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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 17 Madoka

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 17 Madoka

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 17 Madoka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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nach einen neuen Versteck umsehen. Das Dienstzimmer fiel ihm ein. Obwohl er dabei wieder an der Toilette vorbei musste, versuchte er es. Es war der einzige Raum auf der ganzen Station, auf der er sich mit Waffen ausrüsten konnte. Und wenn es nur die Kanülen waren oder Medikamentengläser als Wurfgeschosse – das nächste Mal würde er nicht mehr weglaufen, sondern dem Kerl bewaffnet entgegentreten.
    So schnell er konnte, jagte er an den Toiletten vorbei. Niemand hielt ihn auf. Er bog um die Ecke und hetzte auf das Dienstzimmer zu.
    Die Tür war verschlossen! Sam rüttelte an der Klinke, doch es konnte kein Zweifel bestehen: Der Kerl hatte das Zimmer wieder abgeschlossen. Zeit genug hatten sie ihm ja gelassen.
    Was nun? Zu den anderen zurückzukehren, machte keinen Sinn. Sie würden ihm nicht aufmachen. Sie waren gegen ihn. Keuchend lief er bis zum Ende des Korridors. Der letzte Raum war das Wäschelager. Dort gab es zwar keine Waffen, aber wenigstens ein paar schwere Behälter, die man von innen gegen die Tür schieben konnte.
    Sam war nach Weinen zumute, als er sich dort eingesperrt hatte. Jetzt waren sie auf drei Räume verteilt. Vor allem gab es niemanden mehr, der die anderen davon abhalten konnte, Dummheiten zu machen. Vielleicht hatten die Jungen und Mädchen im Fernsehzimmer schon angefangen, den einzigen Fluchtweg zu nehmen, der sie sicher aus dieser Hölle führen würde – den Tod …

3
    Japan, 1996
    Sie hätte nicht gedacht, dass sie einschlafen würde. Ihre innere Spannung war riesig gewesen, als sie sich auf das Bett in ihrem Zimmer legte, doch diese Spannung schlug in Müdigkeit um, kaum dass sie die Augen geschlossen hatte, und übergangslos war sie in den Schlaf gesackt.
    Und hatte begonnen, den Traum zu träumen!
    Den Traum von dem Fisch, der auseinander fiel, wenn er sich bewegte.
    Diesmal war es nicht ein Fisch, sondern hunderte. Madoka schwamm im Meer, tauchte unter und hatte plötzlich einen ungeheuren Fischschwarm vor sich. In einer geschlossenen Formation schwammen die Tiere auf das Mädchen zu. Madoka versuchte, schnell mit den Armen und Beinen zu schlagen und ihnen aus dem Weg zu gehen, doch sie kam nicht vom Fleck.
    Natürlich prallte der Schwarm nicht gegen sie.
    Die Fische wichen aus, und der Schwarm löste sich auf. Doch nicht nur der Schwarm. Jeder einzelne Fisch, der sich aus der Masse gelöst hatte, begann zu zerfallen, verlor sein Fleisch in dicken, quadratischen Brocken, verlor seine Flossen, seinen Schwanz, schlingerte, verendete als zuckendes Grätenskelett und wurde von der Wasserströmung fortgetrieben.
    Madoka hatte vor Schreck vergessen, dass sie unter Wasser nicht atmen konnte. Sie hatte den Mund aufgerissen und einzuatmen versucht. Als sie keine Luft zu bekommen glaubte, schlug sie in Todesangst wild um sich. Und erwachte.
    Sie sprang aus dem Bett, und im nächsten Moment klopfte es leise an ihre Tür. Es war mehr ein Reiben, als wage die Person, die draußen stand, nicht zu klopfen. Madoka brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, wer das sein konnte.
    Dann öffnete sie die Tür.
    Ihre Mitschülerin Tamie stand dort im Halbdunkel. Sie trug nur ein Höschen und ein Unterhemd, ihre Haut leuchtete weiß, ihr Gesicht lag im Schatten. „Ich weiß nicht“, flüsterte das Mädchen. „Ich sollte das nicht tun.“
    „Keine Sorge“, entgegnete Madoka. „Die Verantwortung übernehme ich. Wenn es auffliegt, sagst du, ich hätte dich erpresst. Das habe ich ja auch.“
    „Gut.“ Mit einem tiefen Seufzer reichte Tamie ihr den Gegenstand, den sie aus dem Schlafzimmer ihres Vaters entwendet hatte. Es war die Chipkarte, mit der sich alle Türen in Dr. Andôs Klinik öffnen ließen.
    „Du musst zurück“, sagte Madoka. „Wenn er aufwacht, ehe ich das Haus verlassen habe, war alles umsonst.“
    „Was willst du eigentlich damit?“, fragte Tamie hastig.
    Madokas Mund wurde zu einem schmalen Strich. „Das geht dich nichts an. Ich frage dich auch nicht, was du mit dem Geld anfängst, das dir mein Vater zahlt, oder?“
    Tamie zuckte zusammen, deutete verwirrt eine Verbeugung an und schlich auf ihren nackten Füßen wieder zurück durch den Flur, der zu Vaters Schlafzimmer führte.
    Madoka hatte sich nicht zum Schlafen umgezogen, sondern war – bis auf die Schuhe natürlich – voll bekleidet. Es dauerte keine zwei Minuten, dann hatte sie das Haus verlassen. Erst jetzt sah sie auf die Uhr. Eine halbe Stunde bis Mitternacht. Sie lief ein Stück durch Nebengassen bis zum Bahnhof,

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