Falco Die Biografie
zufrieden.«
Mit zunehmender »Falcomania« erboste es Hans immer mehr, dass man ihm kein Privatleben ließ. »Es war einfach viel zu viel für mich. Ich hatte alles satt. Ich war satt von der Promotionskiste, satt von den Interviews, den Fragen, den Antworten. Alle wollten etwas von mir.«
Hans Hölzel stellte sich schon als Kind quer, die herkömmlichen Jungenfreundschaften machten ihn misstrauisch. Noch mehr zweifelte er jetzt an der Ehrlichkeit der Bewunderer in seiner Branche: »Die Leute, denen ich wirklich vertraue, das müssen keine Übermenschen sein, aber sie müssen mir ihre Freundschaft viele Jahre lang beweisen. Das geht nicht von einem Tag zum anderen.«
In den Monaten nach dem großen Erfolg mit »Der Kommissar« wurde er immer argwöhnischer, sagt Billy Filanowski über seinen Freund FALCO: »Mitten im größten Jubel und in der höchsten Freudenstimmung war schon der Wermutstropfen, die Frage, wie es entsprechend weitergehen würde.«
FALCO widersprach dieser Einschätzung nicht: »Das ist ja logisch. Ich hatte den irrsinnigen psychologischen Druck, jetzt keinen Flop zu produzieren. Ich hab danach an einem Text allein einen Monat gearbeitet – um ihn dann wegzuwerfen. Ich hatte einfach Sorge, dass er nicht gut genug sei. Ich machte mir nur Gedanken, noch besser zu werden, es war verrückt, denn dadurch wurde alles nur synthetischer, kälter.« – »Er hat einen Text nur dann gesungen, wenn er absolut davon überzeugt war«, sagt Horst Bork. »Er hat eine Menge Playbacks verschlissen, weil er keinen Text darauf gemacht hat. Aber wenn er dann etwas gesungen hat, dann stand er dazu.« Andrerseits war er doch verunsichert, weil der Erfolg, der so süß schmeckte, nicht entgleiten durfte. »Er hat immer Gott und die Welt gefragt, ob etwas gut oder schlecht ist. Je mehr er fragte und je unterschiedlicher die Antworten ausfielen, desto unsicherer wurde er.«
Billy: »Er ist mit der Zeit exzessiver geworden, das ist klar, das bringt sein Beruf mit sich, aber er hat sich charakterlich nicht verändert, er blieb der ehrliche Kerl, dem man vertrauen, auf den man zählen kann.«
FALCO drückte das einmal ganz prosaisch aus: »Wenn ich den Billy anrufe und sage, hör mal, ich sitz gerade da und ich habe kein Geld mehr und einer hält mir eine Pistole ins Genick, dann wird der Billy sofort herflitzen. Und nicht, weil ihm daheim langweilig war, sondern weil das meiner Meinung nach zu einer Freundschaft dazugehört.«
Einmal begann ein Gast in der Diskothek U4 in Wien, einem damals ganz verrückten, ausgeflippten Underground-Laden, Streit mit Hans. Billy Filanowski: »Ich habe anfangs nicht weiter darauf geachtet, aber dann wurden die beiden immer lauter, und ich sah, wie der andere ein Glas über die Kleidung von Hans ausschüttete. Hans kann manchmal recht aggressiv werden, ohne dass er wirklich zuschlägt. Er hat nie gelernt, sich richtig zu klopfen, und deshalb ist er dann auch hilflos, wenn er auf jemanden trifft, der’s kann.«
Billy, der früher geboxt hatte, mengte sich dann ein. »Er ist ein ganz friedliebender Mensch, aber wenn ihn jemand richtig in Rage bringt, dann kocht seine Aggressivität über, und er denkt gar nicht daran, ob er bei einer Schlägerei auch nur eine Chance haben würde. Wenn er eine Stinkwut hat, legt er sich mit allen an«, charakterisiert Billy Filanowski FALCO. In München hatte er einmal eine blutige Auseinandersetzung mit drei Männern aus dem damaligen Jugoslawien. »Es war noch zu den Spinning-Wheel-Zeiten«, erzählt Horst Bork. »In einem Tanzschuppen in Schwabing legte sich Hans mit den dreien an. Natürlich ging es um ein Mädel und die anderen verkloppten Hans ordentlich. Sie schlugen ihm sogar die Vorderzähne aus. Am anderen Nachmittag kam er dann mit blutigem Gesicht zum Soundcheck. Aber das waren Ausnahmefälle. Für gewöhnlich ist er Gewalt immer ausgewichen. Es war mehr Imponiergehabe, das er zelebrierte.«
5
Der Ruhm schränkte ihn ein, aber er brachte auch die Möglichkeit zur Kompensation mit sich: Geld. Ein halbes Jahr nachdem er mit Markus Spiegel seinen ersten Vertrag gemacht hat, klingelt die Kasse: »Zwar glauben die meisten Menschen, ich würde viel, viel mehr verdienen, als es tatsächlich ist«, meinte FALCO später. Doch das, was hereinkommt, ist jedenfalls mehr, als er zu Zeiten von Spinning Wheel, Hallucination Company und Drahdiwaberl noch zu träumen gewagt hätte.
FALCO genoss seinen Status und das viele Geld, aber nach einem
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