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Falkengrund Nr. 29

Falkengrund Nr. 29

Titel: Falkengrund Nr. 29 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Godfredson sehr leise, aber bestimmt die Leviten.
    „Hast du eigentlich den Verstand verloren? Was treibst du hier?“
    Der Schwede sah betreten aus der Wäsche. „Das ist eine Privatsache“, flüsterte er. „Siehst du das nicht?“
    „Du irrst dich. Es ist keine Privatsache, wenn ein ermittelnder Beamter mit der Hauptverdächtigen ins Bett steigt.“
    „Dirk“, wisperte Godfredson, verzweifelt bemüht, die Lautstärke immer noch weiter herunterzuschrauben. „Sonja hat doch niemanden umgebracht! Und was zwischen uns passiert ist, hat mit dem Fall nichts zu tun. Wir sind doch erwachsene Leute und können tun und lassen, was …“
    „Du hast eine Riesendummheit begangen. Der Fall ist kompliziert genug, wie er ist. Du hättest das nicht tun dürfen!“
    „Hätten wir die Fische verhungern lassen sollen?“
    „Red keinen Stuss! Ich spreche nicht von den Fischen.“
    Godfredson starrte unglücklich in seine Kaffeetasse. Ein Rest von der braunen Flüssigkeit wartete darauf, getrunken zu werden. Der Schwede seufzte. „Jedenfalls ist sie mein Typ“, meinte er weinerlich. „Ich kann nichts dagegen tun.“
    „Hast du sie in Schranz’ Wohnung allein gelassen?“
    „Was?“
    „Sie ging doch rüber und fütterte die Fische. War sie da alleine?“
    „Nein, ich … ging mit ihr rein.“
    „Das ist gut. Vielleicht wollte sie ja etwas verändern, was wir übersehen hatten.“
    „Verändern? Aber … ich habe nichts übersehen.“
    „Den Schlüssel“, forderte Fachinger abrupt. „Gib ihn mir. Ich möchte selbst noch einmal nach nebenan gehen.“
    Kurz darauf ging der Hauptkommissar durch das Apartment. Zum zweiten Mal betrachtete er sich die Poster an den Wänden, die schimmernde Messingtheke, die Flecken auf dem Teppich. War es ein Mord im Affekt gewesen? Die blutige Art des Tötens sah danach aus.
    Immer wieder ging er den Weg zur Tür ab. Wenn jemand so blutete, wie brachte man ihn dann nach draußen, ohne Spuren zu hinterlassen? War die Leiche auf ganz andere Weise verschwunden? Hatte man sie in einem Säurebad aufgelöst? Oder an Ort und Stelle in kleine Stücke geschnitten, verbrannt, gegessen? Das war natürlich alles Nonsens.
    Und wenn es gar keine Leiche gab?
    Dieser Gedanke schien ihm so konsequent und vernünftig, dass er sich auf die Ledercouch setzte und ihn weiter verfolgte. Was, wenn der Mord tatsächlich nur vorgetäuscht worden war? Wenn jemand geschickt Blut verspritzt und einen Schrei ausgestoßen hatte? Ein Schraubenzieher war ein so stabiles Werkzeug, dass das Labor nicht feststellen konnte, ob er tatsächlich in einen menschlichen Körper eingedrungen war oder ob man ihn einfach mit Blut beschmiert hatte.
    Hatte die Reisäcker das alles arrangiert wie ein makabres Bühnenbild? Oder jemand anderes, der umgekehrt sie in den Verdacht bringen wollte, einen Mord begangen zu haben?
    Hatte womöglich sogar Godfredson seine Finger im Spiel? Als Beamter der Spurensicherung wusste er bestimmt am besten, wie man so etwas einfädelte. Und falls er Fehler gemacht hatte, konnte er sie selbst ausbügeln, ohne dass es jemand auffiel.
    Als Fachinger aus seinen Gedanken auftauchte und auf die Uhr sah, erkannte er, dass es neun war, Zeit, sich auf dem Revier blicken zu lassen.

4
    Der Tag schleppte sich ohne große Ereignisse dahin. Godfredson ging ihm aus dem Weg, verschanzte sich in seinem Büro und bereute vermutlich, was er getan hatte. Fachinger wünschte ihm diese Gewissensqualen von Herzen. Man schlief nicht mit Leuten, die in einen Fall verwickelt waren. Das führte allzu schnell dazu, dass man entweder Geheimnisse aus den polizeilichen Ermittlungen ausplauderte oder umgekehrt unangenehme, belastende Dinge, die einem anvertraut wurden, unterschlug, um die Geliebte zu schützen. Dieses eine Mal würde er ein Auge zudrücken, aber wenn es noch einmal geschah, würde er höchstpersönlich dafür sorgen, dass es berufliche Konsequenzen für Godfredson hatte.
    Mittlerweile war auch das Telefonbuch untersucht worden. Fingerabdrücke waren keine gefunden worden, ebenso wenig gab es unterstrichene oder sonst wie markierte Adressen. Die wichtigste Erkenntnis, die das Buch brachte, war der Umstand, dass Gernot Schranz vor fünf Jahren in Mannheim gewohnt haben musste. Seine damalige Adresse und Telefonnummer waren nämlich im Buch vermerkt. Fachinger notierte sich die Informationen.
    Am Nachmittag kam ein Anruf aus der Dom-Rep herein. Man hatte Schranz in ein Flugzeug gesetzt. Am späten Abend würde er in

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