Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
bedeutete, dass sie bereits angekündigt worden waren. Sie gingen unbeeindruckt ihren alltäglichen Tätigkeiten, wie dem Pflegen ihrer Rüstung und Waffen, Essenkochen und Wäsche waschen nach. Am Rande des Lagers fanden ein paar Übungskämpfe statt. Leon konnte das Klirren der Schwerter vernehmen und wenn er sich in seinem Sattel ganz lang machte, sogar einen Blick auf die kämpfenden Männer erhaschen. Viele vertraute Gesichter sah er dieses Mal nicht. Er hatte auch nicht damit gerechnet. Es war zu lange her, seit er zuletzt in der Armee gedient hatte. Die Männer hier waren sehr viel jünger als er und konnten ihn somit auch gar nicht kennen.
Nach ein paar Minuten hielten sie auf der Westseite des Lagers an und wurden aufgefordert, von den Pferden zu steigen, die man ihnen sofort abnahm und zu den Paddocks in der Nähe brachte. Drigo wies ein paar seiner Männer dazu an, die Wagen von Foralts Familie und auch diese selbst sicher irgendwo unterzubringen, dann ging er auf Leon zu.
„Mir wurde gerade eben mitgeteilt, dass Lord Hinras ganz unerwartet an den Hof des Königs gerufen wurde und auch nicht so schnell wiederkommen wird“, berichtete er rasch. „Lord Nitolek ist jetzt der oberste Befehlshaber hier. Vielleicht möchtest du ja auch mit ihm sprechen?“
Leon antwortete nicht sofort. Die schlechte Nachricht kam zu plötzlich und er musste sie erst einmal verarbeiten und überlegen, was nun zu tun war. Er kannte Nitolek gut, hatte zu ihm jedoch nie ein so enges Vertrauensverhältnis aufgebaut wie zu Lord Hinras, daher war er auch nicht so sicher, was er ihm erzählen konnte. Zumindest konnte er ihm aber einige der wichtigsten Fragen stellen und zusehen, dass Nitolek sie weiter zum König leitete, denn Lord Hinras hatte den Mann garantiert von diesem Plan unterrichtet.
„Ja, das würde ich gerne“, entschied er sich.
„Dann komm mit mir“, forderte Drigo ihn auf und Leon tat sofort, was ihm geheißen war.
Sie liefen nicht lange, erreichten bald eines der größeren und etwas prunkvoller aussehenden Zelte, über dessen Eingang das Wappen König Renons prangte. Für einen kurzen Moment überkam Leon die ihm wohlvertraute Aufregung, die er früher immer gefühlt hatte, wenn er in das Zelt eines der Heerführer geladen worden war. Manche Dinge änderten sich nie. Er lächelte in sich hinein und trat dann durch den Eingang, durch den Drigo vor ihm verschwunden war.
Das Zelt war weitaus besser und gemütlicher eingerichtet als die gewöhnlicher Soldaten. Es gab einen großen Tisch, auf dem einige Landkarten ausgebreitet waren, ein paar prunkvoll aussehende Stühle und ein Nachtlager, das mit seinen vielen Kissen, Fellen und Decken, einem richtigen Bett ziemlich nahekam. In der Mitte des Zeltes war ein kleines, mit Steinen abgegrenztes Feuer entfacht worden, über dem in einem Topf ein Süppchen gekocht wurde. So roch es zumindest.
Lord Nitolek stand am Tisch, hatte sich über die Karten gebeugt und versah eine davon gerade mit farbigen Markierungen.
„Einen kleinen Moment“, murmelte er gedankenverloren, setzte noch ein blaues Fähnchen und richtete sich dann auf. Als er Leon erkannte, erschien ein verhaltenes, aber überaus freundliches Lächeln auf seinen Lippen und er kam sofort auf ihn zu.
„Es freut mich, dich so wohlbehalten wiederzusehen“, sagte er und streckte eine Hand aus, die Leon sofort ergriff und drückte. „Als die Boten hier ankamen und uns von den Vorfällen in Ritvak erzählten, rechneten wir schon mit dem Schlimmsten. Aber anscheinend haben unsere Truppen euch noch rechtzeitig erreicht.“
„Das haben sie in der Tat“, gab Leon zurück. „Und ich danke euch von Herzen für die rasche Hilfe. Hat sich schon etwas bezüglich der Verfolgung der geflohenen Bakitarer ergeben?“
Nitolek seufzte betrübt. „Die Soldaten kamen gestern völlig erschöpft hier an. Unglücklicherweise ist es ihnen nicht gelungen, die Krieger einzuholen und für das bezahlen zu lassen, was sie in Ritvak angerichtet haben. Diese Bakitarer und ihre Teufelsgäule …“ Er lachte leise und schüttelte den Kopf. „Manchmal bin ich versucht, den Gerüchten zu glauben, dass sie ihre Reittiere aus der Unterwelt geholt und nur als normale Pferde verkleidet haben. Man könnte meinen, sie würden fliegen.“
„Nun, da bin ich dann doch zu bodenständig, um so etwas zu glauben“, erwiderte Leon schmunzelnd. „Schade, dass sie entkommen konnten. Kaamo Leraz in die Finger zu bekommen, hätte uns einen
Weitere Kostenlose Bücher