Falco Die Biografie
eine noch das andere. Ich war stur und ungezogen, aber ich rannte andererseits auch nicht mit den Jungs im Park herum, um auf Bäume zu klettern oder mit dem Fahrrad auf selbst gebauten Sprungschanzen herumzutollen. Das war mir zu dumm, das hat mich nicht interessiert. Wenn ich jetzt behauptete, ich wäre stets ein Einzelgänger gewesen, ist das nicht richtig. Aber zeit meines Lebens war die Musik eine Art Regulativ für mich. Ich war nie in Cliquen und ich war schon gar nicht Anführer einer Clique oder einer Bande. In der Volksschule sind mir meine Mitschüler bereits unglaublich unreif und dumm vorgekommen. Sie schlugen sich, sie warfen mit Steinen aufeinander, und ich sah in dem keinen rechten Sinn. In gewisser Weise war ich wahrscheinlich damals schon ein Außenseiter, und ich fühlte es deutlich, ich konnte mit meiner Welt so lange gut auskommen, solange ich ruhig war und zurückgezogen und es auf keine Konfrontation ankommen ließ. Ich war wirklich lange Jahre sehr verinnerlicht.«
Hans Hölzel wünschte sich damals sehnlichst ein Tier. »Er wollte einen Hund oder eine Katze«, erzählt Maria Hölzel, »er beschwor mich und versprach, dass er sich immer um das Tier kümmern würde. Er sagte: ›Mutter, der Hund könnte ja in unserer Badekabine schlafen, da würde er dich nicht stören.‹ Aber ich war immer dagegen, ich bin der Meinung, ein Tier braucht Auslauf, das leidet in einer Wohnung. Und ich sagte es ihm auch. Aber ich glaube, er hat es nie recht überwunden, kein Tier bekommen zu haben.«
Die Großeltern väterlicherseits waren bereits tot, als FALCO zur Welt kam. Zur Mutter seiner Mutter jedoch entwickelte er eine besonders innige, liebevolle Beziehung. Wenn Maria Hölzel in ihrem Laden beschäftigt war, kümmerte sich die Großmutter um den kleinen Jungen. Die Familie stammte aus Bad Tatzmannsdorf, einem namhaften Kurort im Burgenland, und FALCOS Großmutter besaß noch ein Haus da.
»Ich verbrachte viele Jahre lang den Sommer in Bad Tatzmannsdorf, und es sind tolle, aufregende Erinnerungen. Das Haus stand direkt am Hauptplatz. Ich konnte mit sechs Jahren meine Großmutter überreden, mir einen Eumig-Plattenspieler zu kaufen. Ich war wirklich selig. Der Plattenspieler stand am Fenster, die anderen Kinder versammelten sich darum herum, weil die meisten von ihnen keinen solchen Apparat daheim hatten, und den ganzen Tag über dröhnten Elvis Presley, Cliff Richard und auch schon die ersten Nummern der Beatles, wie ›Love Me Do‹ und ›Please Please Me‹, und dann später die Stones, die Bee Gees, Beach Boys, alles quer durch den Gemüsegarten.«
Sein größtes Ereignis im September 1963 war natürlich die Einschulung in der Volksschule der Piaristen, einer sehr angesehenen katholischen Privatschule in der Ziegelofengasse, nur wenige Schritte vom Wohnhaus der Familie Hölzel entfernt. Es gab damals auch Überlegungen, ob man den musikbegeisterten Jungen nicht bei den Sängerknaben unterbringen sollte, um ihm dort eine solide Musikkarriere zu gewährleisten. Aber schließlich sperrte sich Maria Hölzel gegen den Gedanken: »Mein Mann und ich arbeiteten und ich hatte ohnedies wenig von meinem Sohn. Wenn er noch ins Internat gekommen wäre, hätte ich gar nichts von ihm gehabt.«
Bei den Piaristen gab es ein Halbinternat, und damit schien gesichert, dass Hans so lange gut untergebracht war, bis Maria Hölzel nach Geschäftsschluss Zeit für ihn fand.
Zur Weihnachtsfeier – Hans Hölzel war gerade sechseinhalb Jahre alt – suchte man in der Schule Kinder, die ein Instrument beherrschten. FALCO meldete sich zögernd, durfte vorspielen und war der Star dieser kleinen improvisierten Feier. Damals zu Weihnachten 1963, während sich in Liverpool gerade John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr daran machten, mit ihrer Musik völlig neue Akzente zu setzen, war es der erste richtige, große Auftritt von FALCO vor einem größeren Publikum.
Maria Hölzel: »Ich war natürlich auch zu der Feier eingeladen, aber ich konnte meinen Laden nicht schließen, und deshalb ging nur meine Mutter hin. Als sie nach Hause kam, war sie ganz aus dem Häuschen. Die Leute hatten getobt vor Begeisterung, wie der Kleine Klavier spielte. Der Höhepunkt war dann, als er den ›Donauwalzer‹ intonierte.«
Von diesem Moment an galt Hans Hölzel auch in der Schule als eine Art musikalisches Wunderkind. Wann immer eine Feierlichkeit ins Haus stand, wurde er ans Klavier gebeten. Dieses Aufheben um sein Spiel
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