Tagen nirgendwo
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