Falco Die Biografie
Zwischenzeit abgewöhnt, die Rezensionen in den Zeitungen allzu ernst zu nehmen. »Ich mache meine reelle Arbeit auf der Bühne, so gut ich kann.« Aber hin und wieder gab es doch Berichte, die ihn verärgerten. »Wenn zum Beispiel einer schreibt, es würde in meinen Konzerten ›kein Funke überspringen‹, wie ich das kürzlich einmal lesen musste. Was denken die Leute, die so etwas schreiben? Meinen die, ich müsste mich auf den Boden werfen und spastische Zuckungen bringen, oder ich müsste mir vor einen Einklatscher hinstellen und mich vor Aufregung nass machen? Das ist nicht mein Stil.«
Krank machte ihn, wenn Fremde unendlich viel in seine Texte hineininterpretierten, was er aber nie so ausdrücken wollte. »Besonders in Deutschland tut man das gern. Es ist unglaublich, welche soziologischen Betrachtungen ich schon über ganz einfache Lieder von mir lesen musste. Merkwürdigerweise liegt in der Mentalität der Deutschen eine gewisse Widersprüchlichkeit, eine Art Schwarz-Weiß-Denken. Auf der einen Seite gibt es, beispielsweise bei der Bundeswehr, Verordnungen zur Anwendung von Verordnungen, und andererseits versucht man stets zwischen den Zeilen zu lesen. Es wird überhaupt keine Interpretationsfreiheit gelassen, um im selben Augenblick überall alles hineinzuinterpretieren. Das ist wirklich absurd.«
Mit dem Ansteigen seiner Popularität wurde FALCO immer wieder einmal aufgefordert, für bestimmte Politiker Werbung zu machen oder für gesellschaftspolitische Aktionen Empfehlungen abzugeben. Lange Zeit vermied er es. »Ich denke zwar, dass man sich irgendwann als Staatsbürger, der in der Öffentlichkeit steht, politisch äußern sollte, aber ich fühle mich dafür einfach noch zu jung. Ich muss von dem, was ich sage, überzeugt sein. Ich muss zumindest zu 80 Prozent mit der Linie einer politischen Partei konform gehen, wenn ich mich dafür äußere. Es liegt mir nicht, Werbung für etwas zu betreiben, das ich ablehne. Ich könnte genauso wenig für irgendein Ketchup Werbung machen und dann daheim sagen, o Gott, dieses Zeug würde ich nicht einmal anrühren. Ich würde heute kein besonders gutes Gefühl haben, mich als Aushängeschild benutzen zu lassen und mich in den Dienst einer Partei zu stellen. Jetzt, mit meinen schlampigen Dreißig, bin ich einfach noch zu jung. Ich bin nicht sehr informiert, was die historischen politischen Entwicklungen betrifft, ich weiß ziemlich wenig über die großen Zusammenhänge, ich informiere mich, lese Zeitung und schaue mir die Nachrichtensendungen an, aber das genügt nicht, denke ich.«
Nur einmal wird er seinem Vorsatz untreu. Und zwar, als der Wirbel um den österreichischen Bundespräsidenten Kurt Waldheim entsteht. FALCO machte kein Hehl daraus, dass er sich mit Waldheim nicht anfreunden kann: »Als ich nach meinem ›Kommissar‹-Erfolg vor sechs Jahren zum ersten Mal nach Amerika kam«, sagt er live vor den Fernsehkameras im Rahmen der »Na-so-was«-Sendung von Thomas Gottschalk, »fragte man mich, wie’s den Kängurus ginge, weil viele Austria mit Australia verwechselten. Drei Jahre später, als ich wieder hinkam, trat dieses Problem nicht mehr auf. Aber die Amerikaner wollten dafür wissen, wie es dem Professor Sigmund Freud geht. Na ja, und bei meinem letzten Besuch war die Standardfrage, ob ich auch Dr. Waldheim gewählt hätte.«
In einem Interview mit der Wiener Kronen-Zeitung sagt FALCO: »Mir geht das Gequatsche der Politiker einfach total auf die Nerven. Deswegen meine Absage an die Wichtigtuerei diverser ›Mr. Presidents‹ und meine Verbeugung vor der Musik. Das Einzige, das wirklich über die Grenzen weg verbindet.«
10
Am 20. Dezember 1985 reist Hans mit seiner hoch schwangeren Freundin Isabella und Berater Hans Mahr in den Urlaub. »Es war das erste Mal, dass mein Sohn nicht mit mir das Weihnachtsfest verbrachte«, erzählt Maria Hölzel, »denn bis dahin gab es stets zwei fixe Tage im Jahr, an denen wir uns sahen – der Heilige Abend und der Muttertag. Doch ich verstand, dass er den Urlaub dringend nötig hatte und nach dem Stress Erholung suchte.«
Die lange Reise – Hans wollte auf die Virgin Islands – war nicht ganz unproblematisch. Schließlich erwartete Isabella im März das Kind, und Hans machte sich Sorgen, dass sie der Flug vielleicht zu sehr anstrengen könnte. »Aber ich brauchte die Sonne, und Isabella versicherte mir immer wieder, wie gut es ihr ginge und dass ihr auch der Arzt gesagt habe, die Reise würde keine besondere
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