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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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durch den Kopf ging, und bin deshalb auf den Flur gegangen. Und da habe ich ihn gesehen. Einen Mann. Drüben beim Osttor. Er lief über den Hof zu uns herüber.«
    »Und du bist sicher, dass das nicht Jakob oder Klemens war?«, fragte Tobias aufgeregt.
    »Ich bin mir nicht sicher. Aber ich glaube es nicht. Er bewegte sich so ganz anders.«
    »Zeppenfeld!«
    »Ja, daran habe ich auch gleich gedacht. Deshalb habe ich mir schnell den Schürhaken geholt und bin zu dir geschlichen. Sollen wir die anderen wecken?«
    Tobias schlug hastig die Decke zurück und sprang aus dem Bett. Eiskalt war der Boden unter seinen Füßen. Er überlegte hastig. »Besser nicht! Wenn es doch nur Jakob oder Klemens ist, dann blamieren wir uns bis auf die Knochen. Mein Onkel ist wegen Zeppenfeld sowieso nicht gut auf mich zu sprechen. Wir sehen erst mal selber nach. Wenn es wirklich ein Einbrecher ist, entkommt er nicht so schnell vom Falkenhof.«
    »Aber dieser Zeppenfeld ist bestimmt gefährlich!«, wandte Jana ein.
    »Du weißt nicht, wie gefährlich ich mit diesem Ding hier bin«, erwiderte Tobias und nahm das Florett, das Maurice Fougot ihm geschenkt hatte, vom Haken über der Kommode. »Oder hast du Angst?«
    »Nicht wirklich, nur ein bisschen«, flüsterte sie.
    »Dem werden wir es zeigen«, versicherte Tobias und zog das Florett aus der Scheide. »Wenn es wirklich Zeppenfeld ist, weiß ich, wo wir ihn finden werden. Er will den Spazierstock und der steht im
    Glasschrank im Studierzimmer meines Onkels. Komm!«
    »Vielleicht sollten wir zumindest Sadik …«
    »Nein!«, fiel er ihr ins Wort. »Wir werden ihn auf frischer Tat stellen!«
    »Wenn das bloß gut geht«, raunte sie.
    »Du brauchst bloß Augen und Ohren offen zu halten. Den Rest erledige ich schon«, versuchte er sie zu beruhigen, öffnete die Tür und trat vorsichtig hinaus auf den Gang. Es schien kaum Licht durch die Hoffenster. Ihm war der Flur noch nie so lang und dunkel erschienen wie zu dieser nächtlichen Stunde. Er war nicht halb so ruhig, wie er sich Jana gegenüber gegeben hatte. Die Erinnerung an die Worte, die Sadik ihm nach seiner letzten Fechtstunde mit dem Franzosen gesagt hatte, fuhr ihm durch den Sinn, während er mit Jana an der Wand entlang den Gang hinunterschlich. »Eines Tages wird Blut an deiner Klinge sein!« War dieser Tag jetzt gekommen? Und würde es Zeppenfelds Blut sein?
    Ein Geräusch jenseits des Treppenaufganges ließ sie zusammenfahren und auf der Stelle erstarren.
    »Da war was!« Janas Stimme war kaum noch zu hören, obwohl sie direkt neben ihm stand.
    »Das war eine Tür«, sagte Tobias. »Er ist im Studierzimmer! Jetzt sitzt er in der Falle! Komm, schnell!«
    Er löste sich von der Wand und lief nun auf den Teppichen den Gang hinunter, vorbei am Treppenaufgang und der Bibliothek. Dann waren es nur noch wenige Schritte bis zum Studierzimmer seines Onkels.
    Eiseskälte erfüllte seinen Körper vom Kopf bis zu den Zehenspitzen. Seine Hand schien um den Griff des Floretts festgefroren zu sein. Würde er in einem wirklichen Kampf genauso überragend sein wie bei Maurice Fougot? Würde er nicht vielleicht wie gelähmt sein, wenn es um Leben und Tod ging? Warum hatte er Sadik nicht vorher gefragt, ob Zeppenfeld ein guter Kämpfer war?
    »Tobias!«
    »Seht!«, zischte er, versuchte die Selbstzweifel, die auf ihn einstürmenden Gedanken und auch die Angst, die sich nun meldete, zu verdrängen. Er schluckte mehrmals und lockerte seine Finger um den Klingengriff. Dann trat er an die Tür. Er lauschte kurz. Sein Herzschlag wurde noch schneller und hämmernder, als er leise Geräusche vernahm. Es befand sich jemand im Zimmer! Und es war ganz sicher nicht Klemens oder Jakob!
    Jetzt musste er handeln!
    »Du bleibst hier vor der Tür! Ich hol ihn mir!«
    »Bitte, pass auf!«
    Ein Schauer durchfuhr Tobias. Noch konnte er zurück und Sadik alarmieren. Nein, dafür war es schon zu spät. Zeppenfeld würde nicht lange brauchen, um den Stock zu finden. So groß war das Zimmer nicht. Es gab kein Zurück mehr. Schon gar nicht vor Jana!
    Mit der linken Hand stieß er die Tür auf, so heftig, dass sie ganz in den Raum schwang und gegen die Wand donnerte. Mit dem Florett in der Rechten glitt er mit zwei schnellen Schritten ins Zimmer, erfasste mit einem Blick die Gestalt, die vor dem Glasschrank stand, und schrie: »Rühren Sie sich nicht von der Stelle, Zeppenfeld! Ich bin bewaffnet! Zwingen Sie mich nicht, Sie niederzustechen! Sie kommen hier nicht …«
    Die

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