Falco Die Biografie
Macho-Typen lustig, der andere Männer als Machos beschimpft.
Dann spielte er für das Album noch die alte Bob-Dylan-Nummer »Baby Blue« ein, ein sanftes, jazziges Stück. »Ich bin nach einem Fernsehauftritt mit Désirée Nosbusch am anderen Morgen in meinem Münchner Hotelzimmer erwacht. Es war frostig, Raureif vor den Fenstern, und dann machte ich das Radio an und hörte ›Baby Blue‹ von Van Morrison interpretiert, das war ganz eigenartig, und in dem Moment beschloss ich, mich des Liedes anzunehmen.« (Das Lied, das FALCO in dieser melancholischen Stimmung so sehr faszinierte, dass er es einspielen wollte, wurde am Ende seines Lebens zu dem Song, der ihn auf dem Weg zum Grab begleiten sollte.)
Schließlich ist dann noch »Vienna Calling« auf dem Album, die zweite Auskoppelung nach »Amadeus«, die ebenfalls an der Spitze der Charts in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg war und die FALCO ganz bewusst »Amadeus« nachgeschossen hatte: »Die Leute sollten denken, ja ja, nicht übel, aber lange nicht so heiß wie ›Rock Me Amadeus‹, und wenn dann alle meinten, ich hätte mein Pulver damit verschossen, bringen wir ›Jeanny‹ auf den Markt.«
3
»Ich war im Umgang mit den Medien relativ neu«, zog FALCO nach der triumphalen ersten Platte und dem Einbruch mit »Junge Roemer« Bilanz, »und ich wusste nicht, wie ich mich richtig verkaufen sollte. Diesbezüglich habe ich in ein paar Monaten mehr gelernt als ein anderer in seinem ganzen Leben«. Er hatte eine Zeit lang wirklich Probleme im Umgang mit Journalisten, er äußerte sich manchmal brutal offen und bedachte dabei nicht, dass ihm das schaden konnte.
»Ich merkte plötzlich, die Leute kamen auf mich zu und erfanden Beschuldigungen, die sie von mir kommentiert haben wollten. Sie wollten damit irgendetwas herausfordern, um am Ende das zu hören, was sie ohnedies hören wollten. Ich wollte nicht immer gelobt werden und ich wollte auch gar nicht im rosigsten Licht dargestellt werden, aber ich hasse die Lügen und ich hasse die ganze Skandalisierung der Geschichten.«
Als er bemerkte, dass es so nicht mehr weitergehen konnte, wandte er sich an Hans Mahr, einen ehemaligen Journalisten, der die Wahlkampagnen der österreichischen Sozialisten unter Bruno Kreisky 1979 und 1983 geleitet hatte und später Berater des namhaftesten österreichischen Zeitungsverlegers, Hans Dichand, geworden war. Später wurde er Chefredakteur und Informationsdirektor von RTL in Köln und Vorstand bei Premiere. »Wir kannten einander vom Sehen«, erzählt Mahr, »aber ich hätte nie gedacht, dass wir einmal zusammenarbeiten würden.«
Eines Nachts kam FALCO in der Wiener Bar Take five in der Annagasse auf Mahr zu: »Sag mal, du hast doch früher den Bundeskanzler beraten?«
Mahr nickte. »Das stimmt.«
Und nun folgte ein Dialog, den Mahr nie mehr vergessen wird.
FALCO: »Oida, du bist oba nimma beim Kreisky?«
Kopfschütteln.
»Na guat, dann kannst jo für mi wos machen.«
Hans Mahr bat FALCO um ein paar Tage Bedenkzeit. Dann stimmte er zu.
Mahr: »Und das taten wir dann auch. Er machte geile Musik und ich habe versucht, ihn zu vermarkten. Wir zogen durch die Wirtshäuser der Stadt und machten gemeinsam Urlaub.« Und: »Es war nicht einfach mit ihm. Denn dieser Hansi Hölzel, der sich sein künstlerisches Alter Ego ausgerechnet von einem Skispringer geklaut hatte, war musikalisch genial und persönlich manchmal wahnsinnig. Poet und Alkoholiker, maßlos eitel und immer auf der Suche nach Nähe, Zuneigung und Anerkennung. Bei Freunden und Frauen, bei den Medien und dem Publikum. FALCO spielte mir eines Abends ein Demoband mit ›Amadeus‹ vor. ›Was hältst du davon?‹, fragte er mich. Ich antwortete, dass ich nicht recht wüsste, was ich davon halten sollte. Er spielte es mir wieder und wieder vor und sagte, es würde ein Hit werden. Er war damals schon sehr vom Erfolg seiner dritten LP überzeugt.«
FALCO charakterisierte sein Team so: »Hans Mahr ist in erster Linie ein Freund, der mich berät. Er ist vor allem für Österreich zuständig. Die Hierarchie schaut also so aus – FALCO, Bork, Mahr.« Und: »Selbstverständlich hat man mit wachsender Kapazität an verschiedenen Arbeiten eine wachsende Anzahl von Mitarbeitern, und natürlich lasse ich mir meine Reden schreiben, aber die Gedanken dazu und die meisten Formulierungen sind natürlich von mir.«
Obwohl er einsehen muss, dass sein Erfolg bereits solche Tragweiten angenommen hatte, dass es
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