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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 1 Schnitt

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 1 Schnitt

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 1 Schnitt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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entwickelt, eine neue Form der Wahrnehmung?
    Träume – waren sie die Leinwand, auf den die so gewonnene Information projiziert werden musste?
    Er stand auf, ging im Raum umher. Trotz der hellen Beleuchtung prallte er, halb blind, wie er war, gegen einen Tisch und stieß sich die Hüfte an. Stöhnend ging er in die Knie. Alles drehte sich.
    Langsam legte er sich auf den Boden, mitten in das geräumige Labor. Er streckte die Arme und Beine aus, blickte an die Decke, wo die Lampen als verschwommene weiße Sonnen zu sehen waren.
    Was für einen Inhalt hatte dieser Film?
    Es kam ihm vor, als hätte er einen Blick in eine ferne, vorgeschichtliche Zeit getan.
    Vielleicht waren die Affen, die er gesehen hatte, frühe Menschen gewesen. Höhlenmenschen, im Kampf gegen ihre natürlichen Feinde, die Bären.
    Als Film betrachtet, war sein Traum sehr merkwürdig gewesen. Zum einen war da die ungewöhnliche Kameraführung. Es schien, als blicke er durch die Augen eines Lebewesens, eines dieser Urmenschen vielleicht. Die Kamerabewegungen waren so unruhig und schnell gewesen, dass man sie kaum simulieren konnte. Je mehr Piet nachdachte, desto weniger Zweifel hatte er daran, dass er nicht durch eine Kamera, sondern direkt durch das Auge eines Menschen geblickt hatte. Als wäre die Kamera, die dies alles aufzeichnete, nicht vor , sondern hinter dem Auge installiert.
    Auf der Netzhaut. Oder im Gehirn.
    Und noch etwas war eigenartig. Die Schnitte!
    Sie kamen in winzigen Abständen, stakkatoartig, schneller noch als in den meisten Musikvideos. Sie zerhackten das Werk und ließen eine Handlung erst gar nicht aufkommen.
    Was hatte das alles zu bedeuten?
    Der unerklärliche Unfall – die Hornhauttransplantation – das nicht erklärbare Auftauchen des Filmes – seine Träume als Abspielgerät für den Film ...
    Piet atmete immer wieder langsam aus und ein.
    Entweder, er war wahnsinnig geworden, oder er war einem der größten Geheimnisse auf der Spur, auf die ein Mensch jemals stoßen konnte ...

9
    In den folgenden Tagen machte er den Bruch zu seiner Frau komplett. Er weigerte sich, mit ihr zu reden oder sie überhaupt anzusehen. Als sie nach zwei Tagen damit aufhörte, ihm seine Mahlzeiten zuzubereiten, versorgte er sich in einem Supermarkt mit Dosengerichten, eingemachtem Gemüse und Hartwurst. Die Lebensmittel lagerte er bei sich im Untergeschoss ein, wo er auch eine eigene Toilette mit Waschbecken hatte. Da er Leitungswasser trank, gab es keinen Grund mehr für ihn, dieses Stockwerk zu verlassen. Die Tür nach unten verriegelte er, um seine Ruhe zu haben.
    Am Haustelefon in seinem Labor zog er das Kabel aus der Buchse, so dass er für niemanden erreichbar war.
    Im Laufe der Zeit kehrte sein Augenlicht immer mehr zurück, bis seine Sehkraft schließlich besser zu sein schien als zuvor. Zwar war er nicht völlig schmerzfrei, doch hatte er bereits am vierten Tag die letzte Tablette genommen. Danach blieb ihm nichts übrig, als die Schmerzen zu erdulden.
    Sein Schlaf- und Wachrhythmus änderte sich. Er schlief und wachte jeweils kurze Zeit, manchmal nur wenige Minuten. Er betrachtete den Film auf verschiedenen Projektoren, warf ihn auf eine Leinwand oder verfolgte ihn auf Monitoren. Immer deutlicher schälten sich die Szenen heraus, die er bereits in seinem Schlaf gesehen hatte. Und dieser Traum wiederholte sich, sobald er im Schlaf die REM-Phase erreichte. Der Film lief im Traum mit derselben Regelmäßigkeit ab wie in der Wirklichkeit – es gab keine Abweichungen. Der einzige Unterschied war, dass das Bild im Traum viel klarer war.
    Jedes Mal, wenn Piet den Film in den Händen hielt, fiel ihm seine seltsame Konsistenz auf. Er war sich nicht sicher über das Material, denn der Film fühlte sich weich und dehnbar an, wie Gummi. Eines war sicher – mit Zelluloid hatte dieser Stoff nichts zu tun.
    Piet Dochtermann hatte sich das Wundern abgewöhnt. Nichts konnte ihn mehr erschrecken. Dabei war er nicht abgestumpft oder gleichgültig geworden. Im Gegenteil: Er war offen für alles, akzeptierte, was immer auch geschah, ohne es in Frage zu stellen. Seine Meinung von der Wirklichkeit änderte sich ständig. Er hatte keine festen Grundsätze mehr. Wenn der Film sich in seinen Händen bewegt, ihn gebissen hätte wie eine Schlange, er hätte es als real akzeptiert.
    Er zweifelte nicht mehr an seinem Verstand. Es führte zu nichts. Es verschloss ihn nur der Wahrheit. Er war wie der verzauberte Zuschauer eines phantastischen Filmes geworden, der

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