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Falco Die Biografie

Falco Die Biografie

Titel: Falco Die Biografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Lanz
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schien plötzlich greifbar geworden zu sein. »Ich bin ein sehr friedliebender Mensch, ich hasse geradezu körperliche Auseinandersetzungen. Das war schon in meiner Kindheit so, und deshalb sind mir die anderen Jungen in der Schule regelrecht auf die Nerven gegangen, wenn sie damit angaben, wie sie sich verprügelt hatten. Das alles hat mich nie interessiert. Ich verdrückte mich bei Schlägereien immer, und ich dachte nie daran, mich als Mann beweisen zu müssen, indem ich jemand anderen verprügelte. Aber das ist jetzt ganz anders. Da ist etwas mit mir geschehen. Da ist ein Kind zur Welt gekommen und ich weiß, für dieses Kind würde ich mich kaputt machen. Damit diesem Kind nichts zustößt, würde ich alles tun. Keiner könnte mich aufhalten, nicht einmal mit einem Panzer.«
    FALCO in jener Nacht: »Die Entscheidung, das Kind haben zu wollen, war eine Art von Selbstüberlistung. Ich stelle mir das schon seit zwei oder drei Jahren vor – wie es mir mit Hilfe eines Kindes gelingen könnte, die Natur zu täuschen und den Tod übers Ohr zu hauen. Das Kind ist das Element meines Lebens geworden.«
    Er verschiebt die US-Promotionstour für seine neue Platte in den Mai. »Ich wollte eigentlich gar nicht fahren. Wozu auch? Soll ich nach Amerika gehen und den Leuten erklären, weshalb sie meine Platten gekauft haben?«
    Schließlich tritt er Mitte Mai als Gast in den drei großen Morning-Shows des New Yorker Fernsehens auf und wird dabei für CBS von Maria Shriver, der Nichte der Kennedys und Ehefrau von Arnold Schwarzenegger, interviewt. Er macht noch einen Abstecher nach Los Angeles, um seinen Song für die Fernsehsendung »Solid Gold« aufzunehmen.
    Immer wieder erwähnt er sein Kind: »Das Leben hat, bei allen Qualitäten, die durch den Erfolg kamen, für mich seit der Geburt andere Aspekte dazubekommen.« Als er im Spielwarenladen F. A. O. Schwarz an der Fifth Avenue von Manhattan einen riesengroßen Teddybären sieht, beschließt er, den Teddy für Katharina Bianca mitzunehmen. Das schafft gewaltige Probleme, denn der Bär ist so voluminös, dass er nicht als gewöhnliches Handgepäck mit ins Flugzeug darf. FALCO wiederum weigert sich standhaft, den Bären im Frachtraum transportieren zu lassen oder per Post zu verschicken, was ihm eine Mitarbeiterin der Airline anbietet. Er bucht für den Teddy lieber einen eigenen Sitzplatz und genießt die Blicke der anderen Reisenden, wie er von New York nach Wien an der Seite eines riesigen Bären fliegt und für sich den Lunch und für den Bären Kuchen und Champagner bestellt. Die englische Millionen-Zeitung The Sun schrieb am nächsten Tag: »FALCOS Exzentrik schlägt immer neue Kapriolen. Jetzt nimmt er schon seinen Teddy zu einem 1.200-Dollar-Luft-Picknick mit!«
    2
    Die Ambivalenz in FALCOS Leben war gegen Mitte und Ende der 80er-Jahre auffällig und allgegenwärtig geworden. Er suchte nicht nur im Privaten stets das, was er gerade nicht hatte, er gab sich auch nach außen hin anders als der Hans Hölzel, den seine alten Freunde gekannt hatten. Die Journalistin Conny Bischofberger bekam 1985 von der angesehenen Züricher Zeitung Die Weltwoche den Auftrag, FALCO zu porträtieren. Sie vereinbarte einen Termin mit ihm und zog nach dem Interview mit Hans Hölzel für sich Bilanz: »Ich wollte mit diesem arroganten Zyniker eigentlich nichts mehr zu tun haben. Er war mir überhaupt nicht sympathisch.«
    Später revidierte Conny Bischofberger ihre Meinung: »Ich habe nie zuvor und nie wieder einen Menschen getroffen, zwischen dessen wahrem Ich und der Person, die er in der Öffentlichkeit darstellt, eine ähnlich große Diskrepanz herrschte. Sogar seine Gesichtszüge veränderten sich mit seiner Rolle. Je länger ich Hans Hölzel kannte, desto mehr öffnete er sich allerdings und ließ seine verletzliche, weiche, empfindsame Seite erkennen. Aber es gab auch dann noch immer wieder Abende, wo man einfach nicht an ihn herankam, weil er in die Gestalt des coolen Falken geschlüpft war.«
    Wer auch immer behauptete, die Kultfigur FALCO geschaffen zu haben – es stimmt nicht. Nur ein Einziger hat FALCO, wie ihn die Welt kannte, geformt: Hans Hölzel. Er liebte die selbst erfundene Kunstform der Person FALCO in den schicken Designeranzügen, den Maßhemden, den blank geputzten Schuhen und dem pomadisierten Haar – und er litt darunter. Einmal sagte FALCO: »Von mir wird erwartet, dass ich scharf bin – und sarkastisch.«
    Mit knallharter Ironie und geschliffenen Sätzen polierte

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