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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 17 Madoka

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 17 Madoka

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 17 Madoka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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schnell sein.
    Wie waren die Zimmer angeordnet? Welche Räumlichkeiten konnten ihr Aufschluss darüber geben, was hier unten vor sich ging? Würde sie jemand befragen können – einen Patienten, einen Pfleger? Wenn man Leute überrumpelte, gaben sie manchmal Auskünfte, die sie nicht geben sollten.
    Sie probierte die erste Tür zur Rechten, und sie schien verschlossen zu sein.
    Nein. Verschlossen fühlte sich anders an. Die Tür gab ein, zwei Zentimeter nach und blieb dann hängen. Es war, als wäre sie von innen zugestellt worden.
    „Ist dort jemand?“, wisperte Madoka durch den schmalen Spalt, der entstanden war. Licht brannte. Es war ihr, als würde sie aus dem Inneren ein schweres, aufgeregtes Atmen hören. Dort versteckte sich jemand! Ein Patient?
    „Was tun Sie da drin?“ Madoka registrierte eine Überwachungskamera an der Decke. Kein Lämpchen brannte, und sie schien deaktiviert zu sein. War sie das wirklich? Überwachten die Männer oben im Monitorraum nur die anderen Stationen?
    Das Atmen kam näher, und eine weibliche Stimme sagte: „Wer sind Sie?“
    „Mein Name ist Madoka.“ Sie verschwieg bewusst ihren Nachnamen. „Und wer sind Sie? Warum verstecken Sie sich?“
    „Ich heiße Sanagi, Kaori Sanagi. Wie kommen Sie hier herein?“
    „Durch die Tür.“
    „Ist sie … offen?“ Die Stimme klang ungläubig.
    „Ich habe das hier.“ Sie wusste, welches Risiko sie einging, aber wenn sie noch lange zögerte, würde ihr Abenteuer ohnehin bald zu Ende sein. Also schob sie die Chipkarte durch den Türspalt hinein. Kaori nahm sie entgegen, ließ sie vor Aufregung fallen und hob sie wieder auf.
    „Das ist die Karte“, sagte die Patientin. „Damit können wir hinaus.“
    „Möchten Sie denn hinaus?“
    „Ich würde alles dafür geben.“
    „Warum?“ Madoka sah ihre Chance, etwas zu erfahren. „Behandelt Sie ... Dr. Andô nicht gut?“
    Das Mädchen zögerte mit der Antwort. „Das ... das weiß ich nicht, ehrlich gesagt, aber das ist nicht das Problem. Auf der Station geht ein verrückter Mörder um. Seien Sie vorsichtig! Laufen Sie ihm nicht … in die Arme.“
    „Ein Mörder?“
    „Er hat Messer und … Lassen Sie mich raus, bitte! Ich will nicht sterben!“
    „Ich kann Sie nicht rausholen. Die Tür geht nicht auf. Sie haben sie selbst versperrt. Sie müssen das wegräumen.“
    „Ja … ja … ich verstehe …“ Kaori Sanagi hantierte mit den Tischen herum, die sie vor die Tür geschoben hatte. Sie stellte sich schrecklich ungeschickt an. Als der erste Tisch weg war, konnte Madoka die Tür von außen hineindrücken. Kaori drängte ihr entgegen und sah die Fünfzehnjährige mit großen Augen an. Dann schob sie sich an ihr vorbei und versuchte die Tür mit der Karte zu öffnen. Sie brauchte drei Anläufe, bis die Karte im Schlitz verschwand. Die Tür ging auf.
    „Ich weiß nicht, ob ich Sie gehen lassen darf“, sagte Madoka. Vielleicht hätte sie Kaori mit ihren Jûdô-Künsten zu Fall bringen können, aber sie brachte es nicht über sich. Das Mädchen schien echte Todesangst zu leiden.
    „Mich halten Sie nicht mehr hier!“ Kaori begann zu rennen. Die Karte hatte sie stecken lassen, und das bewirkte, dass die Tür sich nicht schloss.
    „Hey!“, erklang eine Stimme aus dem Nebenzimmer. „Ist da jemand? Was ist da draußen los?“
    „Geh nicht da raus“, mischte sich eine andere Stimme ein. „Das ist eine Falle.“
    Madokas Herz pochte immer schneller. Offenbar hatten sich noch mehr Leute eingeschlossen. Dann stimmte die Geschichte mit dem Mörder möglicherweise? Sie wusste nicht, was sie denken oder glauben sollte. Das war gewiss nicht der Alltag einer Station für Depressive! Falls die Menschen unter solchen Phobien litten, mussten sie ruhiggestellt in ihren Betten liegen. Man konnte doch nicht zulassen, dass sie einfach …
    Plötzlich roch sie etwas.
    Meer.
    Der Geruch kam nicht von der Station. Er kam aus ihrem eigenen Inneren.
    In ihr regte sich etwas. Der Geruch war das untrügliche Zeichen.
    Das Wesen, das sich in ihr verbarg. Das Wesen, das sie schützte, das für sie kämpfte, auch wenn sie das gar nicht wollte.
    Das Wesen, das ihr die Albträume brachte.
    Madoka erstarrte. Sah den langen Flur hinab. Spürte, dass an seinem Ende, hinter dem Knick, etwas war. Nein, nicht sie war es, die das spürte. Das Wesen in ihr spürte es. Es hatte den Instinkt eines Tieres.
    Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen. Sie vergaß, wo sie sich befand, wusste nicht mehr, wofür sie

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