Falco Die Biografie
wolle.«
Wenn trotzdem einmal ein Mädchen Nein sagte, schien das FALCO nichts auszumachen: »Vielleicht ist das ein Schutzmechanismus meiner Psyche, der da sagt: Na gut, wenn du nicht willst, mir soll’s recht sein, dann eben eine andere, ich bin gar nicht traurig.«
So abwechslungsreich und sorglos dieses unabhängige Leben nach der Qual der Gymnasiumszeit für Hans auch gewesen sein mag, so war er sich darüber sehr wohl im Klaren, dass es für ihn am Schreibtisch eines Büros der Pensionsversicherungsanstalt für Angestellte in der Blechturmgasse in Wien keine Zukunft gab. Er jammerte zwar nicht, aber Maria Hölzel wusste bald, »dass es ihm nicht sehr gut gefiel und er dauernd nach etwas anderem gesucht hat«.
Er verbiss sich weiter in die Musik, er sog die Songs, die er in Ö3, einem angesagten Radiosender in Österreich damals, oder auf den Platten hörte, die er sich besorgte, förmlich auf und übte Gitarrenläufe, wie er sie von Gruppen wie AC/DC oder Pink Floyd mitbekam. Besonders fasziniert war FALCO von einem Mann, der von England aus nicht nur den Sound der Musik, sondern auch die optische Darstellung auf der Bühne oder im Fernsehen völlig umkrempelte und sich überdies nicht scheute, bei Interviews Tabus zu brechen, ja, mehr noch, bei dem man den Eindruck gewinnen konnte, dass es ihm richtiggehend Spaß machte, wenn er die Leute mit seinen Geständnissen und Aussagen verblüfft und erschreckt – David Bowie.
7
1973, als FALCO gerade 16 Jahre alt ist, verkündet David Bowie zum ersten Mal seinen Rückzug aus der Rockmusik im Anschluss an ein riesiges Open-Air-Konzert in London. Für viele junge Musiker war Bowie damals schon längst zu einem metaphysischen Denkmal der Szene geworden, geheimnisvoll, zwiespältig und voller Widersprüche.
»Ich hatte«, sagte FALCO viele Jahre später einmal, »viel zu viel mit mir selbst zu tun, um irgendjemandes Fan zu sein. Für Idole blieb mir gar keine Zeit.«
Mit einer Ausnahme: »Eine ganze Weile lang begeisterte ich mich für David Bowie. Wahrscheinlich war er, ohne dass ich das damals wirklich realisiert hätte, auch schon die Initialzündung für meine anfänglich gestylte Arroganz, die ich Jahre später auf der Bühne bot.«
Bowie kam Anfang der 70er-Jahre wie ein Fremdkörper in die kumpelhafte Welt der Rock-Größen. Hatten sich die anderen im Laufe der Jahre mit langen Haaren und wilden Bärten übertroffen, trug man auf der Bühne aufregend bunte Hemden, bestickte Jacken und Röhrenhosen nebst hochhackigen Stiefeln, so sah David Bowie wie aus dem Ei gepellt aus: Meist in Anzug, mit gestärktem Hemdkragen und Schlips, trug der Ex-Bandleader der Gruppe The Buzz das Haar gescheitelt und streichholzkurz geschnitten.
Der Playboy sah ihn »als bisexuellen Balladensänger, als zwitterhaften Gitarristen mit geschorenem rotem Haar, dessen Begleitgruppe sich ›Spiders From Mars‹ nannte; als Soul-Sänger und als Filmschauspieler. Vorläufige Endfassung: Bowie als konservativer, sinatresker Entertainer«.
David Bowie dreht die harsche Rebellionsstimmung auf den Rock-Bühnen um in ein pittoreskes Feuerwerk von blasierter Art-déco-Eleganz. Er geht nach Berlin, produziert da zwei Platten (»Heroes« und »Low«) und war eher, so der Playboy , »in Strichjungen- und Transvestiten-Kneipen zu finden. Zumeist ausreichend verkleidet. Eine Greta Garbo des Showbusiness«.
Er pflegt sein Image der Bisexualität, seine »Geständnisse« in Interviews wirken eher wie gezielte Provokationen einer verkrusteten Pop-Welt, in der das Männliche mit Elvis-Presley-Lederhosen und die Weiblichkeit einer Nancy Sinatra puristisch in zwei Lager geteilt wurde.
Anders als in dem Bild, das er von sich gern zeichnet, ist Bowie in Wahrheit ein ziemlich besessener Arbeiter, der seine Texte selbst schreibt und der viel Zeit damit zubringt, sein Image zu »verkaufen«. Einer seiner Leitsätze ist: »Das Einzige, was heute schockt, sind Extreme, man muss die Leute vor den Kopf stoßen.«
Ein Credo, das FALCO am Anfang seiner Karriere bis zu einem gewissen Grad akzeptiert. Viel später sagte er in einem Interview mit der österreichischen Pop-Zeitschrift Rennbahn express : »Wahnsinnig gut finde ich David Bowie. Aber ich muss sagen, seitdem ich ihn in ›Live Aid‹ gesehen habe, hat er im unmittelbaren Vergleich mit Kollegen wie Bob Geldof oder Mick Jagger für mich verloren. David Bowie muss man in einer David-Bowie-Show sehen. Die Leute müssen nur wegen ihm dort sein, der ganze
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