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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 15 Der Zauberer und das Mädchen

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 15 Der Zauberer und das Mädchen

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 15 Der Zauberer und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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das Bewusstsein verloren. Er musste sich den Kopf an der harten Seitenwand oder an der Decke angeschlagen haben. Die weite Reise hatte ihn schläfrig gemacht – seine Reaktionen waren verlangsamt gewesen. Dazu kam seine Übelkeit. Die Ereignisse hatten ihn überrumpelt.
    Konrad Winkheim kletterte in die Kutsche wie in einen Schacht, packte Samuel unter den Achseln und hievte ihn mit viel Mühe ins Freie. Da der zwergenwüchsige Frödd nichts tun konnte und der Kutscher nichts tun wollte, half Charmaine dabei, den jungen Mann in dem gepflegten braunen Anzug herauszuheben. Sie ließen ihn vorsichtig über die Kutsche hinabgleiten, und Charmaine legte ihn im Gras ab. Dann wischte sie ihm das speichelverschmierte Kinn ab.
    „Was haben die Pferde?“, erkundigte sich Frödd beim Kutscher, während Konrad seine langen Glieder aus dem Fahrgastraum fädelte, mit einem Satz von der Kutsche sprang und neben Charmaine niederkniete. Er hatte ein Sitzkissen aus dem Inneren mitgebracht und bettete Samuels Kopf darauf.
    „ Er atmöt tief und gleischmäßisch “, sagte die Französin.
    „Ja, er hat sich nur den Kopf angeschlagen. Nichts Schlimmes.“ Konrad rieb sich erleichtert die Hände, doch sein Blick blieb ernst.
    „Wie weit ist es von hier?“, fragte der Kutscher, ohne die Frage nach den Pferden zu beantworten.
    „Eine halbe Stunde Fußmarsch. Ich glaube, Ihre Rösser möchten nicht mehr weiter.“ Ferdinand Frödd zog eine Grimasse.
    Der Kutscher schüttelte den Kopf und konnte seinen Blick nicht von den Tieren nehmen. Sie hatten sich etwas beruhigt, zeigten jedoch deutlich, dass sie umkehren wollten. „So etwas habe ich schon lange nicht mehr erlebt“, knirschte er der zerfurchte Mann. „Vielleicht haben sie eine Schlange gesehen.“
    „Das wird es wohl sein“, sagte Frödd mit lauter Stimme.
    „Gibt es hier Schlangen?“ Konrad wirkte alarmiert.
    Frödd neigte den halslosen Kopf ein wenig. „Normalerweise nicht.“
    „Ich fahre zurück“, entschied der Kutscher. „Das ist mir zu gefährlich. Ich kann von Glück sagen, dass ich keinen Achsbruch habe.“
    „Fahren Sie uns nicht bis zum Schloss?“
    „Ich würde schon, aber die Pferde machen nicht mit. Sehen Sie selbst!“
    „Sagten Sie nicht eben, sie wären von einer Schlange erschreckt worden?“
    „Ja. Kann sein … Vielleicht mögen sie auch die Gegend nicht.“ Der Kutscher war nachdenklich geworden. „Ehrlich gesagt, mir ist es hier auch nicht ganz geheuer.“ Er ließ seine Blicke schweifen, und die anderen taten es ihm gleich. Sogar Charmaine löste sich von dem Bewusstlosen, stand auf und ließ den Blick kreisen.
    Dunkle, hohe Fichten standen bis nahe an den Weg heran. Der Waldboden war dick mit verfaulendem Holz und Gestrüpp bedeckt, der Pfad uneben und mit kantigen Steinen durchsetzt. Saftige Brennnesseln wuchsen einen Meter hoch am Wegrand. Für den Hochsommer war es ein kühler, windiger Tag, die Baumstämme ringsum knarrten, und wenn man nach oben blickte, konnte einem vom Schwanken der hohen Wipfel schwindelig werden.
    „Ich weiß nicht, was hier nicht geheuer sein soll“, bemerkte Konrad verstimmt. „Es ist helllichter Tag, noch Stunden bis zur Dämmerung. Und Orte wie diesen gibt es zu Tausenden.“ Er stellte sich vor den Kutscher und sah ihn von oben herab an. „Man sollte wohl annehmen, dass jemand, der selbst im Schwarzwald lebt, einen schattigen Waldpfad befahren kann, ohne Muffensausen zu bekommen.“
    „Ganz meine Meinung“, pflichtete Ferdinand Frödd bei. „Es ist hier überhaupt nichts so, wie es nicht sein sollte.“
    Der Kutscher sagte nichts mehr. Er war kein Mann, der sich auf Diskussionen einließ. Er ignorierte die anderen vollständig. Als Erstes lud er das Gepäck vom Wagendach ab und stellte es unsanft zur Seite, dann spuckte er in die Hände und brachte die Kutsche mit großer Mühe, aber gänzlich ohne fremde Hilfe auf die Räder. Ohne zu verschnaufen, prüfte er geschäftig Räder und Achsen auf Beschädigungen. Der Schweiß tropfte ihm von der Stirn. Schließlich führte er die Pferde in einem engen Bogen herum, und als das Fahrzeug komplett gewendet war, schwang er sich mit einer betont jugendlichen Bewegung auf den Kutschbock.
    „Was ist? Fährt jemand mit zurück?“
    Konrad ging energisch zur Kutsche hinüber. „Was soll das heißen? Sie wollen uns doch nicht wirklich im Stich lassen? Machen Sie keine dummen Scherze, Mann!“
    „Ich lasse niemandem im Stich, und ich mache keine Scherze. Ich fahre

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