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Falkengrund Nr. 29

Falkengrund Nr. 29

Titel: Falkengrund Nr. 29 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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sagen. Es klang verzerrt, wie in größter Todesangst oder voller Schmerz. Es könnte jeder gewesen sein.“
    „Auch eine Frau?“
    „Nein, nein, es war ein Mann.“
    „Gab es auch Geräusche?“
    „Dinge fielen auf den Boden, glaube ich. Etwas Schweres, Weiches, und dann etwas Kleineres, Hartes.“
    Zuerst das Opfer, anschließend die Tatwaffe, der Schraubenzieher. Der Mörder hatte ihn aus seinem Opfer herausgezogen und fallengelassen, vielleicht schockiert von der eigenen Tat. Das machte Sinn.
    „War vorher eine zweite Stimme zu hören? Gab es ein Streitgespräch? Brüllten sich zwei Leute an?“
    „Ich habe nichts gehört. Nur den Schrei … und die Geräusche.“
    „Haben Sie die Tür gestern Abend wie immer abgeschlossen?“
    „Das habe ich.“
    „Sind Sie ganz sicher?“
    Sie überlegte, fixierte den Schlüssel, hob langsam die Schultern. „Ich glaube.“ Nun, heute Morgen, als die Kollegen von der Bereitschaft eintrafen, war sie zumindest abgeschlossen gewesen.
    „Wo bewahren Sie den Schlüssel auf?“
    „In meiner Tasche.“
    „Hm.“ Fachinger lehnte sich für einen Augenblick zurück und ordnete die neuen Informationen. Sie hatten keine Leiche, und Blut und Fingerabdrücke waren noch nicht untersucht. Falls Schranz sich tatsächlich in Übersee befand, lag ein bizarrer Fall vor: Sowohl Mörder als auch Opfer gehörten nicht in diese Wohnung. Wie passte das zusammen? Besaßen noch andere Leute Schlüssel zum Apartment? Laut Vermieter hatte Schranz häufig Besuch, Sexpartner vermutlich. Falls er seinen ganzen Freundeskreis mit Schlüsseln ausstattete, gab es Verdächtige wie Sand am Meer. Und sie wussten noch nicht einmal, wer das Opfer war.
    Ein Punkt allerdings war noch viel bedeutsamer.
    Fachinger befragte andere Mieter, die ebenfalls Schreie und Geräusche gehört hatten. Ihre Aussagen deckten sich mit denen der Frau. Doch obwohl sie nach den ungewöhnlichen Geräuschen natürlich besonders aufmerksam gewesen waren, mindestens gelauscht oder sogar im Treppenhaus auf die Polizei gewartet hatten, hatte kein einziger von ihnen den Abtransport der Leiche aus der Wohnung bemerkt! Niemand hatte etwas gesehen, niemand hatte etwas gehört.
    Und das war schlicht unmöglich.
    Ein sehr nachdenklicher Kriminalhauptkommissar verließ das Haus in der Herrenfelder Straße. Er spürte, dass er einen dieser Fälle am Hut hatte, über die normalerweise Krimiautoren schrieben, wie sie aber in der Wirklichkeit selten vorkamen.
    Es war wie ein Rätsel: Entweder alle Mieter steckten irgendwie mit drin und tischten der Polizei Märchen auf. Sie hatten ein gemeinsames Geheimnis. Oder aber in der Wohnung war etwas vorgefallen, was an die Grenzen dessen stieß, was der gesunde Menschenverstand erklären konnte. Wenn die Leiche nicht durch die Tür transportiert worden war, musste sie das Haus auf einem anderen Weg verlassen haben. Durchs Fenster? Ausgeschlossen!
    Fachinger verzichtete darauf, mit dem Wagen zur Direktion zurückzufahren. Es war ein Spaziergang von zehn Minuten. Faro schloss sich ihm an, immer ganz der treue Hund an seiner Seite.
    „Wir müssen diese Frau Reisäcker im Auge behalten“, erinnerte der Spanier. „Sie konnte die Wohnung betreten.“
    „Denkst du wirklich, Sancho, sie könnte Schranz umgebracht haben?“ Das war das letzte, was Fachinger sich vorstellen konnte.
    Aber Faro war da offensichtlich anderer Meinung. „Es wäre doch möglich. Sie scheint eine ganze Menge zu unternehmen, um den Verdacht von sich abzulenken. Obwohl mehrere den Schrei gehört haben, ruft sie als erste die Polizei. Sie behauptet, Schranz sei verreist, weil er ihr das angeblich selbst gesagt hat. Aber keiner der anderen kann das bestätigen.“
    „Wurde er denn in den letzten Tagen gesehen?“, fragte Fachinger. Er hatte sich die Befragung der Mieter mit Faro geteilt.
    „Das nicht. Aber er hat auch niemandem sonst gesagt, dass er verreisen würde.“
    Der Hauptkommissar hob die Schultern. „Tja, was ich so gehört habe, war Schranz einfach nicht der kommunikative Typ. Er hat nur mit seinen Nachbarn geredet, wenn es sich nicht vermeiden ließ.“
    „Diese Wohnung war richtig gruselig“, sagte Faro.
    „Wie soll sie denn die Leiche aus der Wohnung gekriegt haben?“, wollte Fachinger wissen. „Unter den Augen der anderen?“
    „Vielleicht hat er gar nicht geschrien, als er starb. Vielleicht hat sie den Spektakel erst später veranstaltet, als er schon tot und seine Leiche schon in ihrer Wohnung war.“
    „In

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