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Falkengrund Nr. 29

Falkengrund Nr. 29

Titel: Falkengrund Nr. 29 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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kennen gelernt. War er ihm wirklich noch nie begegnet?
    Das Bad hatte ihn angenehm müde gemacht, und er schlief sofort ein, ungeachtet der Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen.

6
    Am nächsten Vormittag um zehn Uhr dreißig wurde Gernot Schranz in sein Büro geführt. Die Nacht hatte er auf Staatskosten in einem Hotel verbracht, da man ihn vorerst nicht in seine Wohnung lassen wollte.
    Schranz war Bodybuilder. Nicht sehr groß, aber breit. Seine kurzen Haare waren blondiert, und er trug dazu einen schmalen schwarzen Kinnbart. Seine braunen Augen wirkten überheblich, und er hatte Goldkettchen an beiden Handgelenken.
    Fachinger hielt den Atem an und fuhr sich nervös durch die Haare. Er hatte es befürchtet. Er kannte diesen Mann.
    „Wir haben einige Fragen an Sie“, begann der Beamte und bot Schranz einen Stuhl an. Sancho kam neugierig her und betrachtete ihren Gast. Der Gast wiederum ignorierte den Spanier, hatte nur Augen für den hünenhaften Hauptkommissar. Erkannte er ihn? Fachinger betete für das Gegenteil. Dass sie sich begegnet waren, lag über zehn Jahre zurück, Fachinger war zwanzig Kilo leichter gewesen und hatte diesen buschigen Backenbart noch nicht getragen. Während Schranz nur ein paar Fältchen dazubekommen hatte, hatte der Kripobeamte sich stark verändert.
    „Fragen Sie, so viel Sie wollen“, antwortete Schranz gönnerhaft. „Das Hotel ist in Ordnung. Ich habe schon in schlechteren gewohnt. Vor allem die Pagen sind nicht von schlechten Eltern.“ Er sagte es, als ahne er, dass sein Gegenüber sich bei diesen Worten unwohl fühlen würde.
    Und so war es auch. Dirk Fachinger hielt es auf seinem Platz nicht mehr aus, ging um Schranz herum und stieß dabei immer wieder mit Faro zusammen, der auch beim zehnten Mal noch ungeschickt in der Gegend herumstand.
    „In Ihrer Wohnung ist offenbar ein Verbrechen geschehen. Wissen Sie etwas darüber?“
    „Wie denn? Ich habe zum Frühstück die Zeitung gelesen. Es steht noch nichts drin.“
    „Sie haben Frau Reisäcker den Schlüssel zu Ihrem Apartment gegeben.“
    „Wem? Ach, der Kleinen von nebenan? Klar.“
    „Wozu?“
    „Wegen der Fische. Hat sie Ihnen das nicht gesagt?“
    „Haben noch andere Personen Schlüssel zu Ihrer Wohnung?“
    „Ja. Ich.“
    „Sonst niemand?“
    „Nicht, dass ich wüsste.“
    „Ihnen ist bewusst, dass es Konsequenzen hat, falls Sie uns anlügen?“
    Schranz hob nur desinteressiert die Schultern.
    „Wünschen Sie einen Anwalt?“, fragte Fachinger.
    „Was soll ich mit dem Rechtsverdreher? Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.“
    „Und die Sache in der Dominikanischen Republik?“
    Schranz grinste. „Ich bitte Sie, Herr Haupt kommissar, im Urlaub wird man doch mal einen über den Durst trinken dürfen. Sie nehmen doch bestimmt auch mal einen zur Brust, oder? Nach Feierabend, meine ich.“ Er starrte unverschämt auf die überdimensionale rote Nase des Beamten. „Natürlich würde man Sie dafür nicht einbuchten … unter Kollegen …“
    Fachinger ließ sich nicht auf die Provokation ein. Er stellte noch einige Fragen und vermied dabei sorgfältig das Thema der sexuellen Neigung des Mannes. Auch den Punkt, dass er früher einmal in Mannheim gewohnt hatte, sprach er nicht an. Stattdessen zeigte er ihm den Schraubenzieher. Seit Dienstbeginn ging das Werkzeug wieder zwischen Sancho und ihm hin und her, und irgendwie gab ihm das ein gutes Gefühl. So absurd es klang – er war beinahe süchtig nach dem Gegenstand geworden. Er hatte mehrere Methoden entwickelt, ihn in den Fingern zu drehen, und er kam sich dabei vor wie ein großer Jongleur.
    „Gehört der Ihnen?“, wollte er wissen.
    „Das wäre möglich“, gab Schranz zur Auskunft.
    Fachinger reichte ihm das Objekt. „Könnte wirklich meiner sein“, meinte der Mann nach einer kurzen Prüfung. „Oder einer, der meinem sehr ähnlich sieht.“ Seine Augenlider zuckten, und Fachinger hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass Schranz’ überlegene Ruhe nicht ganz echt war.
    „Geben Sie ihn mir wieder zurück.“ Der Hauptkommissar nahm ihn entgegen und wartete darauf, ob er etwas spürte. Fehlanzeige. Diesmal passierte gar nichts. Es war, als hätte er ihn gar nicht aus der Hand gegeben. Das brachte ihn aus dem Konzept, er stützte sich mit seinen großen Händen auf den Schreibtisch und brütete. Dann fiel ihm ein, dass sie Schranz’ Fingerabdrücke und Blutprobe noch nicht hatten, und er führte ihn ins Labor, um das nachzuholen.
    Ein paar Stunden

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