Falco Die Biografie
unmöglich war, alles allein zu bewältigen, versucht er doch, das Team so klein wie möglich zu halten. »Ich habe ständig Angst, plötzlich einen Riesenapparat wie ein aufgeblasener Wasserkopf mitzuschleppen, der nur Zeit und Geld kostet.«
FALCO hielt nicht viel von synthetisch produzierten Stars.
Wichtiger war es ihm, als Person zu wirken. »Wenn man so will, dann verfolge ich die Philosophie, die David Byrne von den ›Talking Heads‹ im Film ›Stop Making Sense‹ symbolisiert, wo er mit einem Kofferradio auf die Bühne geht, das Radio einschaltet und nur mit einer Gitarre dazu spielt. Ganz ohne großes Brimborium bringt er ungeheuerliche Power rüber. Das ist es, was ich will.« Und: »Es kommt immer noch auf das Produkt an, das man präsentiert. Wer sich alle möglichen Eskapaden dazu einfallen lässt, steht in der Zeitung, aber nur wenn die Platte stimmt, dann scheint er in der Hitparade auf, sonst bloß in der Klatschspalte.«
Am 12. Mai ist »Rock Me Amadeus«, die erste Auskoppelung, auf Anhieb die Nr. 1 der österreichischen Hitparade, zwei Wochen darauf nimmt sie die deutschen Charts im Sturm. Für FALCO ist es die Bestätigung, das Richtige getan zu haben. »Aber wer gedacht hatte, er würde jetzt ausflippen«, sagt Mahr, »der war unwillkürlich enttäuscht. FALCO trug den Triumph sehr gelassen.« FALCO: »Wahrscheinlich hätte ich zwei Jahre früher ganz anders reagiert, aber jetzt war da nur das Gefühl, eine Arbeit abgegeben zu haben, die respektiert wird. Zugleich Freude und Skepsis, wahrscheinlich war die Angst größer, die Angst davor, was noch alles auf einen zukommt.«
Die Kritiker waren nicht ganz sicher, wie sie »Rock Me Amadeus« beurteilen sollten, und auch später, als das Album »FALCO 3« auf dem Markt ist, sind die Rezensionen zwiespältig. Der Wiener schreibt:
»Das Cover ist hässlich. Die Platte ist rot (hält man mich für einen Teeniepopper, der sich über so was freut?). Die Salieri-Version von ›Rock Me Amadeus‹ ist weit aufregender als der auf der LP befindliche Gold-Mix, ›America‹ klingt wie Am-bros. ›Tango The Night‹ wollte FALCO schon auf ›Junge Roe-mer‹ tanzen, es hat dort aber nicht gefehlt, ›Munich Girls‹ ist gut, aber von den Cars. ›Jeanny‹ klingt wie Morak mal Heller dividiert durch Udo Jürgens, ›Vienna Calling‹ ist dünn, ›Männer des Westens‹ sind die neuen ›Helden von heute‹, ›Nothin’ Sweeter Than Arabia‹ ist ein von mir aus talentiertes Bowie-Plagiat, ›Macho Macho‹ ist infantil. ›It’s All Over Now, Baby Blue‹ ist von Bob Dylan.«
Zwar relativiert der Kritiker seine Rezension im nächsten Absatz: »Ist es das, was ihr lesen wollt? Es ist natürlich nur zur Hälfte wahr. ›FALCO 3‹ ist eine ziemlich gute Platte, und gerade die Kritikpunkte des vorhergehenden Absatzes könnte man als Attraktivitätsbelege interpretieren. ›FALCO 3‹ ist nicht so elegant und nicht so intelligent wie ›Junge Roemer‹, dennoch sympathisch in ihrer unverfrorenen Spekulation und ihrer handwerklichen Raffinesse.«
Wichtiger als die Kritik im Wiener war FALCO natürlich das, was der Rezensent vom Rolling Stone schrieb, der bedeutendsten Pop-Musikzeitschrift unserer Zeit. Um es kurz zu machen: Die Kritik war schrecklich und niederschmetternd. »FALCOS drittes Album ist so, dass man nach der Hälfte denkt, oh, was für eine schlimme Platte, aber es wird noch erbärmlicher.«
Der Artikel war so niederträchtig, dass er bei vielen Amerikanern eine merkwürdige Reaktion auslöste: »Der Bericht allein schon machte mich unsagbar neugierig auf das Album«, schrieb Robert Hilburn von der Los Angeles Times , »denn ich spürte, dass der Rezensent von ›Rolling Stone‹ die Platte hassen musste.« Und, logisch: »Etwas, was so viel Hass hervorrufen konnte, musste auch Seiten haben, die für das Album sprachen.« Hilburn schreibt sachlich weiter: »›Rock Me Amadeus‹ ist eine lebendige Junkfood-Mischung unserer heutigen Musikwelt, Disko-Streicher, synthetische Drums, Hip-Hop, Rap, eine Spur Heavy Metal.«
»Munich Girls« vergleicht der »L. A. Times«-Reporter mit guten Sachen von Lou Reed, »Macho Macho« mit einer verspielten David-Bowie-Aufnahme von »Rebel Rebel«, die Dylan-Nummer »It’s All Over Now, Baby Blue« mit frühen Rolling-Stones-Einspielungen. Hilburn: »In einem Telefon-interview, eine Woche ehe ich ihn persönlich traf setzte mir FALCO gut fünf Minuten lang auseinander, dass Mozart wohl ein Punk-Rocker
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