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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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wird nicht viel darum geben.«
    »Jentsch? Wer ist das?«
    »Der Fährmann unten am Gauler Strand. So heißt das flache Uferstück, obwohl es nur kiesig und sandig ist wie anderswo auch. Auf jeden Fall: Der alte Jentsch betreibt den Fährdienst. Ein Mann, auf den Verlass ist. Hält seinen Kahn in Schuss und legt sich kräftig ins Zeug. Aber nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Sowie die Sonne verschwunden ist, verschwindet er auch – und zwar in seiner Hütte.«
    »Und dann?«
    Leo Kausemann lachte. »Dann legt er die Beine hoch, räuchert sich mit Tabak ein und nimmt von seinem Selbstgebrannten gehörig einen zur Brust, junger Freund. Keine zehn Pferde kriegen ihn dann noch vor die Tür.«
    Tobias dachte an seine Geldbörse und lachte. »Ach, den werden wir schon zu überreden wissen.«
    Leo Kausemann machte eine skeptische Miene. »Da wäre ich nicht so zuversichtlich. Er ist so eigen, wie der Neckar nach der Frühjahrsschmelze reißend ist. Und wenn ich euch einen Rat geben darf: Macht euch bloß früh bemerkbar.«
    »Weshalb denn das?«
    »Weil er höllisch grantig werden kann, wenn er das Gefühl hat, jemand will ihm seinen sauer verdienten Abend vermiesen. Und mit einem grantigen Jentsch legt sich in dieser Gegend noch nicht mal der hitzigste Raufbold an, denn er weiß verteufelt gut mit der Flinte umzugehen. Der holt auch nach einem halben Dutzend Bechern Branntwein einen Vogel noch mit einem Schuss aus der Luft.«
    Vermiesen? Wir werden diesem Jentsch den Abend höchstens vergolden und dagegen wird er kaum etwas einzuwenden haben, dachte Tobias, bedankte sich jedoch für den guten Rat. Er bezahlte für das Beschlagen und das Bad, das Sadik genommen hatte. Leo Kausemann weiterhin in ein Gespräch zu verwickeln während er die Pferde sattelte und ihr Gepäck aufschnallte, bereitete ihm keine große Mühe.
    Als Sadik, wieder den Verband um den Kopf, endlich über den
    Hof ging kam, atmete er dennoch auf. Sie bedankten sich noch einmal.
    »Tut mir leid für die Mühe und die Unannehmlichkeiten«, sagte Sadik, als er aufstieg.
    »Von Mühe kann doch keine Rede sein«, wehrte Leo Kausemann ab.
    »Das kommt noch«, murmelte Sadik leise und sie ritten los.
    Magdalena hätten sie fast übersehen. Das letzte Licht des Tages verglomm im Westen und die graublauen Schatten der Dämmerung dunkelten rasch nach. Erst als sie sich vom Eichenstamm löste und ihr Bündel über dem Kopf schwang, sahen sie sie.
    Tobias zügelte sein Pferd und streckte ihr eine Hand hin. »Spring auf! Schaffst du es?«
    »So schwer ist das Gold in meinen Taschen nun auch wieder nicht!«, gab sie lachend zur Antwort. Erleichterung und die erwachte Hoffnung auf eine glückliche Zukunft mit ihrem Ludwig sprachen aus dem Lachen. Sie ergriff seine Hand, packte mit der anderen Hand die Sattelkante und zog sich zu ihm hoch.
    »Halte dich an seinem Gürtel fest!«, rief Sadik ihr zu. »Wir müssen jetzt reiten, was die Tiere hergeben! Der Schmied wird nicht lange brauchen, bis er Zeppenfeld und seine Handlanger findet. Aber sie werden dennoch nicht so bald in der Lage sein, uns zu folgen.«
    »Was hast du mit ihnen angestellt?«, wollte Tobias wissen, während sie nebeneinander über die dunkle Landstraße galoppierten.
    »Ihnen die Kleider und Stiefel zerschnitten!«, rief Sadik ihm zu. »Werden kaum mit nackten Füßen und in Unterhosen auf Verfolgung gehen!«
    Magdalena und Tobias brachen in fröhliches Gelächter aus, als sie sich die drei vorstellten, wie sie gefesselt, geknebelt und nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet im besten Zimmer des Gasthofes darauf warteten, dass man sie aus ihrer misslichen und zudem noch peinlichen Lage befreite.
    Die Nacht kam schnell. Nun ritt Sadik vorweg. Er hatte die scharfen Augen eines Raubvogels. Aber es war nicht nur die Schärfe seiner Augen, die ihn gefährliche Schlaglöcher und tiefe Spurrillen früh genug erkennen ließ, sondern er hatte ein besonderes Gespür dafür. Es glich dem faszinierenden Sinnesorgan einer Fledermaus, die auch in schwärzester Dunkelheit jedes Hindernis im Flug wahrnimmt und ihm stets rechtzeitig ausweicht.
    Tobias folgte ihm mit drei, vier Pferdelängen Abstand. So hatte er
    Zeit genug, um auf seine Warnungen reagieren und seinen Ausweichmanövern folgen zu können. Es war ein wilder nächtlicher Ritt, der einen unerfahrenen und weniger mutigen Reiter in Angst und Schrecken versetzt hätte. Es gehörten Mut und blindes Vertrauen in Sadiks Fähigkeiten dazu, um so durch die

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