Falkengrund Nr. 34

zusammen, zerfloss, um sich wenige Augenblicke später wieder zu ballen und weitere Inch auf dem Weg vom Tümpel zu der vor Sir Darrens Füßen liegenden Puppe zurückzulegen. Stück für Stück schob sich das Phänomen näher, und der starre Beobachter hatte den Eindruck, es handle sich um einen männlichen Körper.
    Sie gehört ihm. Gilberts Worte blieben in seinem Geist stehen. Sie – die Puppe. Sie – die Frau. Er – der Mann, der damals mit ihr in den Tod gegangen war. Er kommt, um sie zu holen. Er wollte sie zurückhaben.
    Sir Darren bückte sich und nahm die nasse Puppe an sich. Der Schlick richtete sich auf, sog weiteren Morast aus dem Tümpel und wuchs zu einer riesigen Gestalt empor. Als Sir Darren mit seiner Beute zu fliehen versuchte, glitt er auf dem nassen Untergrund aus. In dem Moment, da Schlick von dem Riesen auf ihn herabzutriefen begann, warf er die Puppe hin und suchte das Weite.
    Er erreichte Ushtington, ohne dass das Geschöpf ihn weiter verfolgt hätte.

2
    Die Vorbereitungen für die große Aktion waren nicht ganz so flüssig über die Bühne gegangen, wie Carnacki sich das vorgestellt hatte. Zwar wurden die Vakuumröhren rasch geliefert, doch die Konstruktion eines riesigen Pentagramms erforderte einige Planung. Der Geisterdetektiv lieh sich fünf einfache, aber stabile Kähne und engagierte vier Leute, die sie mit ihm rudern sollten. Zu diesen vier gehörte auch Trent Holburn, der sich gerne bereiterklärte, Carnacki bei seinen Bemühungen zu unterstützen. Leider stellte sich Lauren Draper nicht zur Verfügung. Sie hatte sich offenbar schamhaft verkrochen und reagierte nicht auf das Telegramm, das Carnacki ihr schickte.
    Als Ersatz hatte er zwei andere weibliche Teilnehmer für das Projekt erwärmen können. Es handelte sich um zwei nicht mehr ganz junge Mädchen, die offenbar zu der Sorte gehörten, von denen man alles und ein bisschen mehr verlangen konnte, wenn die Bezahlung stimmte. Neben den Frauen, Holburn und Carnacki selbst ließ sich noch ein Farmer aus Easton Forest für die ominöse Sache anheuern. Er hatte den im See ertrunkenen Abernathy gekannt und wurde weniger von der Bezahlung getrieben als von der furchtlosen Neugier, ob er sein Gespenst zu Gesicht bekommen würde.
    Drei Männer und zwei Frauen – das zahlenmäßige Ungleichgewicht beunruhigte den Geisterfinder ein wenig, denn in diesem Fall schien es in irgendeiner Weise um das Verhältnis der Geschlechter zu gehen. Doch bei einem fünfzackigen Stern ließ sich eine Asymmetrie nicht vermeiden, es sei denn, er hätte die Täler des Sterns ebenfalls mit Booten und Menschen ausgestattet. Das wäre nicht nur doppelt so teuer geworden, es hätte die Konstruktion auch viel zu instabil gemacht.
    Ein leichter Aluminiumrahmen wurde eiligst angefertigt. Er hatte einen Durchmesser von neunzehn Yard und war ein ungeheuer sperriges Ding, das sich jeden Augenblick woanders verfing und stets irgendwo fest hing. Trotz des leichten Metalls, aus dem es gemacht war, brachte es ein hübsches Gewicht auf die Waage. Eine Nacht lang hatte Carnacki das Sigsand Manuskript studiert, um die idealen Maße zu ermitteln. Das böse Erwachen kam, als ihm die Spezialanfertigung übergeben wurde und eine gründliche Messung ergab, dass die Größe um mehr als einen Fuß von der Vorgabe abwich.
    Carnackis Reklamationen wurden kaltschnäuzig zurückgewiesen. Es stellte sich heraus, dass der Mann, der den Rahmen gebaut hatte, ein Bruder des Gemeindevorstehers war. Man ließ den Geisterdetektiv wissen, dass es sein gutes Recht sei, eine Nachbesserung des Rahmens zu fordern, dass es aber auch das gute Recht des Gemeindevorstehers war, dem Fremden unter Angabe vollkommen beliebiger Gründe jederzeit und mit sofortiger Wirkung den Zugang zum Lake Easton zu verwehren …
    Verärgert akzeptierte Carnacki die Abweichung. Unter günstigen Umständen würde sie keinen negativen Effekt auf die Aktion haben. Doch die Möglichkeit, dass das Elektrische Pentakel durch die Abweichung geschwächt werden mochte, blieb in seinem Hinterkopf hocken wie ein Alb und bereitete ihm die ganze Zeit über Magenschmerzen.
    Er brauchte vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung, um die Apparatur am Ufer zu montieren, anzuschließen und zu erproben. Die anderen vier waren nur zu Handlangerdiensten einsetzbar gewesen, denn keiner von ihnen hatte auch nur den Hauch einer Ahnung von Elektrotechnik. Gegen Abend waren sie alle miteinander rechtschaffen müde, und es wäre die normalste