Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fall Der Götter

Fall Der Götter

Titel: Fall Der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
Vom Netzwerk:
dunkel, als dass sie viele Details hätte ausmachen können. Eckige Formen ließen Möbelstücke erahnen. Klobige Rahmen enthielten fraglos das, was die Bewohner dieses Gebäudes als Kunst erachteten. Ein breiter, flacher Monitor, der neben einem schwach beleuchteten Kontrollfeld in die Wand eingelassen worden war, diente sicher als Computer oder Kommunikationskonsole.
    Vom anderen Ende des Raumes drang ein leises, sanftes Zischen, fast schon ein Pfeifen, herüber. Vannis lauschte einen Moment lang und erkannte, dass es von den zwei hier lebenden schlafenden Rindamil kam. Langsam setzte sie sich in Bewegung, der Klang ihrer Sohlen auf dem Teppichboden nur ein Flüstern. Als sie ihr Spiegelbild kurz im Wandmonitor erblickte – verschwommen, aber erkennbar –, schienen ihre indigofarbenen Augen zu leuchten.
    Einen Meter vor der erhöhten Fläche, auf der die Rindamil schliefen, blieb sie stehen. Bevor sie sprach, faltete sie die Hände vor ihrer Hüfte, bereit, den Transporterrückruf zu aktivieren, der an ihrem Unterarm hing. Vermutlich benötigte sie ihn nicht, aber sie floh lieber, als dass sie sich gefangen nehmen oder gar töten ließ. Das Transkorder-Implantat, das sämtliche ihrer Erfahrungen aufzeichnete und kontinuierlich ins Subraumnetzwerk des Dominion lud, machte ihren Tod zwar gewissermaßen irrelevant, aber Vannis wusste aus ihren bisherigen Toden – präziser ausgedrückt, aus denen ihrer sechs Klon-Vorgänger –, welch unvergleichlicher Schmerz mit dem Akt selbst einherging. Egal, ob es durch einen Unfall, Mord oder sogar die absichtliche Aktivierung des Terminierungsimplantats geschah – der Moment, in dem das Leben endete und die unverständliche Nichtexistenz begann, erschreckte sie jedes Mal zutiefst.
    »Aufstehen«, sagte Vannis. Der melodische Klang ihrer Stimme in dem stillen Zimmer verriet nichts von ihrer inneren Anspannung. Während sie wartete, strich sie mit dem Finger sanft über die Rückruftaste. Die beiden Rindamil auf der Schlaffläche bewegten sich. »Ich sagte: aufstehen«, wiederholte Vannis lauter. Diesmal schreckten die Wesen umgehend hoch.
    »Was …?«, fragte der Rindamil, der ihr am nächsten war, mit grabestiefem Bass. »Wer … Wer ist da?« Seine Partnerin neben ihm griff schnell zur Wand. Vannis wappnete sich für die Flucht, wusste aber aus den Scans, dass keinerlei Waffen im Raum waren. Einen Moment später erwachten die Lichtleisten in der Decke flackernd zu neuem Leben. Die zweite Rindamil hatte sie aktiviert. Das Paar saß in pastellfarbenen, zerwühlten Laken. Von der Hüfte aufwärts konnte Vannis die goldenen, halbfesten Platten sehen, die ihre stämmigen Körper bedeckten. Beide Personen wirkten schockiert und irgendwie klein, kaum wie man sich den Vizekönig und die Vizekönigin eines Planeten vorstellte. Der Mann blinzelte ein-, zwei-, dreimal, grüne Membranen bewegten sich dabei langsam über seine dunklen, großen Augen. Er schien Mühe zu haben, richtig wach zu werden und dem, was er sah, einen Sinn abzugewinnen. Irgendwann jedoch öffnete sich sein vierteiliger Schnabel, und was herauskam, war ein Ausdruck offenkundigen Erkennens: »Sie.«
    »Ja, ich«, bestätigte Vannis und dehnte beide Worte, bis sie fast wie Gesang klangen. »Es freut mich, dass Sie sich an mich erinnern, Teelent. Ich erinnere mich selbstverständlich auch an Sie.« Sie suchte nach Anzeichen eines bevorstehenden Angriffs, doch es gab keine.
    »Warum sollten Sie sich auch nicht an uns erinnern?«, klagte Teelents Partnerin Alsara hörbar verängstigt, stieg schwunghaft von der Schlafebene und zog sich ein Laken eng um die untere Körperhälfte. Sie war etwa so groß wie Vannis, knapp einen Meter fünfundsiebzig, und einen ganzen Kopf kleiner als Teelent. »
Sie
haben
uns
ausgewählt. Sie kamen uneingeladen und stellten Forderungen, bedrohten uns.«
    »Im Gegenteil«, widersprach Vannis in leicht beleidigtem Tonfall. »Mein erster Besuch auf Ihrer Welt diente dazu, Ihr Volk im Dominion willkommen zu heißen.« Sie hob die Arme und breitete sie aus. Die Geste sollte ihre Worte unterstreichen.
    »Uns ‚willkommen heißen‘?«, wiederholte Alsara immer lauter werdend. »Wir hatten nie darum gebeten, zu Ihrem Dominion zu gehören. Wir sagten Ihnen …«
    »Wie?«, fragte Teelent leise, und das eine Wort genügte, seine Partnerin verstummen zu lassen. »Wie sind Sie hier hereingekommen?«
    »Na, ich bin einfach hereingebeamt«, sagte Vannis. Sie wusste, welchen Schrecken diese ehrliche

Weitere Kostenlose Bücher