Falco Die Biografie
Musikgeschäfte Wiens. Ich klapperte eines nach dem anderen ab.«
Einmal wird sein Vater mit einem schweren Bandscheibenschaden ins Krankenhaus gebracht und muss operiert werden. Nach dem Eingriff besucht ihn Hans, und der Vater ist da-rüber so gerührt, dass er ihm 1.200 Schilling schenkt. FALCO nimmt das Geld, bedankt sich und geht schnurstracks zum Instrumentenhändler Wukitz in die Pilgramgasse 17, wo er eine Gitarre kauft.
Das Klavierspiel scheint ihm jetzt unsinnig und mühsam. Der Stutzflügel in der Wohnung der Mutter wird kaum noch angerührt. Er fährt völlig auf Gitarrenmusik ab. 1972, FALCO ist gerade 15 Jahre alt, bekommen Elektrogitarre und vor allem dann die Bassgitarre eine immer stärkere Bedeutung in der Pop-Musik. Es gibt Gruppen wie Deep Purple oder Frank Zappa, die Musik wird rhythmischer, unmelodiöser, die Romantik, wie sie die Bee Gees oder die Beatles noch gepflegt haben, fällt weg. Das kommt FALCO gerade recht: »Was mir widerstrebt, ist diese Art von Pfadfinderromantik, die sentimentale Musik am Lagerfeuer. Das mag ich nicht. Ein Elektrokamin ist mir da viel lieber.«
Also verkauft er auch seine Wandergitarre, und mit einem Zuschuss von der Mutter ersteht er seine erste Elektrogitarre, schließlich steigt er auf die Bassgitarre um.
Sein mangelndes Interesse für das Gymnasium schlägt sich in der Jahresabschlussstatistik nieder. In der 5. Klasse hat er 485 Fehlstunden und schummelt sich, weil ihn die Lehrer mögen und viel Verständnis für seine Situation aufbringen, gerade noch durch.
Im Jahr darauf sieht er ein, wie sinnlos es ist, sich weiterhin etwas vorzumachen. Sosehr er es bedauert, seine Mutter enttäuschen zu müssen, weiß er instinktiv, dass er den Zwang der Schule nicht noch zwei weitere Jahre durchhalten würde.
5
Die angewandte Psychologie war Hans Hölzel zeit seines Lebens suspekt: »Ich lernte einmal den Baldur Preiml kennen, einen bekannten Sporttrainer, der mit allerlei psychologischen Tricks arbeitet. Da setzt man sich dann zusammen und muss den anderen, die man gar nicht kennt, zehn Minuten lang in die Augen schauen. Da verkrampft sich bei mir alles, das widerspricht total meinem Naturell. Alle Gruppentherapie ist mir suspekt, ich bin viel zu sehr Individualist.« Ein andermal setzt er sich mit dem Aggressions-Forscher Professor Fritz Hacker in einer Club-2-Diskussion des ORF auseinander. »Ich musste mich sehr zurückhalten, um nicht beleidigend zu werden«, sagte er nachher. »Wenn einer eine Stunde lang in der Kiste ›Tiefenpsychologie‹ kramt und dann ohnedies nichts Gescheites herausholt, soll er es sein lassen. Dieser Schmäh ist zu 99 Prozent Geschäft – und dafür bin ich nicht zu haben.«
Trotz dieser vehementen Ablehnung der Seelenforscher ist nicht zu übersehen, dass FALCO Anfang der 70er-Jahre seine Persönlichkeitsprobleme mit dem Essen zu kompensieren sucht. Er schlingt Unmengen in sich hinein. »Mit 16 Jahren hatte ich bei einem Meter neunundsiebzig Körpergröße und dünnen Knochen 84 Kilo.«
Über die Zeit damals sagte er später rückblickend: »Mir ging alles auf die Nerven. Ich habe nur an das Zigarettenrauchen und das Den-Mädchen-Nachschauen gedacht.« Es fehlte ihm zwar zu der Zeit jede Perspektive für die Zukunft, er hatte nicht einmal in groben Umrissen eine Vorstellung davon, was einmal aus ihm werden könnte, doch »ich hatte schon immer das Gefühl, es irgendwann einmal in irgendeiner Beziehung zu schaffen«. Seine Mutter war da viel weniger optimistisch. »Ich hätte mir nie träumen lassen, dass Hans einmal eine Musikerkarriere machen wird«, sagte Maria Hölzel, als FALCO in Amerika gerade auf dem ersten Höhepunkt seiner Laufbahn war. Für sie war alles, was kam, tatsächlich überraschend, verblüffend und lange Zeit unwirklich. »Ich habe mir gewünscht, dass er die Matura macht und dann einen Beruf ergreift, der ihm ein sicheres Einkommen verschafft.«
Als es – nach 600 unentschuldigten Fehlstunden mit 16 Jahren und einem drohenden Ungenügend in Mathematik – nicht mehr zu übersehen ist, wie groß die Probleme von Hans in der Schule sind, nimmt ihn sich Maria Hölzel einmal vor.
»Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten«, sagt sie zu ihm. »Die eine Möglichkeit ist, die Klasse zu wiederholen, das wäre mir die liebere Möglichkeit. Aber ich mache dich darauf aufmerksam, dass dieser Trott nicht weitergeht. Wenn du die Klasse wiederholst, dann wird das ein einmaliger Ausrutscher bleiben, von nun an wird bis zur
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