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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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du mir noch nichts erzählt!«, sagte er betroffen.
    »Wer erzählt schon gern, wie gemein andere Menschen mit einem umspringen«, fuhr sie bitter fort. »Wenn ich in ein Dorf komme, passiert es gar nicht mal so selten, dass sie mir das Wasser aus dem Dorfbrunnen verweigern oder verlangen, dass ich dafür bezahle. Manchmal erlauben sie mir noch nicht mal, dass ich anhalte, sondern schlagen mit Knüppeln auf den Wagen oder auf den armen Napoleon, damit ich nur schnell wieder aus ihrem Dorf verschwinde. Die Zigeunerin mit dem Hexenblick heißt es dann! Und jeder Strauchdieb, der mich irgendwo stehen sieht, meint, ich wäre eine Dirne, nur weil ich allein unterwegs bin. Manche haben schon versucht, mich zu vergewaltigen. Aber das ist ihnen schlecht bekommen!«
    »Diese Schweine! Aber wie kannst du sie dir vom Hals halten?«
    Sie lachte freudlos auf. »Nicht mit Muskelkraft, sondern nur mit Köpfchen. Manchen kann ich das, was sie vorhaben, im Guten ausreden, indem ich ihnen kostenlos die Karten lege. Die anderen, die unbedingt ihren Spaß mit mir haben wollen, lasse ich ganz nahe heran. Dann tue ich so, als hätte ich nun doch nichts dagegen, mich mit ihnen hinters Gebüsch zu legen – bis ich dann mein Messer raushabe und es ihnen gegen den Bauch drücke. Dann vergeht ihnen ganz plötzlich der Spaß und sie werden zahm wie Schoßhunde.«
    Er sah sie erschrocken an. »Und wenn es mehrere sind?«, wollte er wissen.
    »Dieses Pack ist feige«, erwiderte sie verächtlich. »Wenn ich ihnen sage, dass ich einen von ihnen garantiert erwischen werde und vielleicht auch noch einen Zweiten, dann ist es aus mit ihrem Mut, und es bleibt bei großmäuligen Drohungen und vielleicht ein paar Steinen aus sicherer Entfernung.«
    Tobias dachte daran, wie sie den Einbrecher mit dem Schüreisen niedergeschlagen hatte, und glaubte ihr jedes Wort.
    »Rene war auch so einer, wenn er es auch geschickter anzustellen versuchte«, offenbarte sie ihm nun den wahren Grund, warum sie allein weitergezogen war. »Solange ich ein Kind war und noch nicht – noch nicht wie eine Frau aussah, war er nett und hat mir viel beigebracht. Doch im letzten Jahr versuchte er immer wieder, mich zu verführen, hat mich betatscht, wenn Helena es nicht sehen konnte, und hat sich eines Nachts sogar zu mir in den Wagen geschlichen.«
    »So ein Dreckskerl, sich an dir zu vergreifen!«, stieß Tobias hervor. »Ist deine Tante denn nicht dagegen eingeschritten?«
    »Er hat ja immer aufgepasst, dass sie nichts davon mitbekam, und ich konnte es einfach nicht übers Herz bringen, es ihr zu sagen. Sie hängt sehr an ihm. Deshalb habe ich mich unter einem Vorwand von ihnen getrennt. Rene ist mir noch gefolgt. Er wollte mich zwingen zurückzufahren. Doch ich habe ihm gesagt, dass ich ihm nachts im Schlaf die Kehle durchschneiden würde, wenn er mich nicht ziehen ließe!«
    Tobias schluckte. »Hättest du das wirklich getan?«
    »Vielleicht nicht gerade das, aber irgendetwas hätte ich bestimmt getan!«, erklärte sie, eine wilde Entschlossenheit in Stimme und Augen. »Ich lasse mich von keinem herumstoßen und schon gar nicht zu solchen Sachen zwingen! Ich bin kein Flittchen, nur weil ich durch die Lande ziehe, jongliere und die Karten schlage!«
    »Mein Gott, so habe ich mir das nicht vorgestellt«, murmelte er bestürzt. »Du solltest besser nicht allein unterwegs sein.«
    Sie lächelte nun wieder, als wollte sie das Gesagte vergessen machen. »Ach, es ist ja nicht so, als würde hinter jeder Wegbiegung ein Strauchdieb lauern. Manchmal vergehen Wochen und Monate, bis so etwas mal wieder passiert. Sei unbesorgt, ich bin mein ganzes Leben so herumgezogen und weiß mich meiner Haut schon zu erwehren. Ich wollte dir einfach nur erklären, dass es nicht nur reiner Spaß und Sonnenschein ist, solch ein Leben zu führen. Alles hat eben seine guten und seine schlechten Seiten.«
    »Dann wünsche ich dir, dass du von den schlechten Seiten so wenig wie möglich mitbekommst – und wenn einmal doch, sie so gut meisterst wie bisher«, gab er ihr aus tiefstem Herzen mit auf dem Weg.
    »Das ist lieb von dir.«
    »Wirst du mir mal schreiben, wo du bist und wie es dir geht?«
    »Ich verspreche es dir. Es ist nicht so, wie Sadik gesagt hat. Der Mensch ist nicht nur ein Ort des Vergessens.«
    Tobias wurde es schwer ums Herz. »Ob wir uns jemals wieder sehen werden?«
    »Ganz bestimmt!«
    »Was lässt dich so sicher sein?«
    »Die Karten haben es mir gesagt.«
    Erstaunt sah er sie an. »Du

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