Falco Die Biografie
Mischung aus Zügellosigkeit und Ehrbarkeit, aus Rebellion und Wohlbehütet sein. »Es war ein steter Traum von der Freiheit, ich war frustriert, und ich selbst schien immer viel älter zu sein, als ich tatsächlich war. Fußball spielen hat mir nie besonders viel gegeben, nicht halb so viel wie den anderen. Meine Faszination lag anderswo – ich legte die Nadel auf eine Platte und dann kam etwas, was ich gar nicht verstand, weil ich nicht genug Englisch sprach, aber es versetzte mich trotzdem in eine ganz andere Welt.«
Hans war damals häufig mit seiner Cousine zusammen. »Ich behandelte sie zu der Zeit wie einen Jungen. Bis zu meinem 14. Lebensjahr war ich im Verhältnis zum anderen Geschlecht ziemlich naiv. Mit meiner Cousine verstand ich mich, wir hatten viele gemeinsame Interessen.« Streit gab es häufig wegen ihrer Schlampigkeit. Maria Hölzel: »Hans war schon als Kind pedantisch. Er war nicht wie andere Jungen in seinem Alter, die abends die Kleider auszogen und einfach liegen ließen, sondern er stellte seine Hausschuhe akkurat neben das Bett und hängte die Hose über eine Stuhllehne. Das hat er sich nie abgewöhnt. Einmal war ich bei ihm und stellte meine Handtasche achtlos auf sein Klavier. Da bat er mich, die Tasche wegzustellen, weil ihn das störe. Er hat sich auch immer mit Mädchen zerstritten, die nicht so ordentlich waren wie er. Ich glaube, diesen Wesenszug hatte er von mir. Früher bin ich nicht aus dem Haus gegangen, ohne vorher geputzt zu haben. Heute ist das zwar nicht mehr so schlimm, aber ich weiß noch auf Anhieb, welcher Gegenstand in welcher Schublade liegt. Ich habe für alles einen Platz. Ich sage immer, Ordnung zu machen ist keine Kunst, Ordnung zu halten ist eine.«
Außer mit seiner Cousine spielte FALCO als Kind meist mit zwei Jungen aus dem Nachbarhaus. Der eine, Peter Watzlawick, wohnte mit seinem Bruder und den Eltern in dem angrenzenden Haus in der Parallelstraße zur Ziegelofengasse, in der Straußengasse 4. Die beiden Jungen gingen täglich gemeinsam zur Schule, und Peter Watzlawick holte Hans am Morgen ab. Einmal stand er ohne Schultasche vor der Tür. Maria Hölzel öffnete.
»Wo hast du denn deine Schultasche?«
»Ach, die ist schon in der Schule. Ich war nämlich bei der Morgenandacht und hab die Tasche dagelassen. Aber ich dachte, wenn ich den Hans jetzt nicht abhole, wartet er umsonst.«
Maria Hölzel war damals sehr gerührt: »Da ist der Junge extra den Weg von der Schule zweimal gelaufen, um Hans nicht warten zu lassen. Ich sagte dann zu Hans: ›Siehst du, das ist ein richtiger Freund.‹«
Als Hans die Volksschule verlässt, wird er im Rainer-Gymnasium eingeschult, er besteht die Aufnahmeprüfung, die damals noch vorgeschrieben war, problemlos. Auch sein Freund Peter Watzlawick geht in dieselbe Schule. »Ich war«, entsann sich Hans Hölzel später, »in Bezug auf Freundschaften vielleicht oberflächlicher als die anderen. Ich habe das nie so recht ernst genommen.«
Der andere Freund von Hans war Raul Müller. »Das war ein absoluter Outsider, der wie ich ohne nach links oder rechts zu schauen durchs Leben ging. Ich habe mich um nicht viel gekümmert, und das imponierte ihm. In gewissem Sinne verband uns eine Weile eine beinahe brüderliche Freundschaft.«
Der Sport war für Hans unwichtig. Er ging gern schwimmen, andere Sportarten begeisterten ihn überhaupt nicht. »Ich habe ihm sogar für den Skikurs eine teure Ausrüstung gekauft, aber die hat er kaum angerührt«, meinte Maria Hölzel. »Die Musik war sein alles und ich akzeptierte das. Ich wollte ihn zu nichts zwingen, was ihm keinen Spaß machte.«
Wenn er mit seinen Freunden in die Innenstadt ging, konnte er einen Stil der neuen Zeit kennenlernen. In Kneipen wie der Palette beim Künstlerhaus oder dem 12-Apostel-Keller am Lugeck saßen langhaarige, verwegen aussehende Typen herum, die Frieden predigten und den Krieg, im Speziellen den Vietnam-Krieg, verdammten. Im Festsaal des Porr-Hauses, dem inzwischen niedergerissenen Gewerkschaftsgebäude, traten Joan Baez und Pete Seeger auf und sangen »We Shall Overcome«. Dazu gab es überall die Musik der aufregenden neuen wilden Bands, es gab die Troggs, die Tremeloes, Casey Jones, die Marmalades und natürlich die Wegbereiter der Popmusik, die Rolling Stones und FALCOS Heroen, die Beatles.
Man trug enge Jeans und bunte Hemden, hatte lange Koteletten und lange Haare.
»Mit elf Jahren trug Hans sein Haar extrem lang«, erinnert sich Maria Hölzel. »Mir
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