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Fallen Angel 07 Tanz der Rose

Titel: Fallen Angel 07 Tanz der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ungezwungene Atmosphäre in der Truppe hatte ihn so aufgelockert, daß er sich zu fragen traute: »Gibt es bei Ihrer väterlichen Liebe einen Unterschied zwischen Rosalind und Ihren beiden leiblichen Kindern? «
    Thomas schüttelte energisch seine Löwenmähne. »Wenn Sie ein Kind aufwachsen sehen, wenn es in Ihren Armen lacht und weint, dann spielt es keine Rolle, ob Sie es selbst gezeugt haben oder nicht. Wenn überhaupt ein Unterschied in meinen Gefühlen besteht, so will ich Rose vielleicht noch mehr beschützen als die beiden anderen, weil sie so ein tapferes kleines Ding war. « Geistesabwesend formte er aus verschütteten Biertropfen eine Tudor-Rose. »Und so lieb... ein fast schon unnatürlich braves Kind. Manchmal denke ich, daß Gott uns Jessica und Brian nicht geschenkt hätte, wenn wir Rosalind nicht aufgenommen hätten. Und das wäre eine Tragödie gewesen, denn ein Junge wird erst dann zum richtigen Mann, wenn er Kinder großzieht. « Thomas verstummte leicht verlegen. »Es läßt sich nicht leugnen, daß wir Iren ein sentimentales Volk sind! «
    Stephen hob seinen Krug und prostete ihm zu. »Mag sein, aber für Rosalind war es ein Segen, daß Sie und Maria sie gefunden haben. Ich wünschte... « - seine Stimme wurde rauh - »ich wünschte, ich könnte ernste Absichten verfolgen. «
    Thomas stieß laut den Atem aus. »Sie sind also verheiratet! Das dachte ich mir fast schon... Vergessen Sie es bitte auch in Zukunft nicht. «
    Viel zu stolz, um einzugestehen, daß er nur noch wenige Monate zu leben hatte, widersprach Stephen nicht. »Ich werde es bestimmt nicht vergessen«, versprach er.
    Obwohl sie eigentlich alles besprochen hatten, fühlte er sich in der Gesellschaft des Theaterdirektors so wohl, daß er die seltene Gelegenheit zu einem Gespräch unter vier Augen noch ein wenig ausdehnen wollte. Er gab dem Wirt ein Zeichen, Thomas' leeren Krug zu füllen, und fragte: »Glauben Sie, daß Chesterfield wirklich ein Engagement in Bath erhält? Es ist eines der besten Theater in ganz England. «
    Fitzgerald zuckte mit den Schultern. »Wenn ja, wird man ihn dort nur winzige Nebenrollen spielen lassen, aber ich glaube eher, daß er gelogen hat. Im Grunde ist ja das ganze Leben eines Schauspielers ein einziges Lügengespinst, weil er in einer Fantasiewelt weilt. Kein Wunder, daß wir immer mißtrauisch beäugt werden! «
    Trotzdem hatte dieser gebürtige Adlige den Sprung ins kalte Wasser gewagt und eine Wanderbühne gegründet. Was mochte ihn dazu bewogen haben? Neugierig fragte Stephen: »Sie haben neulich erzählt, Sie seien ein vielversprechender Student gewesen. Haben Sie jemals bereut, Ihre Karriere dem Theaterleben geopfert zu haben? «
    »Niemals! « antwortete der ältere Mann sofort. »Ich bereue nur, daß ich Maria daran gehindert habe, eine der ganz großen Tragödinnen zu werden - eine zweite Sarah  Siddons. Sie konnte nie auf den wirklich wichtigen Bühnen spielen, weil ich mich mit allen Regisseuren verkrachte. « Er lächelte selbstironisch. »Leider Gottes halte ich die Regisseure für Dummköpfe und glaube, alles besser zu wissen. «
    »Sie sind genauso begabt wie Ihre Frau. Haben Sie nie versucht, Kompromisse zu schließen, um so berühmt zu werden, wie Sie es verdient hätten? «
    Thomas seufzte. »Doch, versucht habe ich es einige Male, aber schon nach wenigen Tagen stand ich unweigerlich auf Kriegsfuß mit den Leuten, die mich engagiert hatten. Vielleicht würde ich mich bei Theaterdirektoren und Regisseuren nicht so auf die Hinterbeine stellen, wenn mein Vater kein solcher Tyrann gewesen wäre. Doch wenn er halbwegs vernünftig gewesen wäre, hätte ich mich möglicherweise nie für die Schauspielerei entschieden und wäre nicht enterbt worden. «
    In wenigen Worten hatte Fitzgerald sehr viel über sich verraten. Stephen, der ebenfalls einen tyrannischen Vater gehabt hatte, konnte Eigensinn gut verstehen. Er selbst hatte freilich nicht rebelliert, sondern den Weg von Gehorsam und Distanziertheit beschritten. War er nun klüger oder nur feiger als Thomas gewesen? Wäre er durchgebrannt, wenn er eine glühende Leidenschaft für das Theater gehabt hätte, oder wäre er eine Geisel des immensen Reichtums und der Verantwortung der Ashburtons geblieben?
    Wahrscheinlich letzteres, nachdem man ihm vom Tage der Geburt an Verantwortungsbewußtsein eingedrillt hatte. Trotzdem bedauerte er jetzt zutiefst, nicht einmal wahrgenommen zu haben, daß ihm auch andere Wege offenstanden. Sein Bruder hatte

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