Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkengrund Nr. 33

Falkengrund Nr. 33

Titel: Falkengrund Nr. 33 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
Vom Netzwerk:
Kula. „Die Kultur der Veränderten. Überall irren Menschen umher, die unser Schicksal teilen. Sie sind alleine. Sie gehören nicht mehr in die Gesellschaft der anderen. Der Film war nur der Anfang.“
    „Warum schlafen Sie tagsüber?“
    „Zwei Gründe: Wir brauchen Rituale. Wir sind anders, also müssen wir uns auch anders verhalten. Unsere eigenen Regeln aufstellen. Der zweite Grund ist pragmatischer. Nachts gibt es keine Schatten. Nachts fürchten wir uns weniger.“
    Enene wechselte einen Blick mit Bruder Quirinius. Dieser schien nichts beizutragen zu haben. „Diese Wesen lassen einen wieder gehen, wenn sie mit ihren Experimenten fertig sind?“
    „Das geschieht oft, ja. Ein paar von uns sind auch geflohen. Andere sind noch immer in der Gewalt der Schatten. Hunderte, Tausende …“
    „Wissen Sie, wo man Sie festgehalten hat? Kennen Sie einen Stützpunkt dieser Schatten?“
    „Ja“, nickte Kula. „Aber ehe Sie fragen – wir würden Ihnen den Ort nicht verraten.“
    Enene runzelte die Stirn. „Warum denn nicht?“
    „Sie würden in Ihr Unglück laufen.“
    „Es gibt einen Stützpunkt in Lagos oder in der näheren Umgebung, habe ich recht?“
    Kula hob die Schultern. „Dazu werde ich nichts sagen.“
    „Hören Sie mit dem Unsinn auf!“ Enene wurde wütend. „Sie veröffentlichen einen Film über die Schatten, der zum Bestseller wird. Zigtausende haben ihn schon gesehen. Vor ein paar Tagen habe ich mit einem christlichen Missionar gesprochen. Selbst er hat ihn gesehen! Warum streuen Sie einerseits Informationen aus und halten sie andererseits zurück?“
    „Wir würden die Lokalität preisgeben, aber nicht Ihnen, nicht irgendjemandem, sondern nur dem Militär. Wenn nicht ein schwerbewaffnetes Heer dort anrückt, gibt es nur weitere Opfer. Das können wir nicht verantworten.“
    „Bitte!“, verlegte sich Enene aufs Flehen. „Ich möchte mir das ansehen. Ich bin alt genug, um selbst Verantwortung für mich zu übernehmen.“
    Kula erhob sich und verließ den Kreis wortlos. Nach und nach standen auch die anderen auf, bis nur noch die beiden Besucher auf den harten, klobigen Sitzgelegenheiten zurückblieben.
    Enene fing an, das Gehörte zu verarbeiten. Es war eine Menge gewesen. Er wusste jetzt, dass tatsächlich ein Feind existierte. Dass dieser Feind Menschen in seine Gewalt brachte und Veränderungen an ihnen vornahm. Operationen. Dinge, die der menschlichen Wissenschaft noch nicht möglich waren. Also doch Außerirdische? Eine fortgeschrittene Technologie von einem fernen Planeten, wie in den Science Fiction-Romanen?
    Aber wenn es sich um Aliens handelte, was war ihr Motiv? Wofür manipulierten sie Menschen und ließen sie anschließend wieder frei? Ging es tatsächlich um Experimente? Erforschten sie die Menschen, indem sie sie veränderten? Oder verfolgten sie einen bestimmten Plan? Enene fiel auf, dass auch Kula insgeheim an Außerirdische zu glauben schien. Warum sprach er sonst davon, dem Militär den Ort des Stützpunktes verraten zu wollen? Falls er in den Schatten böse Geister glaubte, würde er sich wohl eher an einen Schamanen wenden. Enene schwitzte. War das die Wahrheit? Hatten Melanie, Madoka und Georg in Japan und Deutschland Aliens gesehen?
    Es gab nur ein einziges winziges Detail an der ganzen scheußlichen Sache, das ihm gefiel. Das ihm Mut einflößte. Wenn Kula nicht log, dann hatten eine Handvoll Leute aus der Gewalt der Schatten fliehen können. Das ließ hoffen, dass ihre Macht nicht grenzenlos war. Dass man sie täuschen und vielleicht sogar besiegen konnte.
    „Glauben Sie an Außerirdische?“, stellte Enene jene Frage an Quirinius, die er die ganze Zeit über im Stillen an sich selber stellte.
    „Es sind Dämonen“, lautete die knappe Antwort.
    Kula kehrte zurück. Er gab sich ruhig, schien innerlich jedoch aufgewühlt. „Gehen Sie nach Hause“, verlangte er. „Hier gibt es nichts mehr für Sie zu erfahren. Schätzen Sie sich glücklich, nicht einer von uns zu sein, und versuchen Sie nicht, einer zu werden. Vergessen Sie, was Sie gehört haben.“
    Enene verzichtete auf eine Erwiderung. Zögernd erhob er sich und verließ das Dorf, allerdings nicht in Richtung des geparkten Autos. Ehe er abfuhr, wollte er sich noch einmal in der Umgebung umsehen und vor allem in Ruhe nachdenken. Er umkreiste die Siedlung in einem großen Bogen und stellte fest, dass ihm Quirinius ausnahmsweise einmal nicht folgte. Soweit er das aus der Entfernung erkennen konnte, unternahm der

Weitere Kostenlose Bücher