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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 1 Schnitt

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 1 Schnitt

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 1 Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Rivalen, Mädchen, dazwischen immer wieder winzige Ausschnitte aus Filmen, die er als Kind gesehen hatte. Szenen, die ihn geprägt und in ihm den Wunsch geweckt hatten, diesen seltenen Beruf zu ergreifen. Dann sah er Ekaterini, sah die Schönheit in ihrem groben Äußeren aufblitzen, doch nur für eine kurze Sekunde. Die Schnitte kamen schnell und gnadenlos. Er wollte diese Bilder festhalten, die Laute, die Stimmen seiner Großeltern, aber alles währte nur Augenblicke. Schnitt, Schnitt. Es war, als seziere jemand sein Leben, schneide es in kleine Stücke, die keinen Sinn ergaben. Irgendwann waren nur noch Filmszenen zu sehen. Keine Bilder mehr von Ekaterini, keine Bilder mehr von dem Haus, in dem er wohnte, von den Menschen, die er kannte. Nur noch kurze, blitzlichtartige Szenen aus Filmen, die er restauriert hatte.
    Dann das Attentat. Das explodierende Licht vor seinen Augen. Der Schmerz – er spürte ihn noch einmal, wenn auch nur für eine einzige Sekunde. Als nächstes sah er seinen Traum, die Urmenschen, wie sie kämpften und starben.
    Sein Leben war wie ein Film an ihm vorübergezogen.
    Das bedeutete, dass er sterben musste.
    Die Dunkelheit begann ihn einzuhüllen und zog ihn hinab. Es war ihm, als werde das, was er eben gesehen und gehört hatte, irgendwo abgespeichert, auf ein Medium gebannt.
    Bevor er starb, begriff er, was der Film gewesen war, der in seinem Tresor aufgetaucht war.
    Er wusste nicht, wer die Fremden waren, die diese Filme archivierten, ob es Engel waren, Götter, Außerirdische oder nur eine Art von Gedanken, Träumen. Aber er verstand jetzt, dass sie keine Kameras brauchten, sondern nur die Augen der Menschen. Und er verstand, warum der verblasste Film, den er restaurieren sollte, Szenen aus der frühsten Periode der Menschheit enthielt. Selbst unter den idealen Lagerbedingungen, selbst auf diesem merkwürdigen, flexiblen Material waren der Haltbarkeit Grenzen gesetzt.
    Einige zehntausend, vielleicht hunderttausend Jahre ...
    Piet wusste nicht, ob er den Film jemals hätte restaurieren können.
    Ehe es ihm gelungen war, hatte er selbst einen solchen Film gedreht – eine neue Filmrolle für das riesige Archiv.
    Und er wünschte sich, Ekaterini wäre öfters darauf zu sehen gewesen.

14
    Ekaterini trauerte viele Jahre lang um Piet. Es ist schlimm, den Mann zu verlieren, aber besonders schwierig ist es, wenn er dem Wahnsinn zu Opfer fällt. Man fragt sich unablässig, ob man etwas hätte tun können, um dieses Ende zu vermeiden.
    Sechs, sieben Jahre lang plagte Ekaterini dieser Gedanke.
    Bis sie sich zu fragen begann, was wäre, wenn ihr Mann nicht wahnsinnig geworden war. Wenn das, was er erlebt zu haben glaubte, wirklich geschehen war.
    Der Name „Falkengrund“ ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie hatte längst Nachforschungen angestellt, und dabei war folgendes herausgekommen: Es gab in Deutschland mehrere Städte, die „Falkengrund“ als Straßennamen hatten. Im Odenwald gab es eine „Burg Falkengrund“, und im Schwarzwald ein kleines Schloss dieses Namens.
    Kurz vor seinem Tod hatte ihr Mann von einem Schloss gesprochen. Im Jahr 1999 reiste Ekaterini zum ersten Mal in den Schwarzwald. In der Nähe des Ortes Wolfach fand sie das Gebäude, und sie fand auch die Wand aus Kiefern, von der ihr Mann in seiner letzten Stunde geredet hatte.
    Lange hielt sie es in der Umgebung des Hauses nicht aus, und sie fand auch nicht den Mut, die Bewohner des Schlosses anzusprechen. Ohne Kontakt aufgenommen zu haben, reiste sie wieder ab. Offenbar befand sich eine Schule in dem ehemaligen Jagdschloss. Mehr hatte sie nicht in Erfahrung bringen können.
    Bald darauf startete sie Nachforschungen nach dem dänischen Spender, dessen Hornhäute ihrem Mann eingesetzt worden waren. Sie telefonierte mit dem Euro-Transplantations-Zentrum in Leiden und begann eine Korrespondenz mit dänischen Behörden. Sogar einen Detektiv beauftragte sie mit Nachforschungen. Sie wollte mehr über den Mann erfahren als in den Unterlagen stand. Wo er herkam, wie er gelebt hatte, was für ein Mensch er gewesen war. Ob an seinem Tod etwas Ungewöhnliches gewesen war.
    Dabei machte sie eine unglaubliche Entdeckung.
    Der Mann hatte nie existiert! In Dänemark war ein Mann mit den Daten, die auf den Unterlagen vermerkt waren, nie gemeldet worden. Die Ärzte, die seinen Gesundheitszustand bescheinigt hatten, existierten nicht. Der Mann auf dem Passbild konnte nicht gefunden werden. Und auch im Zentrum in Holland war er nicht erfasst.

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