Falco Die Biografie
nur Leberknödel«, berichtet seine Mutter. »Ich sagte ihm: ›Hör mal, das ist doch hirnverbrannt. Entweder du magst keine Leber, dann isst du auch keine Leberknödel, oder du magst sie. Leber wäre so gesund für dich.‹ Aber er ließ sich nicht überreden, und wann immer es Leber bei uns gab, blieb sein Teller unberührt.«
Nach einem Italienurlaub hatte er ein neues Leibgericht entdeckt: »Da stopfte er sich dauernd mit Spaghetti und Pasta asciutta voll. Wenn er vom Halbinternat heimkam, raste er in meinen Laden und verlangte nach Wurstsemmeln, die er hastig verschlang.«
Bei all dem Appetit machte sich Maria Hölzel Sorgen, als Hans mit acht Jahren abmagerte. Er war eigentlich nie ernsthaft krank gewesen, und bis auf ein paar Erkältungen konnten ihm auch die üblichen Kinderkrankheiten nichts anhaben. Einmal bat der Lehrer von Hans, Anton Frei, Maria Hölzel zu sich.
»Sagen Sie einmal, Frau Hölzel, was führen Sie eigentlich für eine Superküche?«
»Superküche? Ich verstehe Sie nicht recht. Wie meinen Sie das?«
»Na, wissen Sie denn nicht, dass Ihr Hans bei uns zu Mittag keinen Bissen anrührt? Wir haben Kinder, die mögen die eine oder andere Speise nicht, aber Hans isst gar nichts, er sagt nur, dass es zu Hause um so viel besser schmecke, deshalb wollte ich wissen, was Sie für eine Superküche haben.«
Hans Hölzel später: »Ich hatte zu der Zeit wirklich eine tolle Figur, ich, der ich schon als Kind ein wenig zum Dicksein neigte, hatte plötzlich Untergewicht. Das Essen, das uns in der Privatschule vorgesetzt wurde, war einfach ungenießbar, und bis auf ein paar Löffel Suppe habe ich wirklich alles zurückgeschickt. Es kam von den WÖK, den ›Wiener öffentlichen Küchen‹, und eine Speise schmeckte wie die andere.« FALCO beklagte sich zwar nie über das Essen, er nahm es hin und war in gewissem Sinne froh, wenigstens abzunehmen. Maria Hölzel: »Wenn mir nicht Herr Frei alles erzählt hätte, hätte ich nicht gewusst, weshalb Hans so abnahm. Wenn ich ihn fragte, was es zu Mittag gegeben hätte, hat er immer etwas gemurmelt und mir etwas von einer Suppe erzählt. Das war’s.«
Abends hörte Hans viel Musik, er hatte einen Kassettenrekorder und ein Radio, und wenn er sich damit beschäftigte, war er für die Umwelt nicht ansprechbar.
Sein Vater, der es geschafft hatte, Betriebsleiter in einer Firma für Blechbearbeitungsmaschinen zu werden, und der damit spekulierte, sich selbstständig zu machen, war häufig weg. Die Ehe der Eltern war damals noch nicht ausgesprochen schlecht, aber auch nicht gerade harmonisch. »Wir hatten nie Streit«, erinnert sich Maria Hölzel, »und mein Mann hat sich daheim nie anmerken lassen, dass er eine andere Frau liebte und mich betrog.«
FALCO bekam wenig Taschengeld. »Mein Vater setzte da auf andere Methoden, er versuchte mich für gute Noten zu bezahlen. Als ich noch zur Volksschule ging, hatten beinahe alle aus meiner Klasse ein Zeugnis mit lauter Einsen. Und er sagte: ›Wenn du auch lauter Einsen heimbringst, gebe ich dir 100 Schilling. Und wenn es nur eine Zwei ist, dann kriegst du 50 Schilling.‹ Ich fand diese Art der Bestechung schon damals dumm. Aber man muss andererseits auch bedenken, dass unsere Eltern aus einem ganz anderen Grund zu solchen Handlungen getrieben wurden. Geld war etwas Glorioses, Erstrebenswertes danach trachtete man mit all seinen Sinnen.«
Hans durchschaute ziemlich bald den Ablauf in der Schule und akzeptierte die Gegebenheiten. Er lernte fast nie, dennoch kam er gut mit und hatte zum Teil hervorragende Zensuren. »Ich hatte nie eine Schultasche dabei, alle meine Bücher und Hefte blieben im Schulfach. Ich hasste es, Vokabeln zu pauken und unsinnige Lehrsätze herunterzuleiern. Was half es mir, dass ich wusste, dass A-Quadrat plus B-Quadrat C-Quadrat ergibt? Ich wollte das alles gar nicht wissen.«
Er versuchte schon zu dieser frühen Zeit nie, Vorbild oder Anführer zu sein, aber er strahlte offenbar eine Aura aus, die ihn zu etwas Besonderem machte. »Die anderen haben mich mit Zurückhaltung und einer gewissen Scheu behandelt, auch wenn ich nicht der Stärkste in der Klasse war. Ich akzeptierte keine Hierarchie, und wahrscheinlich brachte mir das den meisten Respekt ein. Ich glaube, die dachten damals: ›Wir wissen zwar nicht, was wir von ihm halten sollen, aber wir können uns doch nicht alles mit ihm erlauben, denn irgendwas hat er wohl drauf.‹«
Es war eine verwirrende Widersprüchlichkeit in ihm, eine
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