Falco Die Biografie
ergänzen wir uns deshalb so gut, ich bin vom Typus her rasch nervös und ungeduldig und gereizt, ich schwappe regelrecht über vor lauter Spontaneität. Aber die Bella ist immer diszipliniert.«
Kurz vor der Geburt bildete sich FALCO ein, er könne seine kleine Familie nicht in einer Wohnung mitten in der Stadt belassen. »Ich rannte herum und sagte, wir sollten uns ganz schnell eine neue Bleibe im Grünen suchen, so wie wir jetzt leben, zwischen den Häusern, den Autos, dem Lärm und dem Dreck, ist das nicht gut für ein kleines Kind.« Bella hörte sich die Argumente eine Weile ruhig an und dann antwortete sie: »Wovon redest du schon wieder, großer Mann? Das ist doch hirnverbrannt. So viele Kinder sind schon in Wohnungen mitten in der Stadt groß geworden. Warum sollten wir uns jetzt den Kopf schwer machen?« FALCO: »Ich saß da und dachte, sie hat eigentlich recht. Wie oft sehen Männer – und gerade so Zampanos wie ich – Probleme, die gar nicht vorhanden sind?« Er hatte zwar vor, später einmal mit Bella und dem Kind wegzuziehen – und letztendlich hatte er den Plan mit seinem Haus in Gars am Kamp auch verwirklicht –, doch Bella brachte ihn dazu, nicht überstürzt zu handeln.
Als das Kind geboren war, entschloss sich FALCO, die Termine der nächsten Wochen abzusagen: »Ich werde bei meiner Tochter bleiben. Ich verlange von meinem Manager einfach Vaterschaftsurlaub.« Beinahe generalstabsmäßig lief dann der Plan ab, nach dem eine Mitarbeiterin seines Büros die nächsten Verwandten verständigte. Zuerst wurde Isabellas Mutter angerufen, dann ihr Vater, schließlich FALCOS Vater. Maria Hölzel, die Mutter, war zu der Zeit gerade auf Mallorca und FALCO erreichte sie erst am anderen Morgen.
Die ganze Zeit im Krankenhaus hatte FALCO einen kleinen Kassettenrekorder laufen lassen, um die ersten Schreie seines Kindes aufzunehmen. Noch in der Nacht, gegen Viertel vor zwei, rief er seinen besten Freund, Billy Filanowski, an und spielte ihm die Kassette vor. »Er war total aus dem Häuschen«, erzählte Billy Filanowski am anderen Tag, »er war völlig ausgeflippt und glücklich.«
In der Klinik in der Lazarettgasse in Wien hatte es noch einen Zwischenfall gegeben. Während Isabella versorgt wurde und in den Kreißsaal kam, bat man FALCO in ein Büro. Er musste einige Papiere ausfüllen und dann verlangte man von ihm eine Vorauszahlung von 10.000 Schilling.
»Aber hören Sie mal«, sagte FALCO, »ich habe nichts bei mir außer meinen Autoschlüssel, einen Führerschein und einen Kassettenrekorder. Ich ahnte nicht, dass ich sofort bezahlen müsse. Sie bekommen ihr Geld morgen.«
»Das geht nicht. Sie müssen jetzt bezahlen. Sie können uns auch einen Scheck dalassen.«
»Aber ich sage Ihnen doch, ich habe nichts dabei«, antwortete FALCO, den die Umstände zu nerven anfingen. »Oder meinen Sie etwa, ich würde mit meiner Frau und meinem Kind abhauen, ohne zu bezahlen?«
Zu Billy Filanowski sagte er gereizt am Telefon: »Jetzt weiß ich wenigstens, dass ich mir nächstes Mal viel Geld einstecken muss, wenn ich wieder Vater werden sollte. Den Leuten ist Geld das wichtigste.«
Aber FALCO wurde nie wieder Vater.
Und das Kind, das sein Leben so sehr veränderte – so sollte sich später herausstellen –, war nicht seines.
Diese Stunden um die Geburt von Katharina Bianca setzten plötzlich eine neue, empfindsame und rührende Seite FALCOS frei. Alle, die ihn in jener Zeit erlebten, waren verblüfft, wie fürsorglich und gefühlsbetont er mit einem Male sein konnte. Er sprach davon, dass das Leben bisher – mit all seinen überwältigenden Erfolgen – bloß der Prolog dafür gewesen war, was nun passierte. FALCO übertraf mit dem Verkauf seiner Platte »FALCO 3« zu dieser Zeit alles bisher Dagewesene. Er hatte mit der »Amadeus«-Single die Spitze aller drei großen amerikanischen Charts erklommen, von überallher, aus Japan, Großbritannien, den USA, kamen Reporter und wollten Interviews mit ihm. Aus Los Angeles war ein Musikredakteur der Times nach Wien geflogen, die Londoner Sun hatte zwei Reporter geschickt und das amerikanische Klatschmagazin People war ebenfalls vertreten.
In dieser bewegten Nacht dachte FALCO intensiver über Leben und Tod nach als je zuvor. Er sagte: »Mir ist etwas Großartiges passiert. Ich habe erlebt, wie mein Kind geboren wurde. Und nichts wird von nun an so sein wie früher.«
Das, was er immer angestrebt hatte, jemanden zu haben, für den es sich zu leben lohnte,
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