Falco Die Biografie
heißesten Sommer angenehme Raumtemperaturen. »Er hatte einen völlig verqueren Schlafrhythmus«, sagt Horst Bork. »Er hat zwei Stunden geschlafen, ist dann wieder munter geworden, aufgestanden, hat etwas getrunken, dann hat er wieder zwei Stunden geschlafen. So ging das immer. Er hat immer ein Telefon gebraucht, denn wenn er munter war, fing er an, Leute anzurufen. Wenn er dann um drei Uhr früh am Telefon plaudern wollte, weil ihm langweilig war, konnte das ganz ordentlich nerven.«
Hans versuchte lange Zeit, seine Mutter dazu zu überreden, in seine Nähe zu ziehen: »Als einmal die Nachbarwohnung frei wurde, ließ er nicht mehr locker. Aber ich wollte nicht in die Stadt. Ich fühlte mich am Rande Wiens viel wohler. Mit der U-Bahn ist man rasch überall, ich fahre gern mit der Trambahn oder der U-Bahn.
Als ich hierherzog, war Hans der 22. Bezirk höchst unsympathisch. Ich hätte auch wieder in das Haus in der Ziegelofengasse ziehen können, das inzwischen anstelle unseres alten Wohnhauses wiederaufgebaut worden ist, aber ich mochte nicht.«
Die lebhafte, mittelgroße, dunkelhaarige Frau wehrte sich damals erfolgreich, wieder umzusiedeln. »Ich bot ihr ein paar Mal an, ihr eine eigene Wohnung zu kaufen, weil ich kein gutes Gefühl dabei habe, wenn sie so weit draußen lebt. Teilweise spielen sich in der Gegend üble, kriminelle Dinge ab, und der Gedanke daran machte mir Angst. Aber ich konnte sie ja nicht zwingen.«
Durch das lange Alleinsein war sie sehr selbstsicher geworden, und Maria Hölzel genoss es sichtlich, als FALCOS Mutter anerkannt zu werden. »Am Anfang«, so sagte FALCO einmal, »versuchte ich meine Mutter aus dem ganzen Trubel herauszuhalten, weil ich dachte, dass sie das belasten würde. Aber mit der Zeit merkte ich, es machte ihr im Gegenteil sogar Spaß. Jetzt gibt sie hin und wieder Interviews und lernt durch mich eine Menge Leute kennen, und ich bin froh, dass das so ist.«
»Sie hat sehr gute Interviews gegeben«, sagt Horst Bork, »ich wünsche manchen Popstars von heute solche Mütter, die so eloquent antworten können und so bedingungslos hinter ihren Kindern stehen. Das war sicher nicht schädlich für seine Karriere, ganz im Gegenteil.«
Maria Hölzel machte sogar bei der Live-Rundfunksendung »Freizeichen« in Ö3 mit. Sie kennt kaum Lampenfieber und gibt schlagfertig und ehrlich Antwort. Am meisten wurde sie zu seinen Lebzeiten wohl gefragt, was sie gefühlt hat, als sie FALCO anfangs im Fernsehen sah, und sie antwortete dann immer: »Zuerst hab ich ziemlich gezittert, aber diese Zeit ist längst vorbei. Wenn er heute irgendwo auftritt, dann weiß ich, dass es hinhauen wird. Wissen Sie, man wächst als Mutter automatisch mit der Karriere eines Kindes mit. Und für mich ist er halt immer mein Bub, für mich ist er nicht FALCO, sondern für mich bleibt er der Hansi.«
6
Die Wohnung, die FALCO seit 1982 bewohnte, kostete ihn 4.000 Schilling – nicht einmal 300 Euro – Monatsmiete. »Eine teurere«, pflegte er zu sagen, »brauche ich nicht.« So sehr ihn anfangs die Macht des Geldes faszinierte, so gleichgültig wurde es ihm später: »Ich habe mit den Jahren festgestellt, dass es nichts Verachtenswerteres gibt als käufliche Menschen. Und deshalb habe ich Geld, das Stück Papier, einfach zu dem degradiert, was es ist: ein Stück Papier. Ich bin nicht einer, der denkt, er müsse jetzt einen Lamborghini fahren, weil er Geld hat, oder der Woche für Woche seinen Kriecherfreunden ein Fest gibt, damit sie ihm zujubeln können, ich versuche, mein Geld mit Hirn anzulegen. Wenn ich mir einmal einen Luxus erlaube, dann den, Geld ziellos auszugeben. Ich träume halt den Traum von einem Sack, in dem immer wieder etwas drinnen ist, und ich träume davon, immer ein paar Pfennige mehr zu besitzen, als ich brauche.«
Wenn man den weltweiten Plattenverkauf, die Compilations und die Singles zusammenzählt, hat FALCO im Laufe seines Lebens mindestens 50 Millionen Euro, damals rund 700 Millionen Schilling, umgesetzt.
Am Tag, an dem seine Tochter geboren wurde, verlor FALCO in all der Aufregung und auch schon ein wenig betrunken 3.000 Schilling. »Ich habe mich darüber geärgert, weil ich nicht einmal wusste, wo ich das Geld verlor. So etwas macht mich krank. Es kann einmal vorkommen, dass ich in einer Woche 35.000 Schilling ausgebe, um mir etwas zu kaufen, und es macht mich glücklich zu wissen, dass mir das auch möglich ist. Aber ich werde ärgerlich, wenn das Geld zwischen den Fingern
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