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Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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großen Edelstahltüren mit schweren Kühlschrankgriffen. Leere Metalltische mit Hängewaagen und rollbaren Tischchen standen ordentlich aufgereiht, und die Spülbecken in der Ecke hatten die Größe von Badewannen.
    »Bin ich etwa im verdammten Leichenschauhaus ?«
    »Fein beobachtet.« Das »Schnellmerker« hing ungesagt in der Luft.
    »Herrje …« Jim setzte sich auf, und tatsächlich lag zwei Tische weiter ein schwarzer Sack mit Inhalt, und neben ihm eine Leiche, deren Füße unter einem grünen Leintuch hervorschauten. »Die hängen einem also wirklich einen Zettel an den Zeh, was?«
    Eddie zuckte die Schultern. »Die Kandidaten hier können ihren Namen ja nicht mehr selbst sagen.«
    Jim schwang die Beine von dem Tisch, auf dem er lag, und da erst entdeckte er Adrian. Der Engel stand dicht bei der Flügeltür und wirkte ungewöhnlich in sich gekehrt. Normalerweise war er sehr raumgreifend, doch jetzt hielt er die Arme eng um die Brust geschlungen und die Füße dicht beisammen. Sein Mund war nur ein Strich, seine Haut hatte die Farbe eines Taschentuchs, und er starrte auf den Fliesenboden, die Augenbrauen tief gesenkt, die Wimpern dunkel auf den bleichen Wangen liegend.
    Er litt Schmerzen. Innerlich und äußerlich.
    »Ich hab dir ein paar Klamotten mitgebracht«, sagte Eddie. »Und ja, ich bin in deine Wohnung gefahren und habe Hund geholt. Er sitzt quietschfidel in unserem Pick-up.«
    »Dann bin ich also tot?«
    »Mausetot. So läuft es nun mal.«
    »Aber Hund darf ich trotzdem behalten, obwohl ich …« Kompost bin ?
    Gab es einen politisch korrekten Ausdruck für die Toten? Oder musste man sich um Politik wenigstens keine Gedanken mehr machen, wenn man erst mal den Löffel abgegeben hatte?
    »Ja, er gehört dir. Wo immer du bist, wird auch er sein.«
    Das war seltsamerweise eine Riesenerleichterung.
    »Willst du die Klamotten jetzt haben?«
    Jim betrachtete das, was Eddie in Händen hielt, dann sah er an sich herab. Sein Körper schien noch derselbe zu sein, groß und muskulös und fest. Augen, Nase und Ohren funktionierten einwandfrei.
    Wie zum Henker würde das ablaufen?
    »Das ist weder die beste Zeit, noch der beste Ort, um dir das zu erklären.« Eddie hielt ihm die Kleider hin.
    »Zweifelsohne.« Jim nahm die Jeans, das AC/DC-Shirt und die Lederjacke entgegen. Schwere Schnürstiefel. Dicke, weiße Socken. Und alles passte.
    Beim Anziehen blickte er sich immer wieder zu Adrian um.
    »Wird er wieder?«, fragte Jim leise.
    »In ein paar Tagen.«
    »Kann ich irgendwas tun?«
    »Ja. Frag ihn nicht danach.«
    »Geht klar.« Nachdem Jim die Schuhe zugeschnürt hatte, zog er sich die Jacke über. »Aber wie erklären wir, dass ich von den Toten auferstanden bin? Ich meine, da fehlt doch dann eine Leiche …«
    »Nein, da fehlt nichts.« Eddie deutete auf den Tisch, auf dem Jim gerade noch gelegen hatte, und … heiliges Kanonenrohr. Das war sein Körper. Lag da wie eine Rinderhälfte, mit grauer Haut und einem Einschussloch mitten in der Brust.
    »Deine Probezeit ist vorbei«, erklärte Eddie, als er das Laken wieder über das Gesicht deckte. »Jetzt gibt es kein Zurück mehr.«
    Mit starrem Blick betrachtete Jim die Wölbungen und Täler unter dem Leichentuch und kam zu dem Schluss, wirklich froh zu sein, dass seine Mutter nicht mehr am Leben war, um ihn zu »betrauern«. Machte die Sache um einiges leichter.
    Und auf diese Weise hatte er Matthias von der Backe.
    Der Gedanke zauberte ihm kurz ein Lächeln aufs Gesicht. »Es hat durchaus seine Vorteile, mausetot zu sein, was?«
    »Manchmal ja, manchmal nein. Es ist einfach, wie es ist. Komm schon, hauen wir von hier ab.«
    Immer noch verwundert seinen Leichnam inspizierend, sagte Jim: »Ich muss für eine Weile nach Boston. Die Jungs oben waren einverstanden.«
    »Und wir kommen mit. Teams halten zusammen.«
    »Selbst wenn es nicht euer Kampf ist?«
    »Jawoll.«
    Zur Abwechslung mal Verstärkung im Rücken zu haben war eine angenehme Vorstellung. Drei konnten definitiv mehr ausrichten als nur einer, und Gott allein mochte wissen, wie lange es dauern würde, Matthias’ Zielperson zu finden.
    »Coole Sache.«
    In diesem Moment kamen zwei Männer in weißen Kitteln herein, beide mit Kaffeebechern in der Hand und emsig ins Gespräch vertieft. Jim wollte schon in Deckung hechten - da merkte er, dass er die beiden zwar klar und deutlich sehen und ihre Crocs über die Fliesen schlurfen hörte - er roch sogar den Kaffee -, sie aber im Gegenzug überhaupt nicht

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