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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Heinrich Heller ein. »Es ist schon ihr gutes Recht, besorgt zu sein und danach zu fragen. Lisette, ich gebe dir mein Wort darauf, dass keinem von euch ein Nachteil erwachsen wird. Euch kann Pizalla nichts anhaben, dafür werde ich Sorge tragen.«
    Lisette machte eine skeptische Miene, was Jakob noch mehr erboste. Das furchtsame Benehmen seiner Frau verletzte seinen Stolz, weil es erkennen ließ, dass sie dem Professor nicht so treu ergeben war und vertraute, wie er es tat. Das empfand er nach den langen Jahren, die er in Heinrich Hellers Diensten stand, als schändlich.
    »Wie kannst du dich so kleinlichen Gedanken hingeben, wenn hier das Leben des Professors auf dem Spiel steht?«, fuhr er sie an. »Ist das der Dank, dass er dich aus dem Waisenhaus geholt und dir die Chance gegeben hat, etwas Ordentliches zu lernen und einen ehrlichen Lohn Woche für Woche einzustreichen? Geh ins Haus! Ich schäme mich für dich!«
    Agnes unterstrich seine Zurechtweisung mit einem Nicken. Schamesröte stieg Lisette ins Gesicht. Schnell raffte sie ihre Röcke und lief ins Haus.
    »Das hättest du nicht tun sollen, Jakob«, tadelte Heinrich Heller seinen getreuen Stallknecht. »Sie ist noch jung und stets etwas ängstlich gewesen.«
    »Was in diesem Fall keine Entschuldigung ist, Professor«, erwiderte Jakob hart, der sonst nie etwas auf seine junge Frau kommen ließ. »Und jetzt kein Wort mehr über Lisettes Verhalten. Ich bringe
    Sie auf Ihr Zimmer. Sie müssen sich mit Ihrer Verletzung schonen.«
    »Danke, Jakob.« Heinrich Heller nahm die Stütze, die Jakob ihm bot, bereitwillig an. Das schmerzstillende Mittel, das Sadik ihm vor wenigen Stunden verabreicht hatte, ließ merklich in seiner betäubenden Wirkung nach. Die Wunde in seiner linken Schulter pochte heiß und er glaubte zu spüren, wie frisches Blut den Verband nässte.
    »Sie hätten mit Tobias und Sadik flüchten sollen«, meinte Jakob sorgenvoll, während er ihm die Treppe ins Obergeschoss hochhalf. »Dann wären Sie Zeppenfeld und Pizalla entkommen.«
    »Mit diesem Schulterdurchschuss?« Der Gelehrte schüttelte den Kopf. »Das wage ich zu bezweifeln. In meinem Zustand wären wir alle nicht weit gekommen. So jedoch haben Tobias und Sadik eine Chance zu entwischen. Ja, es ist schon richtig so, wie wir es angepackt haben.«
    »Richtig, dass dieser Pizalla Sie in den Kerker bringen kann?«, zweifelte Jakob und stieß die Tür zu Heinrich Hellers Studierzimmer auf.
    »Mit diesem Wissen habe ich all die Jahre gelebt, mein Bester«, erwiderte Heinrich Heller ruhig und sank mit schmerzverzerrtem Gesicht in einen der beiden dunkelgrünen Ledersessel, die vor dem Kamin standen. »Ich kann also nicht behaupten, dass ich unvorbereitet bin und nicht gewusst hätte, auf was ich mich eingelassen habe.«
    »Ich bin nur ein einfacher Mann und verstehe nichts von Politik. Doch es ist ungerecht, was hier mit Ihnen geschieht!«
    Heinrich Heller lächelte müde. »Recht und Unrecht ist eine Frage der Definition und des Standpunktes. Unsere Fürsten und Könige haben sich das Recht stets so zurechtgebogen, wie es ihnen genehm war. In einer Tyrannei gegen geltendes Gesetz zu verstoßen ist damit Unrecht aus der Sicht der Herrschenden. In Wirklichkeit ist dieser Widerstand und Kampf gegen die Unterdrückung der erste Schritt zu wahrer Gerechtigkeit. Aber lassen wir das.« Er atmete tief durch. »Auch wenn ich gesund und munter gewesen wäre, hätte ich mein Heil nicht in der Flucht gesucht. Alle meine Freunde, mit denen ich seit Jahren für eine geeinte deutsche Nation und für Reformen gekämpft habe, sind heute verhaftet worden. Wie kann ich mich da davonschleichen?«
    »Nur ein lebender Soldat ist auch ein nützlicher Soldat – egal, für welche Sache er kämpft!«, hielt der Stallknecht ihm vor. »Ihre eigenen Worte, Professor. Ich erinnere mich noch genau!«
    »Richtig. Doch für jeden schlägt einmal die Stunde, dass er klar
    Stellung beziehen muss«, erwiderte Heinrich Heller. »Und diese Stunde hat jetzt für mich geschlagen. Gut, den Kerker werde ich mir nicht ersparen können. Diese Genugtuung wird Pizalla haben. Aber zum Glück hat mich das Schicksal mit einem beachtlichen väterlichen Vermögen gesegnet. Zudem habe ich sogar in den höchsten Mainzer Kreisen so manchen einflussreichen Freund. Auch einige von denjenigen, die ich politisch bekämpfe, sind mir noch den einen oder anderen Gefallen schuldig. Sie sehen also, hier in Mainz kann ich sehr wohl noch einiges für mich und

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