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Fall bloß nicht auf!

Fall bloß nicht auf!

Titel: Fall bloß nicht auf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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nicht daheim.
    Trotzdem schauen wir erst in jedes Zimmer. Mach das immer so. Erst alles durchchecken.
    Gut, jetzt Schuhe aus. Stell sie hinter den Wäschetrockner, damit sie keiner sieht. Geh langsam. Regel Nummer eins: Im Dunkeln nie schnell gehen. Regel Nummer zwei: Schalte nichts ein, vor allem nicht das Licht, außer ich sage, dass die Luft rein ist.
    Manchmal kann man das ruhig machen. Jede Hütte ist anders. In manchen kannst du ruhig das Licht anmachen, Radio hören, fernsehen und so. Manchmal kannst du duschen oder ein Bad nehmen, du kannst kochen, was du willst. Solange du nachher immer alles sauber machst, sodass es aussieht wie vorher, wird keiner etwas merken.
    Hier dagegen kannst du dir nicht so viel erlauben. Alle Zimmer bis auf eines haben Fenster, da würden die Nachbarn von draußen gleich das Licht sehen. Gleiches gilt für Geräusche, du musst hier wirklich vorsichtig sein. Nebenan würde man hören, wenn du ein Gerät zu laut stellst.
    Aber dafür komme ich auch gar nicht hierher. Nicht in diese Hütte. Wir können nachher schon mal das Radio ganz leise anstellen, vielleicht bringen sie in den Nachrichten etwas über Mary. Nur deswegen möchte ich das Radio anmachen. Wie gesagt, in diese Hütte komme ich nicht zum Radiohören oder Fernsehen.
    Hierher komme ich zum Lesen.
    Denn diese alten Leutchen fahren auf Bücher ab.
    Früher mochte ich Bücher ja nicht sonderlich, aber jetzt stehe ich drauf. Wenn ich ganz von der Rolle bin, beruhigen mich Bücher manchmal wieder. Nicht immer. Wenn mich Erinnerungen verfolgen, dann hilft gar nichts. Aber ich mag Bücher, und die beiden Alten haben Hunderte.
    Komm. Wir schauen zuerst im Erdgeschoss nach dem Rechten.
    Hübsch eingerichtet ist es hier und dunkel. Ich mag die Dunkelheit. Man kann sich in sie einhüllen wie in eine warme Decke. Und oben wartet ein noch wärmeres Bett auf mich.
    Hier unten ist alles in Ordnung. Siehst du die Bücher? Wann hast du schon einmal so viele an einem Ort gesehen? Die können sie unmöglich alle gelesen haben.
    Wieder zurück in den Flur. Vorsicht mit den Bildern. Reiß sie nicht im Vorbeigehen runter.
    Die Treppe hoch. Tritt leise auf, nur für den Fall.
    Halt oben an und schau dich um.
    Noch mehr Bücher. Die Regale biegen sich unter den Büchern. Auch in den oberen Zimmern sind überall Bücher, sogar im Badezimmer. Schau dir das hier mal an. Ich habe drin geschmökert, als ich das letzte Mal hier war.
    Der Übermensch und der Wille zur Macht .
    Zuerst dachte ich, ein Comic, aber da sind keine Bilder drin. Im ganzen Buch geht es um einen Typ namens Nietzsche. Na egal, probier mal das hier.
    Die Schatzinsel .
    Das nenne ich eine Geschichte. Ich habe es mindestens sechsmal gelesen. Immer wenn ich hierherkomme, lese ich ein ganzes Buch, von vorn bis hinten, jedes Wort. Ich lese schnell. In einer Nacht schaffe ich ein Buch. In anderen Hütten gibt es auch Bücher und da brauche ich nicht im Dunkeln zu lesen.
    Mir macht das aber nichts aus.
    Wenn ich nur die Wörter erkennen kann, lese ich.
    Beim letzten Mal habe ich Die Schatzinsel nicht zu Ende gelesen, weil ich zu müde war, ich musste schlafen. Ich bin nur bis zu der Stelle gekommen, wo Jim Hawkins sich in einer Apfeltonne versteckt hält und die Piraten bei ihren Plänen belauscht, bis Long John Silver zu einem der Kerle sagt: »Hol mir mal einen Apfel« und in dem Augenblick …
    Psst!
    Keinen Mucks, Bigeyes.
    Da ist jemand an der Hintertür.
    Still. Bleib hinter mir im Treppenflur. Ich schau mal die Treppe runter.
    Niemand. Ich kann bis hinunter zur Hintertür sehen. Aber da draußen ist jemand. Frag mich nicht, woher ich das weiß.
    Psst!
    Schritte im Garten, ein Schatten nähert sich der Tür. Hält an. Jetzt sehe ich ihn. Das ist der Typ, den ich vor Marys Haustür gesehen habe. Eine hässliche Visage. Von hier aus kann ich ihn besser sehen als gestern aus der Nähe bei Mary. Mich kann er im Treppenflur nicht erkennen, ich bin im Schatten.
    Aber er schaut ja gar nicht her, er schaut auf die Tür, bückt sich, fummelt an etwas herum. Scheiße, er ist dabei, das Schloss zu knacken.
    Schnell – und keinen Mucks.
    Den Flur runter, mach dort die kleine Tür auf. Da führt eine weitere Treppe nach oben. Halt! Da klappert was. Hörst du’s? Ich höre es. Er ist noch nicht im Haus, aber bald. Oben an der Treppe ist eine Tür.
    Dahinter

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