Fallen Angel 07 Tanz der Rose
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Stephen hob arrogant die Brauen. »Ich bin das Familienoberhaupt, und es steht ihnen nicht zu, mich zu kritisieren. Wenn meine Entscheidung ihnen nicht paßt, können sie von mir aus alle zum Teufel gehen! «
Sein aristokratisches Gehabe reizte sie zum Lachen. Kein Wunder, daß ihr Vater Stephen als Herzog eingesetzt hatte! »Und wenn du nun nicht stirbst? Ärzte irren sich häufig. Wirst du dann nicht bereuen, unter deinem Stand geheiratet zu haben? «
»Nur ein Wunder könnte mein Leben retten, und ich glaube nicht an Wunder. « Er sah sie ruhig an. »Sollte es aber doch eintreten, werde ich meine Wahl nicht bereuen. Und du? «
»Nein, ich würde es auch nicht bereuen«, antwortete sie ruhig. Trotzdem wußte sie nicht, welche Antwort sie ihm geben sollte. Seine geschäftsmäßige Art irritierte sie, vor allem nach der Leidenschaft, die sie gemeinsam erlebt hatten. Und Liebe schloß er von vornherein aus.
Erst als Rosalind ihm in die Augen schaute, begriff sie alles. Wenn Stephen gesund wäre, hätten sie sich nie kennengelemt, und selbst wenn er sie irgendwo gesehen und sich in sie verliebt hätte, wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Doch jetzt war er sterbenskrank, einsam und angsterfüllt - und viel zu stolz, um das zuzugeben. Er würde niemals über die Lippen bringen, daß er sie - oder einen anderen Menschen - brauchte. Trotzdem brauchte er sie.
Ihr war erschreckend klar, was es bedeuten würde, ihn zu heiraten: ein wenig Freude, ungleich mehr Leid. Sie würde mit ansehen müssen, wie er dahinsiechte, und sie dürfte ihm nie zeigen, wie sehr sie darunter litt, um ihn nicht zusätzlich zu belasten. Ohne die Unterstützung ihrer Familie würde sie sich in einer ihr fremden Welt behaupten müssen, verabscheut von Stephens Freunden und Angehörigen.
Eine kluge Frau würde dankend darauf verzichten. Eine stolze Frau würde sich durch einen so kaltblütigen Antrag beleidigt fühlen.
Sie betrachtete das Kätzchen auf ihrem Schoß und kraulte es zärtlich am Hals. Offenbar war sie weder stolz noch klug...
Rosalind hob den Kopf und streckte eine Hand aus. »Ja, ich werde dich heiraten. «
Er drückte ihre Hand fast schmerzhaft fest. »Ich bin sehr glücklich und werde mein Bestes tun, damit du deinen Entschluß nicht zu bereuen brauchst. «
Die Erleichterung, die in seinem Gesicht geschrieben stand, bewies ihr, daß sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Sie liebte ihn, und der Gedanke an seinen baldigen Tod war kaum zu ertragen. Doch wenn sie die ihm verbliebene kurze Zeit zusammen verbrachten, würde sie wenigstens einige glückliche Erinnerungen haben. Außerdem würde ihr ein Stein vom Herzen fallen, wenn ihre Eltern finanziell abgesichert wären.
Ihre Aufmerksamkeit praktischen Dingen zuwendend, sagte sie: »Nachdem ich als fahrende Schauspielerin keine Heimatgemeinde habe, werden wir wohl bei dir heiraten müssen. «
»Das brauchen wir nicht. Ich werde mir in London eine Ausnahmegenehmigung besorgen lassen. Das dürfte nicht länger als drei Tage dauern - oder sagen wir vier, um ganz sicher zu gehen. Sollen wir am Mittwoch heiraten? «
Sie blinzelte, verwirrt über dieses Tempo. Aber er hatte recht - es gab keinen Grund zu warten und jeden Grund zur Eile. »Einverstanden. «
Stephen runzelte die Stirn, während er seinen Krawattenknoten festzog. »Wirst du die Truppe sofort verlassen können, oder werden wir warten müssen, bis dein Vater einen Ersatz für dich findet? «
Rosalind ließ das Repertoire der nächsten Zeit im Geist Revue passieren. »Einige Stücke werden verschoben werden müssen, aber mein Weggang wird die Truppe nicht vor unüberwindliche Probleme stellen. Es gibt weniger Frauen- als Männerrollen. «
»Ausgezeichnet, dann bleibt uns Zeit für kurze Flitterwochen, bevor wir nach London müssen. « Er klopfte Heu von seiner dunklen Jacke. »Ich habe meine Pflichten vernachlässigt, indem ich so lange bei der Truppe geblieben bin. Ich wollte nicht nach Hause. «
Sie lächelte ihm zu. »Ich bin froh, daß du ausnahmsweise deine Pflichten vergessen hast. Wir alle haben deine Gesellschaft sehr genossen. « Ihr Blick schweifte zum Fenster, um nach dem Sonnenstand die Uhrzeit abzuschätzen. »Du lieber Himmel, wir müssen schleunigst zum Gasthof zurück. Papa wird glauben, wir wären von wilden Lämmern gefressen worden. «
Stephen stand auf und half ihr hoch. Das Kätzchen kletterte rasch zu ihrer Schulter und klammerte sich dort mit
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