Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken
Sammlerstück! Wenn es das nur wäre, würde er sich doch nicht solch verbrecherischer Methoden bedienen.«
»Nein, das ist kaum anzunehmen«, räumte Heinrich Heller ein. »Es scheint wirklich so, als verberge sich etwas ganz anderes dahinter. Aber ich fürchte, dass uns nur Zeppenfeld selber die Lösung dieses Rätsels verraten kann, was er natürlich nicht tun wird. Wattendorf wird es wohl auch wissen, möglicherweise auch dein Vater, Tobias, aber Kairo ist weit – von Madagaskar ganz zu schweigen.«
»Aber vielleicht finden wir den Brief, den Wattendorf Vater geschickt hat. Und wenn nicht, könntest du doch Wattendorf eine Nachricht nach Kairo schicken. Bestimmt gibt es eine Möglichkeit, dass der Brief ihn erreicht«, schlug Tobias vor.
»Mein Junge, weißt du, wie lange das dauern kann, bis wir aus Kairo eine Antwort erhalten? Mehrere Monate! Sofern Wattendorf überhaupt geruht, uns über den Spazierstock und seine Bedeutung Aufschluss zu geben!«
»Mit Geduld erhält man auch von unreifen Trauben Sirup«, meinte Sadik dazu.
Heinrich Heller nickte. »Natürlich, du hast Recht, Sadik. Einen Brief zu schreiben bedeutet keinen großen Aufwand. Einen Versuch ist es allemal wert. Ich werde morgen also ein entsprechendes Schreiben aufsetzen.«
»Und was wirst du wegen Zeppenfeld und dieser Einbruchsgeschichte unternehmen?«, wollte Tobias wissen.
»Nichts«, lautete die schlichte Antwort.
Unglauben trat auf Tobias’ Gesicht. »Nichts?«, wiederholte er. »Aber das … das kannst du doch nicht einfach so hinnehmen, dass er irgendeinen Schurken dafür bezahlt, bei uns einzubrechen!«
»Was schlägst du denn vor, was ich tun soll?«, wollte sein Onkel wissen.
»Na ja …«
»Wir haben nichts gegen ihn in der Hand. Ihr seid ja noch nicht mal in der Lage, den Einbrecher genau zu beschreiben. Was nutzt es da, die Polizei auf den Plan zu rufen, damit sie hier herumschnüffelt?«, sagte Heinrich Heller eindringlich zu ihnen. »Dass wir der festen Überzeugung sind, dass Zeppenfeld hinter dem Einbruch steht, ist kein Beweis. Er hat für diese Zeit garantiert ein hieb- und stichfestes Alibi. Nein, ihm können wir nichts anhaben, so ärgerlich das auch ist.«
»Dein Onkel hat Recht«, sagte Jana bedrückt. »Beweise haben wir keine. Zeppenfeld hat das schlau angestellt.«
Es wurmte Tobias zutiefst, dass Zeppenfeld ungeschoren davonkommen sollte. Aber er sah ein, dass ihm nicht beizukommen war. Und er konnte es seiner Dummheit zuschreiben, dass es so abgelaufen war. Hätte er den Einbrecher gestellt und nur richtig in Schach gehalten, hätte dieser ihnen seinen Auftraggeber bestimmt ans Messer geliefert, um seine eigene Haut zu retten. Doch er hatte ihn entwischen lassen. Es war also besser, still zu sein.
Heinrich Heller bemerkte den niedergeschlagenen Gesichtsausdruck seines Neffen. »Es besteht kein Grund, den Kopf hängen zu lassen, mein Junge. Es hätte viel schlimmer kommen können. Das Wichtigste ist, dass euch nichts passiert ist. Ihr habt den Einbrecher in die Flucht geschlagen, und Zeppenfeld hat nicht erhalten, was er wollte. Wir sind jetzt gewarnt. Ich werde den Spazierstock von nun an einem Ort verschließen, wo auch der raffinierteste Einbrecher ihn nicht finden wird. Aber ich glaube nicht, dass Zeppenfeld so töricht ist, es ein zweites Mal zu versuchen. Er weiß, dass er sich damit die Schlinge um den Hals legen könnte.«
Sadik schien nicht so sehr davon überzeugt zu sein, dass Zeppenfeld es bei diesem einen Versuch belassen würde, denn er sagte: »Der Esel ging sich zwei Hörner holen und kam mit eingeschnittenen Ohren wieder. Der hungrige Schakal weicht dem Löwen, doch er kehrt wieder, wenn der Löwe satt ist.«
»Soll er es nur versuchen. Den Stock wird er gewiss nicht auf dem Präsentierteller vorfinden, mein lieber Sadik«, entgegnete Heinrich Heller. »Und nun sollten wie versuchen, noch ein paar Stunden Schlaf zu finden.« Er nahm den Stock mit dem Falkenkopf mit.
Tobias wartete lange auf den Schlaf. Unruhig wälzte er sich im Bett von einer Seite auf die andere, lauschte immer nach verräterischen Geräuschen und grübelte ohne Ergebnis darüber nach, warum Zeppenfeld so versessen auf den Spazierstock war. Er musste der Schlüssel zu einem sehr wichtigen Geheimnis sein.
Doch zu welchem?
Trauriger Abschied
Es blieb still auf Falkenhof. Nichts Ungewöhnliches geschah am nächsten Tag und in der darauf folgenden Nacht. Zeppenfeld ließ sich nicht blicken. Auch keine
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