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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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auf, und bevor Sadik oder Tobias sie noch zurückhalten konnte, hatte sie Zeppenfeld schon eine schallende Ohrfeige gegeben.
    »Niemand nennt mich eine Dirne und Sie schon gar nicht!«
    »Wird ein Nachspiel haben!«, drohte Zeppenfeld und seine Nasenflügel bebten in ohnmächtiger Wut. »Werde …«
    »Sie werden den Mund halten und tun, was ich Ihnen sage!«, schnitt Sadik ihm das Wort ab.
    »Habe nicht …« Zeppenfeld brach jäh ab, als Sadik eine blitzschnelle Bewegung mit der Messerklinge machte.
    »Diesmal habe ich kaum die Haut geritzt, Zeppenfeld! Doch beim nächsten Mal geht die Klinge tiefer, das schwöre ich Ihnen bei Allah und allen Suren des Korans!«, zischte Sadik. »Und dann halte ich mich an die Heilige Schrift, in der es da heißt: ›Seid daher nicht milde mit euren Feinden!‹ 47. Sure, Vers 36. Es liegt also ganz in Ihrer Hand, was mit Ihnen geschieht!«
    »Tobias! Magdalena! Zerschneidet das Bettlaken. Wir brauchen ausreichend Fesseln!«, wies Sadik sie an und zwang Zeppenfeld sich auf den Stuhl hinter der Tür zu setzen. Sein Blick ging zum Fenster hinaus.
    Abendrot überzog den Himmel. Sie hatten nicht mehr viel Zeit. Noch erklang Hämmern aus der Schmiede. Aber Leo Kausemann würde mit dem Beschlagen der Falben bald fertig sein. Und wenn dann Stenz und Tillmann noch unten im Schankraum saßen, würde es schwierig werden, mit heiler Haut den Gasthof und Siebenborn zu verlassen.
    Zeppenfeld war schnell an den Stuhl gefesselt. Doch das hasserfüllte Feuer seiner Augen sagte genug.
    Tobias hätte nur zu gern gewusst, woher er erfahren hatte, dass sie sich in dieser Gegend aufhielten. Doch die Zeit war zu knapp. Jede Minute, die sie mit unnützen Fragen vertrödelten, konnte ihren Plan wie ein Kartenhaus zum Einsturz bringen.
    »Magdalena! Fahr dir mit den Händen durch die Haare und bring sie ein wenig in Unordnung«, forderte Sadik sie auf, als genügend Stoffstreifen für weitere Fesseln bereitlagen. »Und reiß den obersten Knopf vom Kleid. Das Leibchen kann auch ruhig etwas verrutscht sein.«
    Sie kicherte leise. »So darf mich der Patron aber nicht sehen! Er würde mich sofort entlassen. Er führt nämlich ein ordentliches Haus.«
    »Deine Zeit bei ihm ist so oder so abgelaufen, denn wir nehmen dich doch mit«, erinnerte Tobias sie.
    »Ja, jetzt gibt es für mich wohl kein Zurück mehr. Ludwig, der mein Verlobter ist, wohnt aber auf der anderen Seite vom Neckar, in Stillinghausen, bis dahin müsst ihr mich unbedingt mitnehmen!«
    »Du hast unser Wort. Und nun lauf runter und sag den beiden, du wärst gleich wieder zurück«, trug Sadik ihr auf. »Wenn sie dich so sehen, werden sie sich schon ihre Gedanken machen und wissen, was hier oben passiert ist. Dann pack deine Sachen zusammen und halte dich bereit. Aber denk daran, dass wir nur zwei Pferde haben und du nicht viel mitnehmen kannst.«
    »Was ich besitze, passt in einen Wäschebeutel.«
    Tobias zog seinen Geldbeutel hervor und zählte ihr ein halbes Dutzend Münzen in die Hand.
    »Genügt das für die Überfahrt?«
    Ihre Augen glänzten. »Oh, mein Gott! … Ja, ja, es ist bestimmt genug! … Wenn ich das dem Ludwig …«
    »Später! Wir müssen uns noch um die anderen beiden kümmern«, fiel ihr Sadik ins Wort. »Geh in den Schankraum hinunter und tu, was ich dir aufgetragen habe.«
    »Und nun zu Ihnen, Zeppenfeld! Sie rufen jetzt diesen Stenz hier zu sich aufs Zimmer!«, befahl Sadik und setzte ihm wieder die Klinge an die Kehle. »Versuchen Sie erst gar nicht, besonders gerissen sein zu wollen. Es wird sich für Sie nicht auszahlen. Mag sein, dass wir Ärger mit Stenz und Tillmann kriegen, falls es Ihnen gelingt sie zu warnen. Aber ich glaube nicht, dass Sie so lange leben, um die Warnung ganz aussprechen zu können. Wir hatten damals in Ägypten und im Sudan monatelang Gelegenheit, einander gut kennen zu lernen. Sie wissen demnach, dass ich keine leeren Drohungen ausspreche! Also?«
    »Gedenke nicht, für die beiden mein Leben zu riskieren«, antwortete Zeppenfeld gepresst. »Habe Geduld, Sadik. Werdet mir nicht entwischen. Habe euch jetzt gefunden, trotz Ballonflucht. Prächtige Idee. Aber Flucht letztlich zwecklos. Bekomme euch noch zu fassen! Besser für euch, ihr gebt mir den Spazierstock. Könntet dann ungehindert eurer Wege ziehen und euch eine Menge Ärger ersparen. Bekomme ihn früher oder später ja doch. Dumme Verzögerung, das hier, sonst nichts. Das nächste Mal …«
    »Das nächste Mal werden wir das anders austragen,

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