Falco Die Biografie
kurzfristigen Höhenflug blieb er mit beiden Beinen auf dem Boden: »Wenn du von null in ein paar Monaten auf eine Million kommst, dann packt es dich. Irgendwie denkst du dir dann halt, da müssen jetzt die Mercedes auffahren, die Diamanten, die Luxusdinger.« Er kauft sich tatsächlich einen Porsche und einen Mercedes und fängt auch an, seine Mutter zu verwöhnen. Er kauft ihr Schmuck und teure Teppiche, und wenn jemand darüber redet, wischt er die Geschenke mit einer spöttischen Bemerkung weg, die im Nachhinein besonders tragisch anmutet: »Nicht der Rede wert, ich reichere bloß mein Erbe an.« Genauso wenig, wie er es mochte, von anderen ausgenommen zu werden, wollte er als Wohltäter hofiert werden. Trotz seinem unglaublichen Ruhm blieben FALCOS Wurzeln im Grunde unerschüttert. Einmal sagte FALCO halb im Spaß: »Ich habe nur wenige Vertrauensleute, und ich bin wiederum auch nur wenigen Menschen gegenüber treu. Im Beruf sind mir jene am liebsten, die mich dafür bezahlen, dass sie für mich arbeiten dürfen.«
Später fing er an, immer häufiger Geld zu verschenken. Er versuchte zwar diese Spenden zu verschleiern, aber hin und wieder kam es doch ans Licht, wenn er jemandem etwas gegeben hatte. Beispielsweise wird er im Juni 1986 in Österreich mit dem Goldenen Pop-Amadeus geehrt, einer Art österreichischem Musik-Oscar, der in einer bombastischen Zeremonie verliehen wird und mit 100.000 Schilling verbunden ist. Neben dem Hauptpreis gibt es noch eine ganze Reihe Gewinne für die beste Nachwuchsband, die beste Komposition, das beste Plattencover. Unter anderem ist für das Cover auch eine Platte nominiert, die von Mitarbeitern des Dialysezentrums des Krankenhauses in Horn in Eigeninitiative gemacht wurde, um Geld zu sammeln. Den Sieg für das Cover trägt die Platte des ehemaligen Fussballstars Hans Krankl davon, und als FALCO hört, dass die Leute vom Krankenhaus leer ausgehen, gibt er ihnen spontan seinen Geldpreis.
Aber: »Natürlich singe ich nicht, weil ich als Popstar die Mädchen leichter rumkriege oder irgendeine Lebensphilosophie an den Mann bringen möchte, sondern weil es dafür Geld gibt.« Und er hat im Grunde genommen seine Kollegen nie verstanden, die vornehm vom Geld geschwiegen haben – und dann nichts bekamen oder alles verloren. Viele Pop-stars, die über Nacht zu Ruhm und Kapital gekommen sind – auch große Stars wie Mick Jagger –, warfen ihre Tantiemen zum Fenster hinaus oder ließen sich von windigen Beratern übers Ohr hauen. Manche waren am Ende der Karriere so arm wie zu Anfang. »Ich denke, dass viele es später bitter bereuen, wenn sie sich am Anfang zu gut dafür sind, sich um ihr Geld zu kümmern, und das immer anderen überlassen, bis endlich alle mitgekriegt haben, dass sie vom Geld ohnedies nichts verstehen. Wenn ich einmal über Verlustzuweisungsprojekte oder den Goldpreis rede, heißt es sofort: »Sag mal, bist du eigentlich Musiker oder Anlageberater?« Ich finde da nichts Schlimmes daran, wenn ich mich bemühe, legal meine Existenz zu sichern und mich damit zu beschäftigen, dass mein Geld nicht weniger wird.« Er überlegte zu dem Zeitpunkt, ob er sich nicht ein eigenes Haus in Wien bauen sollte, aber dann kam er von der Idee wieder ab. »Ich sehe es doch schon an meiner Wohnung. Da sperre ich die Tür hinter mir zu, wenn ich wegfahre, und trotzdem gibt’s immer wieder Probleme, wenn ich heimkomme. Da rinnt ein Wasserhahn, dort ist der Kühlschrank kaputt, nicht auszudenken, was man für Sorgen mit einem großen Haus haben muss. Das will ich nicht.«
1982 wurde es FALCO jedoch in der kleinen Wohnung, die er von der Großmutter geerbt hatte, zu eng. »Er hat mich dann gebeten, ihm eine Wohnung zu suchen«, erzählt Maria Hölzel. »Er hatte einfach keine Zeit, sich selbst Objekte anzusehen, und er sagte, ich wüsste doch ohnedies ganz genau, was ihm gefiele, also könnte ich doch ebenso gut eine Wohnung für ihn mieten.«
FALCOS Mutter nahm die Sache sehr ernst. Sie setzte sich mit Dutzenden Maklern in Verbindung, studierte die Immobilienanzeigen in den Tageszeitungen, bis ihr schließlich im 7. Bezirk eine schöne Altbauwohnung im dritten Stock eines Jugendstilhauses angeboten wurde. »Ich fuhr hin und war sofort von der Wohnung angetan«, berichtet sie, »der hintere Trakt der Wohnung geht in einen parkähnlichen Innenhof. Wenn man das Badezimmerfenster öffnet, sieht man direkt auf einen alten, großen Nussbaum. Und ich stellte mir vor, wie dieser Baum im
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