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Falkengrund Nr. 29

Falkengrund Nr. 29

Titel: Falkengrund Nr. 29 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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doch irgendwie in die Sache verstrickt?
    Kommissar Santiago Faro hatte den ganzen Nachmittag hindurch Fluggesellschaften angerufen. Manche hatten ihm bereitwillig die Auskunft gegeben, dass ein Gernot Schranz nicht unter ihren Fluggästen war. Andere hatten sich geweigert, am Telefon solche Daten preiszugeben. Diese Firmen würde er persönlich aufsuchen müssen, um sich zweifelsfrei als Polizeibeamter ausweisen zu können. Er arbeitete bis spät in die Nacht hinein, und da auch Fachinger noch Überstunden machte (er fühlte sich, als würde er nie mehr in seinem Leben müde werden), war der Hauptkommissar anwesend, als Faro aufgeregt in die Muschel rief: „Tatsächlich? Vor sechs Tagen? Ja, die Adresse stimmt. Einen Rückflug gab es noch nicht? Der ist auf den 28. 1. eingetragen? Das ist in sieben, nein, in acht Tagen. Und … ja, bitte?“ Faro kritzelte etwas auf seinen Notizblock. „Danke, ja, das wäre alles. Haben Sie vielen Dank! Einen schönen Tag noch. Wiederhören.“
    „Einen schönen Tag noch“, äffte Fachinger ihn nach. „Es ist gleich 24 Uhr.“ Dann wurde er sachlich. „Schranz ist geflogen?“
    „Das ist er.“ Er schrieb noch ein wenig weiter, riss das Blatt dann ab, stand auf und legte es vor seinem Vorgesetzten ab. Dort standen der Name einer kleinen Fluglinie, die Flugnummer, der Abflugort Frankfurt am Main und der Ankunftsort Santo Domingo.
    „Und er hält sich immer noch dort auf?“
    „Der Rückflug ist erst in acht Tagen“, lächelte Faro etwas einfältig.
    „Dir ist doch klar, dass das kein Beweis ist. Er kann längst wieder in Deutschland sein. Das kann alles geplant gewesen sein.“ Der Hauptkommissar wendete das Blatt demonstrativ. „Und wo ist er untergekommen? Wo stehen Name und Adresse seines Hotels?“
    „Das …“ Faro schlug sich gegen den Kopf. „Das habe ich vergessen zu fragen.“
    „Dann hol es nach!“
    „Okay.“ Der hagere Mann drückte die Wahlwiederholung, stellte sich umständlich ein zweites Mal vor und erhielt nach langer Wartezeit schließlich die gewünschte Information.
    „Worauf wartest du noch?“, drängte Fachinger, als er die Adresse las. Das Hotel hieß El Cometa . „Ruf dort an und prüf nach, ob er tatsächlich dort ist. In der Dom-Rep spricht man Spanisch. Du bist Spanier.“
    „Aber … jetzt, mitten in der Nacht?“
    Fachinger schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch. „Du Trottel, an der Hotelrezeption ist immer jemand! Außerdem ist es dort jetzt sechs Stunden früher. Die Leute haben noch nicht einmal zu Abend gegessen. Sie hängen noch an den Pools rum, schlürfen ihre Drinks und sehen den hübschen Mulattinnen nach.“ Er stockte. Woher kannte er die Zeitverschiebung so genau? Es war ihm, als habe er eine Karte mit den Zeitzonen der Erde vor Augen, aber er erinnerte sich nicht mehr, wo und wann er eine solche Karte gesehen hatte.
    Faro telefonierte, und fünf Minuten später hatten sie erfahren, dass Gernot Schranz tatsächlich im El Cometa abgestiegen war. Allerdings weilte er zurzeit nicht im Hotel. „Er wohnt dort, aber er ist nicht da“, übersetzte Faro für seinen Chef.
    „Wo ist er denn?“
    „Donde está? … Er ist bei der policía . In der Stadt La Romana. In einer celda .“
    „In einer was?“
    „In einer … Zelle.“
    „Wie das denn?“
    Es war mühsam, das Gespräch über Faro als Dolmetscher zu führen. Der Spanier schien unkonzentriert, mischte die Sprachen durcheinander. Vielleicht war die fortgeschrittene Stunde dafür verantwortlich, doch Fachinger hatte den Eindruck, dass irgendetwas mit seinem Mitarbeiter nicht in Ordnung war. Vorerst konnte er den Gedanken nicht weiter verfolgen, denn die Neuigkeiten, die er sich mühsam beschaffte, hatten es in sich! Gernot Schranz saß in einer Zelle in einem Revier auf der Dom-Rep. Er war dort, weil er unter Alkoholeinfluss randaliert hatte. Auf der Polizeiwache hatte er außerdem versucht, einen gut gebauten agente de policía zu verführen. Er saß dort seit dem Vorabend. Man hatte vor, ihn bald wieder zu entlassen.
    „Ich habe so etwas geahnt“, murmelte Fachinger. „Ich wusste, dass es noch komplizierter werden würde.“ Und bei sich dachte er: Es wird so lange komplizierter, bis es plötzlich ganz einfach ist. Woher er diesen Gedanken hatte und was er bedeutete, wusste er nicht.
    „Dann kann Schranz niemanden ermordet haben“, stellte Faro nach dem Auflegen fest.
    „Warum hast du aufgelegt?“, bellte Fachinger überrascht.
    „Was? Ich dachte … die

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