Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 1 Schnitt
den Film zu verstecken, tat es jedoch so ungeschickt, dass die Polizisten sofort darauf aufmerksam wurden.
Als Ekaterini hinter den Beamten in den Raum trat, sah sie ihren Mann vor Verzweiflung und Enttäuschung zusammenbrechen.
10
Zwei Monate vergingen. Piet verbrachte diese Zeit in einer Klinik für Geisteskranke. Sein Zustand besserte sich nicht – alle gängigen Therapiemethoden schlugen fehl.
Als Ekaterini einem gewissen Dr. Sveric gegenüber saß, fühlte sie sich, als spräche jemand das Todesurteil über ihren Mann.
Der Doktor war ein großer, weißhaariger Mann mit einer mächtigen Nase und einem Kinn, an dem man Stühle zerschlagen konnte. Seine gewaltigen Hände lagen flach auf der Tischplatte, und alles außer seinen Augen wirkte ruhig, beinahe träge.
„Ihr Mann lebt in seiner eigenen Welt“, erklärte der Arzt. „Er weiß sehr wohl, dass wir ihn dort herausholen wollen, aber er setzt sich mit ganzer Kraft zur Wehr.“
Ekaterini schwieg.
„Frau Dochtermann“, fuhr Dr. Sveric fort. „Ich möchte Ihnen nicht die Hoffnung nehmen, aber ... es sieht nach einem sehr langen Aufenthalt aus. Vielleicht sogar ... für immer ...“
„Wie kann so etwas passieren?“, presste Ekaterini hervor. Sie war keine Frau, die schnell weinte, und auch jetzt waren ihre Augen trocken. Aber ihre großen Hände zitterten.
Der Arzt lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück. „Ihr Mann ist ein Genie, Frau Dochtermann. Der Geist von hochtalentierten Menschen ist besonders anfällig für Störungen. Außerdem sind solche Leute schwer zu heilen. Er durchschaut jeden unserer Therapieversuche im Ansatz. Er weiß, wo er ist und warum er hier ist. Er will nicht mehr so werden, wie er einmal war. Er glaubt, er sei auf dem richtigen Weg.“
„Mit mir redet er nicht“, gestand Ekaterini leise. Es war ihr peinlich. Sie besuchte ihren Mann häufig, fand aber keinen Zugang zu ihm.
„Ich glaube, Sie sollten darüber nicht traurig sein. Sie sind das Wichtigste, was er in dieser Welt, in unserer Realität hat. Er spürt, dass Sie ihn möglicherweise zurückholen könnten. Deshalb geht er kein Risiko ein, schottet sich vollständig ab. Mit mir spricht er – vermutlich, weil er in mir keine Bedrohung sieht.“
„Was denkt er, Doktor?“
Dr. Sveric holte mehrmals tief Luft und schien nach dem richtigen Anfang zu suchen. „Er glaubt, dass eine Art übernatürliche Macht ihm einen Film geschickt hat, den er restaurieren soll. Er behauptet, den Inhalt des Filmes auch in seinen Träumen sehen zu können, und zwar klarer, als wenn er ihn auf dem Projektor abspielt.“
„Was für ein Film ist das?“
„Er kann ihn sehr genau beschreiben. 16mm, nur 87 Sekunden lang. Szenen aus einer urzeitlichen Welt. Urmenschen, die um ihr Leben kämpfen und sterben. Scheinbar aus dem Blickwinkel eines dieser Menschen aufgenommen. Dieser ertrinkt auf den letzten 19 Sekunden in einem Fluss. Die ganze Zeit über sehr rasche Schnitte, wie bei einem Musikvideo vielleicht.“
Ekaterini dachte lange nach. „Und der Film, den die Polizei sichergestellt hat? Man hat ihn doch bestimmt untersucht.“
Jetzt erhob sich der massige Mann und ging, bei jedem Schritt hin und her pendelnd, langsam durch sein Sprechzimmer. „Es war kein Film. Es war eine Art Attrappe, ein perforiertes Gummiband. Man hat es auf unterschiedlichen Projektoren abzuspielen versucht. Es war nichts zu sehen.“
„Mein Mann hat sich also alles nur eingebildet?“
„Ja. Leider.“
„Auch den Überfall vor unserem Haus?“
„Davon müssen wir ausgehen.“
„Und wie hat er sich die Augenverletzungen beigebracht?“
Dr. Sveric fuhr sich durch die weißen Haare. „Das ... ist bis heute ein Rätsel. Und ich könnte mir vorstellen, dass es eines bleibt. Manche Fachbücher verzeichnen Fälle, in denen sich geistig verwirrte Menschen allein mit der Kraft ihres Geistes Verletzungen zugefügt haben sollen. Sie haben bestimmt schon von Stigmata gehört, die sich bei manchen gläubigen Menschen plötzlich zeigen. Wunden in den Handflächen zum Beispiel, die von Nägeln stammen könnten. Diese Leute identifizieren sich mit dem gekreuzigten Jesus.“
„Das heißt, mein Mann wollte sich diese Verletzungen zuziehen?“
„Auf einer bestimmten Ebene seines Verstandes, ja, vermutlich. Sie müssen meine unklare Ausdrucksweise entschuldigen. Ich bin mir selbst noch nicht sicher, wie ich als Arzt zu diesem Thema stehen soll.“
„Was ... was wird jetzt aus ihm? Er ist noch so ...
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